Erfolgsgeschichten

Merita Pinta, eine starke Frau mit vielen Verdiensten

Sie hat ein Unternehmen gegründet und leitet es, mit zwei Pflegeheimen für ältere Menschen. Albinfo.ch hat Merita Pinta im Bereich Wirtschaft zur Persönlichkeit des Jahres 2025 gewählt

Merita Pinta ist heute ein herausragender Name in der albanischen Gemeinschaft in der Schweiz und darüber hinaus. Durch die Gründung und Leitung eines Unternehmens, Prima Pflege, mit zwei Pflegeheimen für ältere Menschen und rund einhundert Mitarbeitenden ist sie zu einer angesehenen Arbeitgeberin in ihrer Region und weit darüber hinaus geworden.

Für diese und viele weitere Verdienste wurde sie von der Medienplattform zur Persönlichkeit des Jahres 2025 im Bereich Gesundheit gewählt. Im Folgenden das interview mit Merita Pinta.

albinfo.ch: Sie haben Ihren beruflichen Weg als Krankenschwester begonnen, während Sie heute ein Unternehmen mit fast einhundert Mitarbeitenden im Gesundheitswesen führen. Wie erleben Sie diesen Wandel und was war das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Merita Pinta: Mein Weg von der Position einer Krankenschwester bis hin zur Leitung eines Unternehmens war eine außergewöhnliche und herausfordernde Erfahrung. Jeder Schritt erforderte Engagement, Disziplin und Geduld, gab mir aber zugleich die Möglichkeit, viel zu lernen, nicht nur über meinen Beruf, sondern auch über Führung, Management und den Umgang mit Menschen. Ich erlebe diese Entwicklung als eine Kombination aus Stolz und Verantwortung. Stolz auf das, was ich erreicht habe, und Verantwortung gegenüber meinem Team, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sowie der Gemeinschaft, der wir dienen.

Meiner Ansicht nach besteht der Schlüssel zum Erfolg nicht aus einem einzigen Faktor, sondern aus einer Kombination von Elementen, die gemeinsam einen erfolgreichen Weg formen. Ein entscheidendes Element war zweifellos das Vertrauen in mich selbst, die Liebe zu meinem Beruf und eine klare Vision: die Bereitstellung hochwertiger Gesundheits und Pflegeleistungen, verbunden mit Herzlichkeit und Menschlichkeit.

Eine wichtige Rolle spielten auch die Menschen, die mich begleitet haben, diejenigen, die mich unterstützt, inspiriert und auf jedem Schritt meines Weges geführt haben. Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre vieles nicht möglich gewesen.

Darüber hinaus war die Fähigkeit, aus jeder Herausforderung zu lernen, fokussiert auf meine Ziele zu bleiben und die Leidenschaft für meine Arbeit zu bewahren, die Grundlage meines Erfolgs. Dieser Prozess dauert an und motiviert mich jeden Tag, mein Bestes zu geben. Erfolg ist kein Ziel, sondern ein kontinuierlicher Weg aus Einsatz und ständiger Weiterentwicklung.

Albinfo.ch: Sie haben eine erfolgreiche Karriere aufgebaut, die 2016 in der Gründung von Prima Pflege gipfelte. Wie entstand die Idee, dieses Unternehmen zu gründen, und welche waren die ersten Schritte?

Merita Pinta: Nach dem Abschluss der Primarschule in Aarau absolvierte ich ein einjähriges Praktikum im Spital Baden. In dieser Zeit erkannte ich, dass dies das Berufsfeld war, in dem ich meine Karriere fortsetzen wollte. Daher entschied ich mich für die Ausbildung zur Pflegeassistentin. Anschließend heiratete ich Bajram und wir gründeten eine Familie. Wir haben zwei Söhne, einen 22-jährigen und einen 14-jährigen.

Geleitet von meiner Leidenschaft für die Gesundheits und Krankenpflege schloss ich das Studium zur diplomierten Pflegefachfrau ab und erwarb zusätzlich das Diplom als Expertin für Lernende und Studierende. Danach entschied ich mich, mein Wissen zu erweitern, indem ich Management im Gesundheitswesen studierte und parallel dazu ein Diplom in Qualitätsmanagement erwarb. Während all dieser Jahre stellte ich mich zahlreichen Herausforderungen und lernte wertvolle Lebenslektionen, die zu meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung beigetragen haben.

