Integration

Integration braucht uns alle

Integration ist ein Prozess, der dazu führen soll, dass sich Albaner sowie Einheimische bezüglich ihrer beruflichen Möglichkeiten, ihrer Bildung und ihrer Wohnsituation nicht mehr unterscheiden

 

 

Es gibt fast eine halbe Million Menschen mit Ursprung Balkan in der Schweiz und unter der Gesamtbevölkerung des Landes von rund acht Millionen sind fast zwei Millionen nicht Schweizer. In der öffentlichen Wahrnehmung sind Albaner primär nur im Sport sehr begabt. Dass es inzwischen auch an der Uni, der ETH und der ZHAW viele albanische Studenten und Doktoranden hat, wird nicht wahrgenommen. Die grösste Gruppe der Kosovo-Albaner ausserhalb des Kosovos bzw. Albaniens, lebt in der Schweiz. Sie sind seit Jahrzehnten geschätzte Arbeitskräfte in unserem Land.

Das Leben ist nicht immer einfach für junge Menschen, die aufgrund von Kriegen aus ihrer Heimat entwurzelt wurden und den Weg in ein neues Land auf sich nehmen, das teilweise abweisend reagiert. Während der Zeit, als ich in die Schweiz kam, hängte überall ein Plakat von einer rechten Partei gegen die öffentliche Finanzierung von Integrationszentren für Migranten aus dem Kosovo. Dies war definitiv kein angenehmes Gefühl für mich. Im letzten Jahrzehnt gab es regelmässig Kampagnen gegen Einwanderung, die auf die Balkan-Gemeinschaft ausgerichtet waren. Sie wurden für alles beschuldigt: für die wachsende Kriminalität, den Drogenhandel, Geschwindigkeitsübertretungen und fallende Bildungsstandards. Und es gibt Anzeichen von systematischer Diskriminierung.

Rassismus gibt es überall auf der Welt

Studien der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus haben gezeigt, dass junge Menschen mit Balkan-Namen eine weit geringere Chance auf einen Job als solche mit Schweizer Namen haben. Die Kluft war so gross, dass Zürich eine Regelung eingeführt hat, wonach die Arbeitgeber Bewerbungen bewerten müssen, ohne den Namen der Kandidaten zu kennen. Nur wenn Spezialisten gesucht werden, die weltweit gesucht werden, spielt interessanterweise die Nation keine Rolle.

Rassismus gibt es überall auf der Welt. Ich erlebte Rassismus in allen drei Ländern, in denen ich gelebt habe (Kosovo, Deutschland und Schweiz), und auch während meiner Weltreise (Australien und Asien). Mir ist aufgefallen, dass es immer die grösste Ausländergruppe ist, die von Rassismus betroffen ist. Vielleicht liegt es in der menschlichen Natur, eine Gruppe zu benötigen, der man alle Schuld in die Schuhe schieben kann. Offensichtlich fühlen sich die Menschen dadurch besser und ihr Leben wird einfacher. Nicht unterschätzen darf man auch die Rolle der Medien diesbezüglich, die natürlich von Schlagzeilen lebt und deshalb gerne Ereignisse dramatisiert oder sogar aktiv Missstimmung herbeiredet.

Gegenseitige Offenheit, und nicht Ausgrenzung, müssen die Zukunft prägen.

Die demografische Entwicklung in der Schweiz wird dazu führen, dass auch in Zukunft mit Zuwanderung aus teilweise fremden Kulturkreisen umgegangen werden muss. Die Integration dieser Menschen stellt eine umfangreiche Herausforderung dar. Aufgrund des fehlenden Dialogs und der fehlenden gegenseitigen Offenheit sind wir heute mit gewissen Defiziten konfrontiert: Auf der einen Seite bilden Unkenntnis über Kultur und Religion der Albaner eine Basis für Angst, Ablehnung und Unsicherheit. Auf der anderen Seite wird von den Eingewanderten oft zu wenig erkannt, welche Chancen sich bei entsprechendem Integrationswillen auch bei Menschen aus fremden Kulturen bietet. Gegenseitige Offenheit, und nicht Ausgrenzung, müssen die Zukunft prägen.

Integration hat die bestmögliche Einbindung aller Gesellschaftsmitglieder zum Ziel. Sie ist ein Prozess, der dazu führen soll, dass sich Albaner sowie Einheimische bezüglich ihrer beruflichen Möglichkeiten, ihrer Bildung und ihrer Wohnsituation nicht mehr unterscheiden. Es ist ein Prozess, in dem der soziale und kulturelle Austausch zwischen allen Bevölkerungsgruppen gefördert wird und der die gesellschaftliche und politische Partizipation ermöglichen soll.

Junge Menschen mit Balkan-Namen haben geringere Chance auf einen Job 

Studien der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus haben gezeigt, dass junge Menschen mit Balkan-Namen eine weit geringere Chance auf einen Job als solche mit Schweizer Namen haben. Die Kluft war so gross, dass Zürich eine Regelung eingeführt hat, wonach die Arbeitgeber Bewerbungen bewerten müssen, ohne den Namen der Kandidaten zu kennen.

* Die Autorin steht in die Führung von  Skenderbeg Alternative Investments AG