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Schweizer Motorradfahrer können es kaum erwarten, wieder nach Kosova zu gehen

"Schon jetzt habe ich die Ferien für nächstes Jahr reserviert. Ich werde wieder hingehen und bin auch im Gespräch mit weiteren Frauen ... ", sagt Raphaela Hartung

Mitten im kleinen Dorf Müllheim zeigen Schweizer Motorradfahrer, die im Herbst Kosovo  besucht hatten, ihren Freunden, Frauen und Verwandten den Film “Enduro Fahrt im Kosovo”. Für die Präsentation der positiven Seite Kosovos und der Albaner wählten die Organisatoren ein spezielles Lokal mit einem besonderen Nachtessen. Fondue in einem Klubrestaurant von Schwingern, der traditionellen schweizerischen Version des Ringkampfs.

Und natürlich fehlt es in solchen Lokalen nicht am Interesse für Ausländer und vor allem für Albaner. Die problematische Seite der Albaner ist gut bekannt. Für diese Seite der Information sorgen die Medien, selbstverständlich. Heute aber war die andere Seite der Medaille zu sehen. Die guten Albaner. Und dies aus erster Hand. Im Unterschied zu dem, was  die Medien servieren. Der Film und die Fotos selbst sagten mehr als jeder Journalist.

“Kommentare sind überflüssig”, sagte ein um die 50-Jähriger, der sehr sehr viele Vorbehalte gehabt hatte, bevor er nach Kosova aufgebrochen war. Doch er hat seine Vorstellungen offensichtlich stark geändert. “Nächstes Jahr gehe ich wieder”, sagte er. Die Fotos und der Film berichteten den Anwesenden die  Geschichte einer Gastfreundschaft, wie sie sie bis jetzt nirgends gesehen hatten.

Ich hatte einfach gesagt: “Dann gehen wir doch nach Jugoslawien”

Aber so leicht und einfach wie es gesagt war, war es nicht getan. Zumindest nicht für den Organisator Ueli Herzog, ein erfolgreicher Milchtransportunternehmer. Unter anderem sagt er: “Heute Abend werden Sie sehen, wie einer nach dem andern fragen wird, wann wir wieder nach Kosovo gehen. Doch anfänglich, bevor wir dort hinunter gegangen waren, hatten sie ein völlig gegenteiliges Bild. Als ich ihnen vorschlug, nach Kosovo zu gehen, widersprachen alle. Nein, sicher nicht, sagten sie mir.”

“In der Schweiz gibt es viele viele negative Vorurteile über die Kosovaalbaner”, sagt er. “Das ist natürlich schlecht. Es war nicht leicht für mich, die anderen zu überzeugen, nach Kosova zu gehen. Ich sagte ihnen einfach, dann gehen wir doch nach Jugoslawien, wohin genau verschwieg ich ihnen, und als sie dann am Ende bei den Billets sahen, dass wir nach Kosova gingen, sagten sie mir, ‘hej, bist du verrückt. Dort unten ist Krieg, wir gehen nicht dort hin.’
Trotz den Vorbehalten gingen wir”, erzählt er. “Was nachher passierte, können Sie selbst sehen und hören.”

Eine Frau aus der Schweiz durchquert allein die Berge Kosovas

Tatsächlich zeigen die überall im Restaurant aufgehängten Fotos aus den Ferien in Kosovo die grosszügige Einstellung dieser Sportler. Und auch der Film zeigte eine für viele Neugierige, die sich Kosovo etwas anders vorgestellt hatten, überraschende Natur. Eindeutig waren die zurückgekehrten Schweizer darum besorgt gewesen, von Kosovo nur die guten und positiven Seiten für ihre Familien und Freunde mitzubringen.

Auch die einzige Frau in der Gruppe von 24 Schweizern, Raphaela Hartung, erlebte es nicht anders. Sie nimmt am Schweizer Motocross – Rennen für Frauen teil.

“Wir fuhren mit den Enduro-Motorrädern oft von einem Dorf zum andern und jedes Mal, wenn wir einen Halt machten, boten uns die Dorfbewohner Kaffee, Getränke und Gebäck an.
Sie waren sehr freundlich und wenn sie sahen, dass unter uns auch eine Frau war, wurden sie noch neugieriger mit Fragen, wie denn eine Frau ohne jegliche Angst hunderte Kilometer zurücklegte, um zwischen kosovarischen Dörfern herumfahren zu können. Schon jetzt habe ich die Ferien für nächstes Jahr reserviert. Ich werde wieder hingehen und bin auch mit andern Frauen im Gespräch, die sich uns bei der Frühlingstournee vielleicht anschliessen werden”, erzählt sie.

“Die Piste der Könige” ist auch für Champions unvegleichlich

Das Fahren mit den Enduro-Motorrädern in Kosova war ein selten aufregendes Ereignis, angefangen vom gebirgigen Terrain, der Natur und bis zur aussergewöhnlichen Gastfreundschaft. Das Ziel dieses Besuchs in Kosova war jedoch auch die Teilnahme am Motocrossrennen, das in Gjilan organisiert wurde. Die Schweizer dominierten dieses Rennen in allen Kategorien. Der Gewinner des Gjilaner Rennens, Michael Scheiben, zeigte sich glücklich, Kosova besucht zu haben. “Dort erlebte ich ein einzigartiges Rennen und aussergewöhnliche Ferien”, sagte er.

“Die Piste war sehr schwierig. Ich habe nie eine solche Piste gesehen”, urteilt der fünffache Schweizermeister und einmal auch Sieger eines internationalen Rennens über die “Piste der Könige”. Die stärkste Konkurrenz auf dieser Piste erwuchs ihm vom albanischen Verfolger, Alban Beqiri.

“Es gefiel mir ausserordentlich gut in Kosovo. Ich war überrascht von den vielen gastfreundlichen, hilfsbereiten Menschen; das Essen, die Getränke, alles war tipp-topp”, sagt er in der Hoffnung, nächstes Jahr an der Touristengruppe, die Kosovo besuchen wird, teilzunehmen.

Die Gruppe von nächstem Jahr wird doppelt so gross sein, berichtet unterdessen Ueli. “Wir denken, zweimal im Jahr hin zu gehen. Im Frühling und im Herbst. Alle, die dieses Jahr dort waren, wollen nächstes Jahr wieder gehen, weil die Gastfreundschaft und alles andere dort super waren. Das dortige Motocrossrennen ist bereits Tradition geworden. Es wird jedes Jahr  stattfinden und wir werden dabei sein.