Im Jahr 2016 gründete ich mein eigenes Unternehmen, Prima Pflege. Zuvor arbeitete ich im Bereich ” Betreutes Wohnen”, wo ich zwei Zentren in Tegerfelden und Mellingen leitete. Das Zentrum in Tegerfelden wurde 2016 renoviert und dadurch endete der Vertrag der vorherigen Betreiber. Anschließend äußerten die Eigentümer den Wunsch nach einer langfristigen Zusammenarbeit mit mir. So entstand die Idee, mein eigenes Unternehmen zu gründen und das erste Zentrum in Tegerfelden zu eröffnen.

Ein Jahr nach der Gründung stieg ich in ein Kooperationsprojekt mit dem Regionales Pflegezentrum Baden ein, das es mir ermöglichte, die Kapazitäten des Zentrums zu erweitern, die Zahl der Bewohner zu erhöhen und gleichzeitig neue Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Dies war ein bedeutender Schritt in der Entwicklung des Unternehmens und in der Verwirklichung meines Ziels, qualitativ hochwertige Pflege für Menschen in Bedarf anzubieten.

Es war eine Zeit voller Einsatz und Erfolg, und ich bin dankbar, dass ich im Bereich der Gesundheits und Altenpflege einen Beitrag leisten und vielen Menschen Arbeitsplätze bieten konnte.

albinfo.ch: Heute verfügt Prima Pflege über zwei Seniorenpflegezentren und nahezu einhundert Mitarbeitende. Welche Werte und welche Philosophie leiten Ihre Arbeit in diesem Unternehmen?

Merita Pinta: Die Werte, die wir gegenüber unseren Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen pflegen, sind:

Respekt und Würde für jede Person
Lebensfreude und Herzlichkeit
Sicherheit und Verantwortung
Transparenz und Informationspflicht

Diese Werte sind grundlegend, um eine vertrauensvolle und respektvolle Umgebung zu schaffen, in der sich jeder Mensch wertgeschätzt und sicher fühlt.

Und die Werte, die unsere Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitenden leiten, sind:

Anspruch und Unterstützung
Gerechtigkeit und Gleichbehandlung
Interesse und Lernwirkung
Kommunikation und Feedback

Diese Werte prägen unsere Zusammenarbeit und schaffen ein Umfeld, in dem sich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter unterstützt fühlt und ermutigt wird, persönlich und beruflich zu wachsen.

albinfo.ch: Ein großer Teil Ihres Teams besteht aus Albanerinnen und Albanern. Was bedeutet das für Sie und wie fühlen Sie sich dabei, Beschäftigungsmöglichkeiten für Ihre Landsleute in der Schweiz zu schaffen?

Merita Pinta: Für mich ist es eine besondere Quelle des Stolzes und der Freude, dass ein großer Teil unseres Personals albanischer Herkunft ist. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen und berufliche Räume für unsere Landsleute hier in der Schweiz zu eröffnen. Einige Mitarbeitende sind seit der Gründung des Unternehmens an meiner Seite, und ich bin ihnen für ihre unermüdliche Arbeit und ihr tägliches Engagement zutiefst dankbar.

albinfo.ch: Der Weg zum Erfolg war sicherlich nicht einfach. Welche waren die schwierigsten Momente und was hat Ihnen die Kraft gegeben, diesen Weg zu meistern?

Merita Pinta: Die größten Schwierigkeiten gab es zu Beginn meiner Karriere, besonders als meine Kinder noch klein waren. Es war nicht einfach, Mutter von zwei Kindern zu sein und gleichzeitig ein Unternehmen mit großer Verantwortung in einem neuen und manchmal herausfordernden sozialen Umfeld aufzubauen. Doch der Wille und der Wunsch, meine Ziele zu erreichen, waren stärker als jedes Hindernis, und genau das hat mich getragen. Nach einer schwierigen Phase und vielen Opfern habe ich es geschafft, dorthin zu gelangen, wo ich heute bin, und jeder Schritt nach vorne war ein bedeutender Erfolg.

albinfo.ch: Wie oft reisen Sie in den Kosovo und welches Gefühl begleitet Sie, wenn Sie in Ihre Heimat zurückkehren? In diesem Jahr haben Sie auch Ihre Mitarbeitenden dorthin geschickt, um die bekanntesten touristischen und kulturellen Orte zu besuchen. Wie entstand diese Idee und wie wurde sie aufgenommen?

