Entwicklung

Basler Unterstützung für Musikschulen in Kosovo: nach Gjakova auch Rahovec und Peja

Vor sieben Jahren begannen Dorothea und Georg Fankhauser aus Basel die Musikschule in Gjakova zu unterstützen. Seither konnte diese Musikschule wachsen und ihr Niveau bedeutend steigern. Immer wieder treten die Musikerschüler und –schülerinnen in Konzerten auf und stellen ihr Können unter Beweis. Nun weitet Dorothea Fankhauser ihre Unterstützung auf zwei weitere Musikschulen aus, in den Städtchen Rahovec und Peja. Langsam entsteht ein Netz musikalischer Zusammenarbeit in Kosova. Gemeinsam ehrten am letzten Samstag Musizierende aus Gjakova und Rahovec die Donatorin.

Wie bereits viele Male verliess kürzlich ein Lastwagen Basel Richtung Kosovo, beladen mit Musikinstrumenten. Diesmal fuhr die kostbare Ladung nicht nur nach Gjakova, sondern auch nach Peja und Rahovec. Die Musikschule in Rahovec besteht erst seit drei Jahren und die Mittel der Schule sind äusserst knapp. Wie in ganz Kosovo fehlt auch hier das Geld an allen Ecken und Enden, und Kultur steht ziemlich an letzter Stelle der öffentlichen Ausgaben. Da die meisten Eltern nicht die finanzielle Möglichkeit haben, ihren Kindern ein Instrument zu kaufen, ist Musikunterricht für viele ein unerschwinglicher Luxus. Aber Musik sei wichtig in unserem Leben, betonte Dorothea Fankhauser anlässlich des Konzertes in Rahovec, als Hobby-Musikerin erfahre sie immer wieder, wie viel Begeisterung und Lebensfreude Musik vermittle, und vielleicht könne sie sogar die Welt zum Bessern verändern. Deshalb ist es ihr ein Anliegen, möglichst vielen Kindern die Möglichkeit zu geben, zu musizieren.

Im Konzert in Rahovec traten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene einzeln und in Kammermusikformationen auf, von den kleinen Anfängern bis zu dem Musikstudentinnen und –studenten, die sich nach Abschluss der Musikschule Gjakova in Pristina auf eine Berufskarriere vorbereiten. Unter der Leitung von Astrit Pallaska sangen zum Schluss gegen vierzig Kinder von Rahovec und Gjakova gemeinsam im Chor, und zeigten, was der erfahrene Chor- und Orchesterleiter innerhalb von wenigen Musikstunden mit den kleinen Sängerinnen und Sängern von Rahovec erreichte, unterstützt vom bereits geübteren Chor von Gjakova. Die Freude und Begeisterung der Musizierenden übertrug sich auf das Publikum. Die Erziehungsdirektorin der Gemeinde, Vjollca Vuçiterna, und der Leiter der Musikschule von Rahovec, Nasër Dula, dankten der Donatorin und allen Beteiligten für ihren grossen Einsatz.

Eine ähnliche Zusammenarbeit zwischen Musikschulen gab es bereits im letzten Frühjahr, als das Orchester und der Chor von Gjakova gemeinsam mit dem Foss-Orchester Basel-Muttenz nach Mitrovica reisten, um mit den Schülern und Schülerinnen der dortigen Musikschule an der Brücke der geteilten Stadt ein Konzert im Freien zu geben. Dorothea Fankhauser hofft, dass solche Beispiele weitere ausstrahlen und mehr und mehr Kinder erleben können, welch positive Kraft die Musik hat und wie sie Menschen verbinden kann. Seit Jahren sammeln sie und ihr Mann Instrumente in der Schweiz für Kosovo, unterstützen junge Talente, knüpfen Kontakte mit ausländischen Musikerinnen und Musikern, die in Kosovo Kurse erteilen und mit den Schülerinnen und Schülern Konzerte einüben. Auch zwei Musicals gelangten auf diese Weise bereits zur Aufführung, eines davon „Arietha & Gëzimi“ auch in der Schweiz.

