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Heidi Heiz: Brückenbauerin in der Bildung – Von der Schulassistenz zur Schulleitung

Es ist wichtig, dass jeder Schüler und jede Schülerin eine Fremdsprache nicht als Barriere erlebt, sondern bestenfalls als eine faszinierende weitere Chance zur Verständigung

Gemeinsam mit Albinfo.ch lernen wir die Welt von Heidi Heiz kennen und sehen, wie ihre abwechslungsreiche Karriere den stetigen Wandel in der Schweizer Bildungslandschaft widerspiegelt. Heiz hat Schlagzeilen rund um die Volksschule nicht nur als interessierte Leserin verfolgt, sondern war von Anfang auch mittendrin. Sie startete als Schulassistentin und strebt jetzt danach, als Co-Schulleiterin aktiv an der Gestaltung einer Schule mitzuwirken.

albinfo.ch: Frau Heiz, können Sie uns einen Einblick in Ihren beruflichen Werdegang geben und wie Sie schlussendlich in der Schule gelandet sind?

H. Heiz: Kunst oder Kauffrau – diese Frage stellte sich mir in der Sekundarstufe. Schlussendlich habe ich mich für die zweite Option entschieden und Kreativität als Hobby weiter ausgelebt. Das Interesse und eine Affinität für Schulbildungsthemen kamen erst einige Jahre später. Mehr noch, es hat mich gepackt und schlussendlich auch beruflich auf den Weg Richtung Schulleitung geführt, auf welchem ich mich nun befinde.

albinfo.ch: Sie haben 2019 den Schweizerischen Schulassistenzverband zusammen mit anderen Schulassistentinnen gegründet – weshalb?

H. Heiz: Die Rolle der Schulassistenz war für mich eine Möglichkeit, auch beruflich in eine Schule einzutauchen und mitzuwirken. Doch erst im Rahmen einer entsprechenden Weiterbildung an der PHZH wurde mir klar, dass Schulassistenzen (ursprünglich Klassenassistentinnen genannt) an Schweizer Schulen bereits seit Jahren im Einsatz waren. Es stellte sich heraus, dass es bezüglich Anstellungsrahmen und Aufgabengebiet nicht nur kantonale, sondern auch pro Gemeinde frappante Unterschiede gab. Es fehlten klare und vor allem einheitliche Strukturen, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für Weiterentwicklung. Es gab kein Berufsbild. Darauf hinzuarbeiten war das Ziel dieses neu gegründeten Verbandes. Ein Praxisbeispiel: Gestartet hatte ich an einer Primarschule und war im Stundenlohn angestellt. Heute arbeite ich an einer Sonderschule und profitiere von einem Monatslohn.

albinfo.ch: Gerne möchte ich hier einhaken, Sie kennen die Arbeit in dieser Rolle an einer Regel- und an einer Sonderschule. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Anforderungen?

H. Heiz: Ich versuche es auf den Punkt zu bringen – die Durchführbarkeit, Gewichtung des Lehrplan 21. Während sich an Regelschulen Klassen durchgetaktet an den zu behandelnden Lernstoff halten, wird an Sonderschulen mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen zuerst Vorarbeit geleistet. Diese Kinder bringen andere Voraussetzungen mit, welche sie am eigentlichen Lernen hindern, Beziehungsarbeit als Basis, um lernen überhaupt möglich zu machen. Eine Schulassistenz in einem solchen Schulsetting benötigt eine extra Portion Fingerspitzengefühl, Gelassenheit, hohe Kommunikationsfähigkeit, Präsenz und intrinsische Motivation, um Gegenwind umzuleiten. Daher ist es wichtig, den Humor im Umgang mit diesem anspruchsvollen Schulsetting nicht zu verlieren. Es herrschen andere Dynamiken, und der Umgang mit grenzverletzendem Verhalten muss gelernt werden. Ein aktiver Austausch im gesamten Schulteam sowie Unterstützung und Klarheit der jeweiligen Schulleitung sind unabdingbar. Ich schätze genau deshalb die Arbeit in diesem Rahmen. Ich erlebe dort die Schulassistenz als ein ebenbürtiges Puzzleteil, nehme an Sitzungen und Projektarbeiten teil. Diese Art von Zugehörigkeitsgefühl hatte ich damals im Einsatz an der Regelschule vermisst.

albinfo.ch: Welche Rolle spielt Mehrsprachigkeit, insbesondere die albanische Sprache, in Ihrem Konzept der Schulentwicklung?

H. Heiz: Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Wer heutzutage mehrere Sprachen spricht, hat eine breitere Auswahl an Jobmöglichkeiten. Wir leben in einer Welt, die vom Gedanken der Automatisierung geprägt ist. In vielen Unternehmungen werden bereits Arbeitsschritte durch Maschinen ersetzt. Es spricht einiges dafür, wie die Rentabilität, aber auch einiges dagegen. Doch Menschen werden nie ersetzbar sein, denn Kommunikation in einer digitalen Welt ist noch kostbarer geworden. Mehrsprachigkeit in unseren Schulen ist daher ein wertvolles Gut. Die Frage ist, wie wir ihr im schulischen Kontext begegnen können und wollen. Es ist wichtig, dass jeder Schüler und jede Schülerin eine Fremdsprache nicht als Barriere erlebt, sondern bestenfalls als eine faszinierende weitere Chance zur Verständigung. Denn hinter jeder Sprache steht eine Kultur. Deshalb fördern wir das interessierte Nachfragen, das Offensein für Andersartigkeit, Respekt und das Finden von Gemeinsamkeiten als Schlüssel zum Überwinden von Sprachbarrieren, auch für Albanisch in der Schule.

albinfo.ch: «Schule im Wandel» – welche wesentliche Veränderung sehen Sie als nötig, um Qualität an Schule weiterhin zu gewährleisten?

H. Heiz: Schulassistenten wirken in der Lebenswelt Schule bereits entlastend – ob im Schulzimmer, im Hort oder via Projektarbeit.

albinfo.ch: Was gibt es noch zu erwähnen?

H. Heiz: Ja, und ich hoffe, nicht nur Schulen sind im Wandel. Ich hoffe, die gesamte Bildungslandschaft – und zwar gemeinsam. Wir brauchen einen roten Faden, nicht nur schulhaus-, Gemeinde- sondern auch kantonsübergreifend für dasselbe Ziel. Wir sollten die Berufswelt mehr in unsere Schulen integrieren. Schlussendlich arbeiten wir auf diese Arbeitswelt hin. Flexibilität und Simplicity sehe ich zudem als entscheidende Faktoren, um auf Umweltfaktoren, unsere schnelllebige Welt, erneut agile Weltfrieden und entsprechend ändernde Anforderungen, Berufsbilder und Kompetenzen adäquat zu reagieren.