Merita Pinta: Meine Reisen in den Kosovo sind ein besonderer und sehr wichtiger Teil meines persönlichen Lebens. Trotz vieler beruflicher Verpflichtungen versuche ich, mehrmals im Jahr für kurze Besuche dorthin zu reisen, denn diese Verbindung zur Heimat gibt mir Kraft und unvergessliche Erinnerungen.

Die Idee, die Studierenden, die ihre dreijährige Praxis bei uns absolviert haben, auf eine Reise in den Kosovo mitzunehmen, entstand aus dem Wunsch, eine besondere Erfahrung zu schaffen, die die Zusammenarbeit und den Teamgeist stärkt. Es war eine Gelegenheit, die Kultur, Geschichte und Traditionen des Kosovo besser kennenzulernen und diese Reise zu einem bereichernden, lehrreichen und emotionalen Erlebnis zu machen. Während unseres Aufenthalts verbrachten wir wunderbare Zeit in Prishtina und genossen die Atmosphäre der Stadt.

Ein besonders eindrucksvoller Moment war der Besuch des Reporting House, eines Ortes, der uns einen tiefen Einblick in die Geschichte und die Ereignisse gab, die das moderne Kosovo geprägt haben. Die Reise führte uns auch nach Prekaz, einen beeindruckenden Ort, der uns an die außergewöhnlichen Opfer im Kosovokrieg erinnerte und unsere Verbindung zur Geschichte des Landes weiter stärkte.

Ein weiterer unvergesslicher Moment war der Besuch in Gjakova, wo wir mit außergewöhnlicher Gastfreundschaft empfangen wurden. Unser Halt im Restaurant der Familie Kryeziu, Avenue, bot Gelegenheit, traditionelle Speisen zu genießen und schöne gemeinsame Momente zu verbringen.

Unsere Reise führte uns außerdem in die wunderschöne Stadt Prizren, wo wir die Liga von Prizren besuchten, einen historischen Ort von großer Bedeutung für die albanische Nation. Wir bewunderten die Schönheit der Stadt und besuchten auch die Gadime Höhle, einen faszinierenden Naturort mit beeindruckenden Formationen.

Diese Reise war für die Studierenden eine außergewöhnliche Erfahrung  nicht nur wegen des kulturellen Wissens, sondern auch wegen der gemeinsamen Momente als Team. Ihre Reaktionen waren durchweg positiv ; sie zeigten Emotion, Respekt und Bewunderung für die Geschichte und die Natur des Kosovo. Für mich ist das besonders wichtig, denn es half ihnen, eine tiefere Verbindung sowohl zum Land als auch zueinander zu entwickeln.

Solche Momente sind schöne Erinnerungen, die wir unser Leben lang mit uns tragen werden. Und ich empfinde große Freude und Stolz darüber, dass ich die Möglichkeit habe, nicht nur Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch eine wertvolle menschliche und kulturelle Erfahrung für diejenigen zu bieten, die Teil meines Teams sind.

albinfo.ch: Dieses Jahr haben Sie eine bedeutende Entscheidung getroffen, eine spezielle Abteilung für albanische Seniorinnen und Senioren zu eröffnen. Wie entstand diese Initiative und was möchten Sie damit erreichen?

Merita Pinta: Die Entscheidung, eine eigene Abteilung für albanische Seniorinnen und Senioren zu eröffnen, entstand aus einer Realität, die ich im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit oft miterlebt habe. Viele ältere Menschen aus unserer Gemeinschaft in der Schweiz erhalten zwar eine professionelle und angemessene Pflege, sehen sich jedoch emotional isoliert aufgrund sprachlicher Barrieren, kultureller Unterschiede oder ihrer traditionellen Lebensweise. Sie brauchen warme, verständnisvolle Kommunikation, Menschen, die ihre kulturellen Besonderheiten kennen, und ein Umfeld, in dem Sprache, Essen, Musik, Glaube und Bräuche Teil des Alltags sind.

In unserer Abteilung können sich albanische Seniorinnen und Senioren wie zu Hause fühlen, denn wir betreuen sie auf eine Weise, die ihre kulturelle Identität respektiert. Diese Abteilung ist nicht nur ein Ort zum Leben und zur Pflege, sondern ein Raum, in dem sie ihre Würde, ihre Spiritualität und ihre kulturelle Zugehörigkeit bewahren können – Elemente, die ebenso wichtig sind wie medizinische und professionelle Betreuung.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Opfer früherer Generationen uns erst ermöglicht haben, dorthin zu gelangen, wo wir heute stehen. Als Teil dieser Gemeinschaft empfinde ich es als Pflicht, meinen Beitrag zu leisten und mein Bestes für diejenigen zu geben, die so viel ermöglicht haben. Dieses Projekt ist aus Liebe und Respekt zu unserer Gemeinschaft entstanden und wird unsere älteren Mitmenschen auf die würdevollste Weise unterstützen.

