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Herr Botschafter, warum dürfen nur noch Geimpfte in den Kosovo einreisen?

20 Minuten gibt es neu auf Albanisch. Der kosovarische Botschafter Sami Ukelli (49) über das Image der Albaner in der Schweiz, Fussball und die Pandemie

Darum gehts

20 Minuten gibts seit heute auch auf Albanisch – automatisch übersetzt. Der kosovarische Botschafter in der Schweiz, Sami Ukelli, begrüsst das Angebot.

Er sagt, wieso er kein Problem damit hat, dass Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri für die Schweiz auflaufen.

Und er erklärt, wieso der Kosovo nur noch Geimpfte einreisen lässt.

Herr Botschafter, im März kommt es zum Fussball-Länderspiel zwischen der Schweiz und dem Kosovo. Für wen fanen Sie mehr?
Es ist ein historisches Spiel, unmittelbar nach dem 14. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Kosovo. Wer gewinnt, ist nicht so wichtig – es soll der Community eine Freude machen.

Haben Sie Granit Xhaka oder Xherdan Shaqiri verziehen, dass sie nicht für Kosovo spielen?

Sie sind in der Schweiz aufgewachsen und haben sich für die Nation entschieden, in der sie ausgebildet wurden und der sie viel zu verdanken haben. Das kann ich gut verstehen. Trotzdem bleiben sie im Kosovo Helden. Wir jubeln umso mehr, wenn ein Schweizer kosovarischen Hintergrundes ein Tor schiesst. Hier in der Botschaft hängt ein handsigniertes Trikot von Shaqiri.

(20min/Simon Glauser)

Hat sich das Image der albanischen Community in der Schweiz in den letzten Jahren auch wegen der Secondos in der Nati gewandelt?

Es ist in den letzten zehn Jahren extrem viel passiert, darauf sind wir sehr stolz. Vor zehn Jahren kam auf SRF der Dok-Film «Die guten Albaner». Damals war es nicht so einfach, Beispiele einer erfolgreichen Integration zu finden. Heutzutage ist das ganz anders. Und nicht nur in der Nationalmannschaft oder am Eurovision Song Contest. Dass die Integration von ausländischen Bevölkerungsgruppen in der Schweiz besser gelingt als anderswo, ist eine grosse Stärke der Schweiz.

«Es werden viele Artikel von 20 Minuten geteilt und auch übersetzt, weil die Beziehungen zwischen den Ländern so eng sind.» (Botschafter Sami Ukelli)

Eng sind auch die wirtschaftlichen Beziehungen. Es ist mehr oder weniger bekannt, was die Schweiz in den Kosovo und in die ganze Welt exportiert. Aber was exportiert der Kosovo in die Schweiz?

Die Exporte sind zuletzt gewachsen, sie betragen rund 40 Millionen Franken. Die Schweiz importiert aus dem Kosovo vor allem Holz, Küchen und Dienstleistungen. Ein Beispiel sind Callcenter, die Schweizer Firmen im Kosovo betreiben. Hier sehen wir noch viel Potenzial. Die Schweiz ist nach Deutschland auch der zweitgrösste Investor im Kosovo.

(20min/Simon Glauser)

20 Minuten kann man jetzt auch auf Albanisch lesen. Was halten Sie vom Angebot?

Ich finde die Idee sehr gut. Auch wenn die meisten Kosovarinnen und Kosovaren hierzulande zweisprachig sind, ist es toll, wenn sich auch diejenigen, die der deutschen oder französischen Sprache noch nicht so mächtig sind, unmittelbar informieren können. Ihr Newsportal ist im Kosovo schon heute sehr beliebt. Es werden viele Artikel von 20 Minuten geteilt und auch übersetzt, weil die Beziehungen zwischen den Ländern so eng sind. Hinzu kommt: Der Zeitpunkt in der Pandemie ist günstig, weil verlässliche Informationen zu Zeiten von Anti-Impf-Kampagnen besonders gefragt sind.

20 Minuten in weiteren Sprachen

(20min/Celia Nogler)
Rund 278’000 Personen in der Schweiz zählen Albanisch zu ihren Hauptsprachen. Neu kannst du in den Spracheinstellungen der 20-Minuten-App Albanisch auswählen. Alle Artikel werden automatisiert übersetzt. Sie wird nicht ganz perfekt sein. Das nehmen wir in Kauf, da wir der ganzen Bevölkerung die Möglichkeit bieten wollen, an aktuelle Informationen zu gelangen. Schon kommende Woche werden auch die Sprachen Serbisch und Kroatisch folgen. Die Sprache änderst du, indem du auf der App im Menü unten rechts auf «Cockpit» und dann auf «Sprache» klickst. Dort kannst du auch Portugiesisch oder Englisch auswählen.

Die Pandemie hat Folgen für die Schweiz-Kosovaren. Wer in den Kosovo einreisen will, muss mindestens doppelt geimpft sein. Wieso ist die Regierung so streng?

Die Bestimmung dient indirekt dem Schutz der Besucherinnen und Besucher. Das Gesundheitssystem im Kosovo ist nicht mit demjenigen der Schweiz vergleichbar. Man kann im Falle eines Falles nicht die gleiche Behandlung anbieten. Und bei doppelt oder dreifach Geimpften ist die Wahrscheinlichkeit, auf einer Intensivstation zu landen, nun einmal geringer als bei Ungeimpften.

(20min/Simon Glauser)

Dabei ist die Impfskepsis gerade im Kosovo gross. Nur etwa 50 Prozent sind geimpft. Wieso? Gibts im Kosovo auch Freiheitstrychler?

(lacht) Nein, Freiheitstrychler gibts nicht. Es gibt auch nicht so viele Proteste. Trotzdem lassen sich viele nicht impfen – woher die Skepsis kommt, weiss ich nicht. In der Summe ändert das nichts am Umstand, dass Ungeimpfte ein höheres Risiko haben, im Spital zu enden.

Balkan-Reisende sollen nach dem Sommer die Pandemie in der Schweiz angeheizt haben. Das Alba-Festival wurde in der Folge abgesagt. Wie haben Sie die Debatte erlebt?

Sie war unnötig. Das Virus ist weder in der Schweiz noch im Kosovo entstanden. Ein Virus aufzuhalten, ist nicht möglich, das sieht man aktuell selbst in China, aber auch in der Schweiz. Auch wenn die Omikron-Variante milder ist, sind 38’000 Fälle pro Tag in der Schweiz ungünstig. Schuldzuweisungen bringen da überhaupt nichts.

Zur Person


Sami Ukelli, Botschafter des Kosovos in der Schweiz, beim Interview am 19.01.22. (20min/Simon Glauser)
Botschafter Sami Ukelli (49) empfängt 20 Minuten in seinem Büro in Bern. Über seinem Schreibtisch hängt ein Porträt der kosovarischen Präsidentin Vjosa Osmani. So schreibt es das Protokoll vor. Der erfahrene Karrierediplomat gehört keiner politischen Partei an und vertrat den jungen Staat unter anderem in Japan, Ungarn und Österreich, bevor er im August 2020 in die Schweiz entsandt wurde. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

(Dieses zuvor in 20 Minuten erschienene Interview wird mit Genehmigung der 20-Minuten-Redaktion auf albinfo.ch veröffentlicht)