Integration

Florentina Ahmeti ist Lehrerin und Brückenbauerin

Zwischen Schweizer Schule und albanischer Kultur. Florentina Ahmeti ist Lehrerin und Brückenbauerin.

Als Achtjährige betrat sie zum ersten Mal eine Schweizer Schule. Heute, zwanzig Jahre später, arbeitet sie als Primarlehrerin in Schmerikon. Florentina Ahmeti  über die Bedeutung des Migrationshintergrunds im Lehrberuf.

„Dass mein Migrationshintergrund in diesem Beruf so eine grosse Rolle spielen würde, war mir am Anfang gar nicht bewusst“, erklärt die junge Lehrerin zu Beginn des Interviews. Ihre Lehrerkollegen und Kolleginnen sagen, man merke gar nicht, dass sie Albanerin sei. „Erst wenn ich von persönlichen Erfahrungen als Schülerin im Schweizer Schulsystem erzähle, fällt ihnen wieder ein, dass ich nicht den gleichen Hintergrund habe wie sie.“

Vorurteile, sässen auch in Lehrerteams tief. Vorurteile, von denen sie selber nicht merken, dass es welche sind. „Ich mache darauf aufmerksam und versuche ihnen eine andere Sichtweise auf ein gewisses Verhalten aufzuzeigen, um festgesetzte Meinungen zu durchbrechen“ sagt Ahmeti. Wenn ein Kollege findet, das sei halt so bei den Albanern, kann sie dies nicht stehen lassen. Durch Erfahrungen, die man als Lehrperson mit einzelnen Kindern und Eltern macht, könne man nicht einfach irgendwelche Schlüsse auf die Identität ganzer Nationen ziehen. Lehrerinnen und Lehrer seien jedoch sehr interessiert daran, mehr über andere Kulturen zu erfahren. Immer wieder wird Ahmeti dazu angehalten über albanische Traditionen, Werte und Gepflogenheiten zu erzählen. „Sie wollen sich nicht von den Medien und ihrem negativ kreierten Bild beeinflussen lassen.“

Doch eigentlich sei sie Lehrerin geworden, um Kindern etwas beizubringen, Inhalte zu vermitteln, einfach zu unterrichten. Mit der Zeit ist Ahmeti aber aufgefallen, dass allgemein ein Bedarf an kulturellem Austausch zwischen Schule und Elternhaus vorhanden ist. Ihr Vorteil als albanische Lehrerin besteht darin, dass Lehrpersonen sowie Eltern mit Migrationshintergrund Fakten anders aufnehmen, wenn sie aus persönlicher Erfahrung berichtet.

„Schau mal, Frau Ahmeti hat es auch geschafft, dann schaffst du das auch“ hat ein Vater aus Sri Lanka zu seiner Tochter während eines Elterngesprächs gesagt. Vor allem für Migranteneltern gilt die Lehrerin mit albanischen Wurzeln als Vorbild für ihre Kinder. Sie sehen, dass es nicht unmöglich ist, als Kind von Einwanderern Erfolg in der Bildung zu haben.

Interkultureller Austausch schafft Integration

Wenn Florentina Ahmeti von ihrer Heimat, Religion oder ihrer Kindheit in Presheva und später in der Schweiz erzählt, hören ihre Schülerinnen und Schüler aufmerksam zu. „Das motiviert die Kinder von sich selbst, ihrem Zuhause und ihren Traditionen zu berichten, egal ob es Fremdsprachige oder gebürtige Schweizer sind.“ Dadurch entsteht ein wertvoller Austausch über Lebensweisen und Identitäten nicht nur zwischen der Lehrerin und den Kindern sondern auch unter Klassenkameradinnen und Kameraden.  „Ich hoffe damit, die interkulturelle Kompetenz meiner Schülerinnen und Schüler zu stärken.“ Die Frage ob sie im Schulzimmer andere Werte vermittelt als andere Lehrpersonen, verneint Ahmeti. Sie vermittle Werte, die in Schweizer Schulen üblich sind, was sehr wichtig ist, da dadurch die Integration der fremdsprachigen Kinder gefördert wird.

Integrationsförderung und interkulturelle Vermittlung. Das gehört für Florentina Ahmeti zu ihrem Berufsalltag als Lehrerin, als Brückenbauerin.

Ermira Ljutvija