In diesem Zusammenhang möchte ich die albanische Gemeinschaft über die Eröffnung dieser Abteilung informieren und über die Möglichkeiten, die sie jenen bietet, die besondere Pflege und Unterstützung benötigen. Ich hoffe, diese Initiative wird ein weiterer Schritt zur Unterstützung jener sein, die uns so viel gegeben haben.

albinfo.ch: Heute sind Sie ein Beispiel für eine erfolgreiche albanische Frau in der Schweiz. Welche Botschaft möchten Sie jungen albanischen Frauen vermitteln, die hier von Erfolg träumen ?

Merita Pinta: Für junge albanische Frauen, die in der Schweiz erfolgreich sein möchten, lautet meine Botschaft: Glaubt an euch selbst, arbeitet hart und habt keine Angst, bei null anzufangen. Erfolg misst sich nicht an der Geschwindigkeit, sondern an Beständigkeit und Integrität. Geht kalkulierte Risiken ein, investiert in Wissen, bewahrt eure Werte und eure Kultur. Pflegt eine gesunde Kommunikation mit den Menschen, die euch unterstützen. Jede Frau trägt eine außergewöhnliche Stärke in sich – man muss nur daran glauben, sie kultivieren und sie zielgerichtet einsetzen. Wenn wir erfolgreich sind, öffnen wir auch anderen den Weg. Die Schweiz bietet ein hervorragendes Bildungssystem und großartige Möglichkeiten, die genutzt werden können. Zögert also nicht, den ersten Schritt zu machen. Hier gibt es Chancen für diejenigen, die bereit sind, zu arbeiten und sich zu entwickeln, um die beste Version ihrer selbst zu werden.

albinfo.ch: Welche Bedeutung hat es für Sie, von albinfo.ch zur ” Persönlichkeit des Jahres ” gewählt worden zu sein?

Merita Pinta: Für mich ist die Wahl zur ” Persönlichkeit des Jahres ” eine große Ehre, eine Auszeichnung, die ich nicht nur als persönlichen Erfolg sehe, sondern auch als Anerkennung für die Arbeit, die Opfer und die Vision all jener, die Teil meines Weges waren. Diese Auszeichnung motiviert mich, mit noch mehr Engagement und Verantwortungsbewusstsein weiterzumachen, denn sie bestätigt, dass wertvolle Arbeit, Integrität und Ausdauer belohnt werden. Sie erfüllt mich mit Stolz auf meine Herkunft, meine Gemeinschaft und darauf, dass ich nicht nur beruflich, sondern auch für das Bild und die Stärkung der albanischen Diaspora positiv wirken kann.

albinfo.ch: Und zum Schluss  wie sehen Sie sich und Ihren Weg in Zukunft, zum zehnjährigen Jubiläum von Prima Pflege und darüber hinaus?

Merita Pinta: In Zukunft sehe ich mich noch stärker in Projekte des Wachstums, der Innovation und der Professionalisierung eingebunden  nicht nur für Prima Pflege, sondern auch für mich selbst als Führungskraft. Darüber hinaus werde ich mich verstärkt für die Organisation kultureller und künstlerischer Aktivitäten einsetzen. Ich bin entschlossen, weiter aufzubauen, Herausforderungen anzunehmen, zu lernen und neue Möglichkeiten zu schaffen. Im Kern bleibt mein Ziel unverändert: Werte zu schaffen, die Bestand haben, und ein Vorbild für kommende Generationen zu sein.

Abteilung für albanische Seniorinnen und Senioren

In unserer Abteilung können sich albanische Seniorinnen und Senioren wie zu Hause fühlen, denn wir betreuen sie auf eine Weise, die ihre kulturelle Identität respektiert. Diese Abteilung ist nicht nur ein Ort zum Leben und zur Pflege, sondern ein Raum, in dem sie ihre Würde, ihre Spiritualität und ihre kulturelle Zugehörigkeit bewahren können Elemente, die ebenso wichtig sind wie medizinische und professionelle Betreuung.