Entwicklung

Das Ziel eines Unternehmens ist mehr als der wirtschaftliche Erfolg

Vllaznim Xhiha: "Die swissalbs-Initiative zielt darauf ab, dass sich in der Schweiz tätige albanisch-stämmige Unternehmer/innen miteinander vernetzen und somit neue Kooperationsmöglichkeiten schaffen"

«Unternehmer/in zu sein ist eine spannende Tätigkeit und falls man arbeitsfreudig, investitionsfreudig und innovationsfreudig ist, hat man die Grundvoraussetzungen, um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden.» Das sagt der Mann, der genau weiß, wovon er spricht. Vllaznim Xhiha. Er ist Unternehmer, Ingenieur und ehemaliger Universitätsdozent. Im Interview für albinfo.ch und swissalbs, spricht Xhiha über die swissalbs-Initiative und dessen Vision, den oder die beste/n swissalbs Jungunternehmer/in für deren Mut und Engagement, auszuzeichnen.

Albinfo.ch: Wer ist Vllaznim Xhiha?

VX: Ich bin Unternehmer. Die Mittelschule und das Ingenieur-Studium habe ich in Zürich im Jahr 1976 abgeschlossen. Nach einer mehrjährigen professionellen Tätigkeit als Angestellter in Kosovo und in der Schweiz, habe ich meine Karriere als Unternehmer im Tessin im Jahr 1993 begonnen. Zusammen mit einem Schweizerkollegen, habe ich das High-Tech Unternehmen NEWAVE ENERGY AG für die Herstellung von USV-Analgen (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) in Lugano gegründet. Infolge eines erfolgsreichen und verhältnismässig schnellen Wachstums des Unternehmens, haben wir im Jahr 2007 einen Börsengang in Zürich mit Erfolg absolviert. Im Jahre 2011 wurde unsere Firma, die 200 Mitarbeiter zählte und in mehr als 60 Ländern ihre Produkte lieferte, vom Grosskonzern ABB übernommen. Während diesen Jahren führte ich das Unternehmen als CEO und in den letzten vier Jahren war ich der Präsident des Verwaltungsrates. Im gleichen Jahr und nach 25jährigen unternehmerischer Tätigkeit in der Schweiz, haben meine Frau und ich uns entschlossen in unser Heimatland Kosovo zurückzukehren. Wir gründeten dort die Stiftung «UNË E DU KOSOVËN» («ICH LIEBE KOSOVO»), die unter anderem Projekte aus dem Bereich der Kunst, Erziehung und Sport unterstützt. Die bekanntesten und erfolgreichsten Projekte sind die kreativen Erziehungszentren «BONEVET», das grösste Robotik-Wettbewerb-Plattform in Kosovo «KOSOVA MAKERS LEAGUE» und die erste Crowdfunding-Plattform in Kosovo «KOSOVAIDEAS».

Albinfo.ch: Sie haben ein erfolgreiches Unternehmen in der Schweiz gegründet und geleitet. Was würden Sie den jungen albanisch-stämmigen Unternehmern in der Schweiz raten?

VX: Unternehmer zu sein ist eine spannende Tätigkeit und falls man arbeitsfreudig, investitionsfreudig und innovationsfreudig ist, hat man die Grundvoraussetzungen, um ein erfolgreicher Unternehmer zu werden. Die Gründung eines Unternehmens beginnt meistens mit einer einzigartigen Geschäftsidee, wovon der Kunde einen Nutzen ziehen soll. Für die Umsetzung dieser Idee in ein Produkt oder in eine Dienstleistung braucht es eine kompetente Führung und genügende finanzielle Mittel. Durch das Zusammenwirken von klargesetzten Zielen, Konzentration auf das Wenigste und unermüdliche Arbeit erhöht sich die Wirksamkeit des Unternehmens und somit die Chancen zum Erfolg. Neben der wirtschaftlichen Funktion ist die gesellschaftliche Verantwortung eines Unternehmens immer wesentlicher. Im Zentrum dieser Verantwortung liegen die sozialen und umweltschützenden Aktivitäten.

