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Runder Tisch: Studieren nach der Flucht
Der steinige Weg an die Schweizer Hochschulen bedeutet für die Geflüchteten wie auch für die Schweizer Gesellschaft, dass vorhandenes Potenzial nicht ausgeschöpft werden kann
Aktuell gelangen täglich Geflüchtete aus der Ukraine, aber auch aus Afghanistan, Syrien, Russland und anderen Ländern in die Schweiz. Unter den Schutzsuchenden sind viele Studierende sowie Akademikerinnen und Akademiker, die den Zugang zu Studien und Nachqualifikationskursen an Schweizer Hochschulen suchen. Dies erweist sich jedoch als grosse Herausforderung. Viele Geflüchtete erleben eine Dequalifizierung. Ihre Vorbildungen werden oft nicht anerkannt. Der Zugang zu weiterführenden Sprachkursen und Zulassungsprüfungen ist schwierig und sie müssen teils einen langen Weg durch verschiedene Bildungsinstitutionen gehen, bevor sie ihr Studium weiterführen können. Der steinige Weg an die Schweizer Hochschulen bedeutet für die Geflüchteten wie auch für die Schweizer Gesellschaft, dass vorhandenes Potenzial nicht ausgeschöpft werden kann. Um dies zu ändern, hat die Eidgenössische Migrationskommission EKM gemeinsam mit dem Verband der Schweizer Studierendenschaften VSS am 24. Mai zu einer fachlichen Diskussion über mögliche Lösungswege zum “Runden Tisch: Studieren nach der Flucht” in Bern eingeladen.
Rund 70 Vertreterinnen und Vertreter von nationalen und kantonalen Behörden, von verschiedenen Hochschulen und der Politik sowie Betroffene selbst haben am Runden Tisch teilgenommen. Im Fokus stand die Frage, wie der Zugang zu den Schweizer Hochschulen für Geflüchtete besser gelingen kann.
Dimitri Sudan, Bereichsleiter Internationale Beziehungen swissuniversities, Cornelia Lüthy, Vizedirektorin Staatssekretariat für Migration SEM, Direktionsbereich Zuwanderung und Integration und Mathieu Crettenand, Integrationsdelegierter der Universität Genf, haben den Anlass eröffnet.
Bei der Begrüssung wies Dimitri Sudan darauf hin: “Beim Hochschulzugang für Geflüchtete handelt es sich nicht nur um ein Anliegen der Integration, sondern auch um eines der Bildung. Nur mit einem koordinierten Effort aller beteiligten Akteurinnen und Akteure können die Herausforderungen struktureller und finanzieller Art überwunden werden.”
Cornelia Lüthy betonte, dass “eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt nur mit einem guten Bildungsrucksack funktioniert.”
Mathieu Crettenand präsentierte das Projekt Horizon académique. Er ist der einzige Integrationsdelegierte einer Schweizer Hochschule und Programmverantwortlicher an der Universität Genf. Horizon académique ist ein Vorzeigemodell, das hochqualifizierte Geflüchtete auf dem Weg zum Studium spezifisch fördert und unterstützt. Aktuell nehmen über 276 Personen am Programm teil.
Andere Kantone und Hochschulen müssen nun ebenfalls die Initiative ergreifen.
Soll die Bildungsintegration auch für Hochqualifizierte gelingen, müssen auch andere Kantone und Hochschulen aktiv werden. Wer soll nun welche Massnahmen ergreifen? Diese Frage diskutierten im Podiumsgespräch Metin Turker, Projektverantwortlicher Bureau de l’intégration des étrangers Genf, René Graf, Vizerektor Lehre HES-SO, Simone Keller, Vorstandsmitglied des Vereins Offener Hörsaal Basel, Elischa Link, Co-Präsident des VSS und Julien Eggenberger, Kantonsrat SP Waadt.
Bildung ist ein Grundrecht. Um es zur Geltung zu bringen, braucht es ein klares Commitment und Rahmenbedingungen, welche den Zugang zu Hochschulen fördern. Ziehen die Behörden, die Hochschulen, die Zivilgesellschaft und die Politik am gleichen Strick, kann der Hochschulzugang auch für Geflüchtete und Schutzsuchende gelingen.
Der steinige Weg zum Studium
Moderiert wurde der Anlass von Fatemeh A. und Sherefedin M. Die gebürtige Iranerin und der gebürtige Eritreer sind selbst in die Schweiz geflüchtet. Sherefedin M. hat Sozialpädagogik studiert, Fatemeh A. studiert im zweiten Semester Rechtswissenschaften. Sie hat im Iran bereits einen Bachelor in Jura abgeschlossen. Dass dieser hier in der Schweiz nicht einfach anerkannt wird, versteht sie. Jedoch musste sie auf ihrem Weg zum Jurastudium viele aus ihrer Sicht unnötige Hürden überwinden. Sie sagt: “Als ich in die Schweiz kam, war ich in einem Asylheim, das weit weg vom nächsten Dorf lag. Es gab keinen Bus und nur dreimal am Tag einen Shuttledienst des Asylheims. Um einen Gratis-Deutschkurs zu besuchen, bin ich um 4 Uhr aufgestanden und zwei Stunden zu Fuss gelaufen”. Auch von ihrer ehemaligen Sozialarbeiterin hat sie wenig Unterstützung erfahren. So wurde ihr immer wieder gesagt, ein Studium käme für sie nicht in Frage. Erst durch das Projekt START! Studium an der Universität Zürich erhielt sie die nötige Unterstützung beim Zulassungsprozess. Fatemeh A. ist froh, dass sie nicht nachgegeben hat und ihr Studium nun endlich weiterführen kann. Ihre Erfahrungen zeigen beispielhaft, was auch viele andere Geflüchtete in der Schweiz erleben.
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