Coronavirus: Minute für Minute
2021 – Neujahrsansprache von Bundespräsident Guy Parmelin
Persönlich verspüre ich trotz allem etwas wie Zuversicht und Optimismus. Das sage ich nicht, weil es gut tönt, sondern aus Überzeugung
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Schweiz und im Ausland
Wir haben ein dunkles Jahr hinter uns. Die Gesundheitskrise hat uns schwer getroffen. Viele Familien haben einen nahen Menschen verloren. Viele konnten von ihm nicht Abschied nehmen, wie sie es sich gewünscht hätten. Für sie wird das vergangene Jahr für immer verbunden sein mit diesem schmerzlichen Verlust. Die Mitarbeitenden in Spitälern und Pflegeheimen kamen an den Rand ihrer Kräfte und sind es heute noch. Andere durften lange gar nicht mehr arbeiten, waren in Kurzarbeit oder haben sogar ihre Stelle verloren. Traditionsunternehmen sind verschwunden. Auch unser Bildungssystem wurde auf eine harte Probe gestellt. Kurz: Die Pandemie hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt.
Selten haben wir Vergleichbares erlebt: Unsere Tätigkeiten kamen zum Stillstand. Die ganze Gesellschaft befand sich in noch nie dagewesener Isolation. Wir mussten lernen, ohne Händeschütteln auszukommen. Dieses wichtige Begrüssungsritual gefährdete plötzlich unsere Gesundheit. All das war und ist für uns umso schwieriger, weil wir Menschen – so hat es schon Aristoteles gesagt – «von Natur aus gesellige Wesen sind».
Sie haben sicher Verständnis: Zu Beginn dieses neuen Jahres möchte ich mich nicht allzu enthusiastisch äussern. Vieles ist ungewiss und die Lage bleibt prekär. Trotzdem möchte ich Ihnen von Herzen meine besten Wünsche überbringen. Ich denke insbesondere an die Menschen, die einsam oder krank sind. Ich denke an die, die unter dem Verlust eines nahen Bekannten leiden. Und ich denke an alle, denen der ungewohnte Alltag Sorgen macht. Ich möchte Ihnen heute erneut versichern, dass der Bundesrat Sie so gut wie möglich unterstützt und nach Lösungen für heute und morgen sucht.
Persönlich verspüre ich trotz allem etwas wie Zuversicht und Optimismus. Das sage ich nicht, weil es gut tönt, sondern aus Überzeugung: Unser Land hat in der Vergangenheit Vieles richtig gemacht. Wir haben zahlreiche Erfindungen auf den Markt gebracht. Für alle ist «Swiss made» der Inbegriff von Qualität und Zuverlässigkeit. Das zeigt sich auch an der Tatsache, dass 28 Nobelpreisträger aus der Schweiz kommen.
Die Schweiz geht vorwärts und wird auch in Zukunft vorwärtsgehen. Ich bin überzeugt, unser gutes Bildungssystem hilft uns dabei: Bildung ist unsere universelle Sprache. Sie ist Voraussetzung für Dialog und Austausch. In einer Zeit äusserst labiler Kräfteverhältnisse garantiert Bildung den Zugang zu Kompromissen. Sie ebnet den Weg zum friedlichen Lösen von Konflikten. Bildung ist im Grunde der Schlüssel für den Zusammenhalt unseres Landes.
Wir Schweizerinnen und Schweizer müssen zusammenstehen. Nur so können wir als Land einstehen für die Interessen von uns allen: für unsere Gesundheit und unser wirtschaftliches Wohlergehen, für Frieden und Verbundenheit, für Freiheit und Unabhängigkeit, – kurz: für alles, was uns seit Langem lieb und teuer ist.
An diesem 1. Januar schlagen wir im Buch unserer Geschichte eine neue Seite auf. Zwar wird damit die gegenwärtige Situation nicht auf einen Schlag besser. Aber wir dürfen nicht resignieren. Ich rufe Sie auf, unser Schicksal als Gemeinschaft zu tragen. Jetzt ist der Moment gekommen zusammenzustehen – trotz der immer noch nötigen Vorsicht im Zusammensein. Nur wenn wir zusammenhalten, können wir als Schweizer Bevölkerung dereinst wieder gemeinsame Erfolge feiern.
Es ist mir wirklich wichtig, dass wir eine geeinte Schweiz sind, geeint in unserer Vielfalt: Stadt und Land, Alt und Jung, Wohlhabende und weniger Wohlhabende.
In dieser Hoffnung wünsche ich allen:
Buon ann
Bonne année
Bun Onn
Es guets Nöis
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