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Die ewige Suche nach einem Feindbild

Unglaublich! Erst kürzlich – vergangenes Wochenende – schien die SVP auf versöhnlichem Kurs mit vielen Schweizern mit albanischen Wurzeln. In Winterthur luden Kantonsrat Claudio Schmid und Nationalrat Alfred Heer zur Weindegustation ein. Heer hat ja in einer Nacht und Nebel-Aktion in einem Zürcher Restaurant letzten Herbst die Handelskammer Schweiz-Kosovo gegründet. Seit dem versteht er sich als Albaner-Freund. Aber, die Realität holt jeden ein. Der heute im SVP-Wochenparteiblatt erschienene Artikel zeugt nicht viel von Freundschaft. Er zeugt auch nicht viel von Intelligenz, er zeigt vor allem das rassistische Bild sowohl des Autors als auch der immer mehr radikalisierenden Weltwoche.

Und nein, ich bin definitiv nicht der erste, der zum Wort “Rassismus” aufgreift. Aber wer folgende Sätze schreibt: “Man sieht die beiden mit all den klischierten Insignien, mit denen Albaner sich gerne schmücken: Knarren, Kohle und ’ner coolen Karre.”, und behauptet er betreibe gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen oder musikalische Kritik, der betreibt Etikettenschwindel und bedient sich zweifellos rassistischen Ressentiments. Wenn ein Rapper-Duo aus der Innerschweiz, das zufällig albanische Wurzeln hat und im für diese Szene gewohnten Stil Musik macht, dann hat das keinerlei Referenzauskunft über eine gesamte Bevölkerungsgruppe in der Schweiz. Das weiss auch der Autor des Artikels, er bezieht sich aber dennoch permanent auf “Albaner” wenn er von irgendwelchen Vorlieben von einem Rapper-Duo spricht. Der Artikel hat vor allem ein politisches Ziel, Stimmungsmache in einem Wahlkampf und die ewige Suche nach einem Feindbild. Das Problem scheinen einmal mehr albanischstämmige Schweizer zu sein, die hauptsächlich täglich von morgens bis abends zur Arbeit gehen, Steuern zahlen, im Fussballverein Trainer sind oder in verschiedenen Parlamenten und Exekutivämtern in der Schweiz politisieren. Aber, für einen Teil unserer Gesellschaft, bei der dieser Autor dazugehört, scheint es plausibel zu sein, musikalische Geschmacksverschiedenheiten als Defizite einer ethnischen Bevölkerungsgruppe zu attestieren.

Der Autor wirft einer ganzen Bevölkerungsgruppe vor in einer Welt Abseits der Gesellschaft zu leben, beweist letztendlich aber mit diesem Artikel seinen eigenen Aufenthalt in einer Blase weit weg von der Schweizer Realität im 2019. Es ist beschämend und befremdend, wenn ein scheinbar seriöses Medium wie die Weltwoche zu derart primitiven Stereotypen und Vorurteilen aufgreift um die gesellschaftspolitische Lage in der Schweiz zu erklären. Einfach nur pfui!