Junge Musikerinnen aus Gjakova unterrichten in Rahovec

Mit den gespendeten Musikinstrumenten aus der Schweiz kann die Musikschule in Rahovec zusätzliche Musikstunden anbieten. Als Lehrerinnen für Querflöte, Cello und Violine werden neu drei junge Musikstudentinnen aus Gjakova in Rahovec unterrichten: Jeta Gërqari, Drenusha Lota und Kaltrina Berisha. Die Flötistin Jeta und die Cellistin Kaltrina berichten vorn ihrem Weg von der kleinen Chorsängerin in Gjakova zur Musikstudentin in Pristina und Unterrichtenden in Rahovec.

Die beiden jungen Frauen kommen aus einer Familie mit einem Musikliebhaber als Vater, doch Musikunterricht konnte keiner der beiden Männer besuchen. Jeta sang schon als kleines Kind sehr gerne und so liessen die Eltern sie in der Primarschule im Kinderchor in Gjakova mitsingen, den Astrit Pallasku, damals auch Direktor der Musikschule, leitet. Jeta trat nach einiger Zeit wie Kaltrina in die Unterstufe der Musikschule ein, und als die Schule dank der Unterstützung von Dorothea Fankhauser neue Instrumente erhielt, wählte sie die Querflöte. „Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Instrument ist, aber meine Schwester spielte Geige und so entschied ich mich für die Flöte“, erzählt sie lachend. „Bevor ich in die Oberstufe kam, war ich nicht sicher, ob ich ins Gymnasium wollte, oder in der Musikschule bleiben sollte.“ Doch Jeta konnte in vielen Konzertprojekten mitmachen, die ihr Spass machten, und so entschied sie sich für die Oberstufe der Musikschule. Von da an war auch klar, dass sie Musik zu ihrem Beruf machen wollte. Die Aufnahmeprüfung an die Hochschule für Musik war für sie und für Kaltrina keine grosse Hürde nach der guten Vorbereitung in Gjakova. Beide sind sie nun im zweiten Studienjahr in Pristina und haben schon viel Orchestererfahrung.

Kaltrina hat vier Geschwister und alle fünf sangen als Kinder im Chor der Musikschule Gjakova und drei studieren heute Musik. Die Wahl des Musikinstrumentes fiel Kaltrina nicht schwer, das Cello sei ganz eindeutig ihr Instrument, sagt sie. Und weil sie kräftige Hände habe, sei auch der Lehrer überzeugt gewesen, dass dies das Richtige für sie sei. „Hart war nur, dass ich den ganzen Sommer über warten musste, bis ich im September mit Cellospielen anfangen konnte. Aber ich hatte einen sehr guten Lehrer aus Prizren, er hat mir nicht nur musikalisch sehr viel beigebracht, sondern auch menschlich.“

Als erste der Musikschule Gjakova durften Kaltrina und ihre Schwester an einem Meisterkurs für Cello in Frankreich teilnehmen, zu dem sie Dorothea Fankhauser einlud. In letzten und vorletzten Sommer konnten auch Jeta und eine ganze Gruppe der besten Musikschüler und –schülerinnen aus Gjakova einen Meisterkurs in Frankreich besuchen.

Und jetzt beginnt mit dem Unterricht in Rahovec ein neues Abenteuer für Jeta und Kaltrina. Am Samstag werden sie nun jeweils die gut 60-km-Autobusfahrt nach Rahovec unternehmen, um einer Gruppe von fünf, sechs Kindern die ersten Schritte auf ihrem Instrument beizubringen. Didaktik steht erst im nächsten Jahr auf ihrem Studienplan, aber mit Unterstützung ihrer eigenen Lehrer und dank Internet und Youtube haben sie sich mit Begeisterung auf die neue Herausforderung vorbereitet.

(Weitere Informationen s. Webseite <dorotheafankhauser.ch> )