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“Arbeiten – Chancen geben, Chancen nutzen”

Staat und Wirtschaft wollen das Potenzial der Migrationsbevölkerung nutzen und fördern ; Positive Zwischenbilanz im TAK-Integrationsdialog "Arbeiten – Chancen geben, Chancen nutzen"

Die Partner im TAK-Integrationsdialog “Arbeiten – Chancen geben, Chancen nutzen” haben am Montag eine positive Zwischenbilanz gezogen. Seit dem Start des Dialogs durch die tripartite Agglomerationskonferenz (TAK) im Oktober 2012 haben Staat, Arbeitgeberverbände und die Sozialpartner mehrerer Branchen verschiedene Projekte in Angriff genommen, um das Potenzial der hier lebenden Migrantinnen und Migranten besser zu nutzen und deren Integration am Arbeitsplatz zu fördern.

TAK-Präsident Guy Morin fasste die Zwischenbilanz im Namen der Dialogpartner zusammen: “Es ist gelungen, die staatlich-private Zusammenarbeit zu intensivieren, um die konkreten Ziele zu erreichen, die wir uns 2012 gesetzt haben. Erfreulich ist auch, dass sich mit Allpura, hotelleriesuisse und swissstaffing weitere Branchenverbände dem Dialog angeschlossen haben.”

Mehr Arbeitskräfte im Inland rekrutieren
Die Dialogpartner wollen verstärkt Arbeitskräfte im Inland rekrutieren und dabei auch die hier ansässige Migrationsbevölkerung berücksichtigen. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga erklärte den Grund: “Viele dieser Menschen möchten gerne arbeiten, darunter zahlreiche Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt ist seit der Aufnahme von Artikel 121a in die Bundesverfassung wichtiger geworden: Das Potenzial an Arbeitskräften in der Schweiz muss besser genutzt und gefördert werden”. Das Staatssekretariat für Migration unterstützt seit Jahren Projekte, um die hier ansässige Migrationsbevölkerung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das neueste ist ein Pilotprojekt des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), das im Frühling startet. Es soll Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge zum Beispiel mit fachspezifischen Sprachkursen dabei unterstützen, den SRK-Pflegehilfekurs erfolgreich abzuschliessen und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen.

Wirtschaft informiert über Integration
Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, erklärte im Namen der Wirtschaftspartner: “Arbeitgeber spielen eine zentrale Rolle im Integrationsprozess”. Deshalb nutzten die Arbeitgeber- und Branchenverbände ihre Medien vermehrt, um Informationen über diesen Prozess zu verbreiten. Zudem würden Integration und interkulturelle Kommunikation in der Ausbildung von Führungskräften vertieft behandelt – bei GastroSuisse zum Beispiel seit 2013, bei hotelleriesuisse ab diesem Jahr. Die Wirtschaft wolle auch dazu beitragen, mehr Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren, zum Beispiel mit dem Lehrgang “Perspektive Bau” im Kanton Luzern, der in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Baumeisterverband entstanden sei. Swissstaffing werde im Frühling die Eckwerte für ein eigenes Projekt konkretisieren.

Arbeitgeber fördern Spracherwerb
Roland A. Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands, ging auf die Dialogprojekte der Wirtschaft zur Sprachförderung ein und hielt fest: “Sprache ist ein bedeutender Faktor für die Integration am Arbeitsplatz und im täglichen Leben.” Er verwies auf das Projekt “Deutsch auf der Baustelle” der Sozialpartner im Bauhauptgewerbe. Wie bereits 2014 würden auch dieses Jahr rund 400 Bauarbeiter den praxisorientierten Sprachkurs besuchen; bei genügender Nachfrage solle das Projekt 2015 in die Westschweiz übertragen werden. Die Sozialpartner in Gastgewerbe und Hotellerie ihrerseits hätten die Zahl der Sprachlektionen im Basisqualifikationskurs “Progresso” erhöht. Nicht zuletzt hätten die Dialogpartner einen Flyer mit Tipps für KMU verfasst, damit sie den Spracherwerb ihrer fremdsprachigen Mitarbeitenden im Arbeitsalltag unterstützen können.

Berufliche Grundbildung und Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen
Um das inländische Arbeitskräftepotenzial zu nutzen, haben die Dialogpartner zwei Schwerpunkte gesetzt, wie Jean-Michel Cina, Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen (KdK), ausführte. Zum einen wollen sie darauf achten, dass die berufliche Grundbildung für Erwachsene die Bedürfnisse von bildungsfernen Arbeitskräften und der hier ansässigen Migrationsbevölkerung berücksichtigt: “Der Berufsabschluss mit seinen Anforderungen an Sprachkenntnisse und selbständiges Lernen stellt viele Erwachsene vor Hürden, die sie ohne Unterstützung kaum überwinden können.” Zum anderen sollen mehr Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene in den Arbeitsmarkt integriert werden. “Bund und Kantone sind daran, administrative Hemmnisse (z. B. vereinfachte Bewilligungsverfahren) abzubauen”, erklärte Cina. Zudem hätten sich die Dialogpartner bereit erklärt, diese Zielgruppe bei Stellenbesetzungen bewusst zu berücksichtigen.

Städte und Gemeinden: Mit gutem Beispiel vorangehen
Diesen Faden nahm Kurt Fluri, Präsident des Schweizerischen Städteverbands (SSV), auf. Aus sozialpolitischen Gründen müsse es gelingen, Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren: “Da, wo sie können, sollten Städte und Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen.” Denn sie seien selbst bedeutende Arbeitgeber, etwa im Gesundheits- und Pflegebereich oder bei Reinigung und Unterhalt, stellte er auch im Namen des Schweizerischen Gemeindeverbands (SGV) fest. Ferner sollten die lokale Politik und das lokale Gewerbe den Austausch pflegen, um Integrationsfragen zu diskutieren, zum Beispiel die berufliche Weiterbildung. Diese wirke im Idealfall wie ein Integrationsmotor: “Wer merkt, dass er sich durch neues Wissen besser einbringen kann, der übernimmt bei der Arbeit und in der Gesellschaft auch mehr Verantwortung.”