Albinfo.ch: Wo sehen Sie die Vorteile einer Vernetzung der albanisch-tämmigen Unternehmer in der Schweiz und wie schätzen Sie diesbezüglich die SWISSALB-Initiative ein?

VX: Unternehmerschaft ist ein Begriff das sich auf eine Nation oder auf eine Völkergruppe nicht begrenzen sollte. Insbesondere heute nicht, wo das allumfassende Internet und die grenzlose Mobilität, allen Unternehmerinnen und Unternehmern Zugang zu allen Märkten der Welt ermöglichen. Das gesagt, finde ich die swissalbs-Initiative angebracht, falls die albanisch-stämmigen Unternehmerinnen und Unternehmer, die in der Schweiz tätig sind, unter sich vernetzen und dadurch auch neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit den kosovarischen Unternehmerinnen und Unternehmern erschaffen. Daraus könnten bestimmt neue Synergien mit gegenseitigem Nutzen entstehen. Beispielsweise, könnten einerseits die Schweizerfirmen den Zugang zu kostengünstigeren Arbeitskräften in Kosovo sichern, und anderseits könnten die kosovarischen Unternehmen einen leichteren Durchbruch in den wettbewerbsstarken Schweizermarkt realisieren.

Albinfo.ch: Sie sind nach Ihrer langjährigen Tätigkeit in der Schweiz wieder nach Kosovo zurück. Können Sie uns mit wenigen Worten erklären was Ihre aktuelle Tätigkeit ist?

VX: Seit unserer Rückkehr vor acht Jahren in Pristina, beschäftigen wir uns fast ausschliesslich mit philanthropischen Aktivitäten. Wir unterstützen und fördern innovative Konzept in den Bereichen der Erziehung, Kunst und Sport. Es geht um Projekte die einen nachhaltig positiven gesellschaftlichen Einfluss haben. Beispielsweise, die kreativitätsfördernde Stiftung «BONEVET» («MACH ES SELBST») ist ein nicht-gewinnorientiertes Erziehungszentrum. Es ist eine kinderfreundliche Umgebung, wo Kinder und Jugendliche durch Spiel und Technologie gefördert werden ihre Talente und Interessen zu entdecken und sie mit Liebe und Leidenschaft weiterentwickeln. Durch projekt-basierendes lernen werden Studenten ermutigt, kreativ und kritisch zu denken, individuell oder in Gruppen Probleme zu lösen, sich zu vertiefen und nicht aufzugeben, Projekte zu leiten und zu präsentieren. Durch diese fortschrittliche Lernmethodik helfen wir den jungen Menschen besser mit den Herausforderungen und schnellen Änderungen der modernen Welt zurecht zu kommen.  Seit dem Jahr 2014 wurden bereits vier BONEVET-Zentren gegründet, in Gjakova, Prishtina, Tirana und Kaçanik. Bis jetzt haben mehr als 5’000 Studenten an verschieden Klassen oder Projekten teilgenommen. In unseren beliebten Sommercamps nehmen teil auch viele Kinder unserer Landsleute, die ihre Ferien in Kosovo verbringen. Das bisher erfolgreichste Projekt ist die Umwandlung eines Benzinfahrzeuges in ein elektrisches Fahrzeug durch 6 Teenager (3 Mädchen und 3 Buben).

Wie bereits erwähnt, haben wir im Rahmen von BONEVET die erste und grösste Robotik-Wettbewerb-Plattform für Primar- und Mittelschulen gegründet. Im ersten Jahr haben bereits 120 Schulen mit insgesamt 600 Schülern teilgenommen. Die siegreiche Mannschaft hat daraufhin am regionalen europäischen Wettbewerb und anschliessend an der Robotik-Weltmeisterschaft in Guanzhou teilgenommen.

Zu guter Letzt, möchte ich auf die Crowdfunding-Plattform «KOSOVAIDEAS» hinweisen. In weniger als zwei Jahren wurden mehr als EUR 200’000 gespendete Gelder in über 35 erfolgreich abgeschlossenen Kampagnen gesammelt. Die grössten darunter sind Jugendzentrum «Termokiss» (Prishtina), Kino «Lumbardhi» (Prizren) und Kino Anibar (Peja) und Jugendzentrum Ali Podrimja (Gjakova).