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Shqipe Sylejmani geht mit ihrem ersten Roman auf Deutsch auf die Suche nach ihren Wurzeln

Dieser Satz stammt aus der letzten Seite des Romans "Bürde & Segen", welcher im Oktober 2020 von der neuen Autorin Shqipe Sylejmani veröffentlicht wurde.

Viele der albanischen Auswanderer in westlichen Ländern, die aus verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Gründen ausgewandert sind, haben ihre Familienmitglieder zurückgelassen. In vielen Fällen waren dies die Eltern, die sie zurückliessen, und die später zu den Großeltern von den fern entfernten Enkelkinder wurden.

Die Reisen zurück in die Heimat finden meist anlässlich von Kinder- oder Schulferien, aber auch im Falle eines Todesfalls statt.

So beginnt auch Shotes Geschichte in “Bürde & Segen”. Nach der Nachricht vom Tod ihrer Großmutter reisen die Familienmitglieder in den Kosovo, um an ihrer Beerdigung und der darauffolgenden Zeremonie teilzunehmen.

Die Projekte, die Shote in der Schweiz beschäftigten, musste sie für eine Weile zurückstellen, um an der Trauerfeier dabei sein zu können. Doch die Reise, so zeigte sich, würde alles im Leben von Shote auf den Kopf stellen: Ein altes Notizbuch der Grossmutter, welches ihr Onkel ihr zum Abschied vor ihrer Rückreise in die Schweiz mitgab, führte Shote auf ein Lebensprojekt, das nicht nur unbekannt sondern vor allem sehr verlockend schien.

Foto: Erkan SimsirDer Weg, um das fehlende Etwas zu finden

Tirana, Korça, Gjirokastra, Saranda, Shkodra und Ulqini waren die Namen einiger Städte in albanischen Ländern, deren Besuch ein langjähriger, aber geheimer Wunsch der Großmutter gewesen war. Für Shote war das Notizbuch mit den Destinationen wie das Vermächtnis ihrer Grossmutter, das, wie wir im Roman lesen werden, zu einer Aufgabe werden sollte, die Shote erfüllen wollte.

Die Frage, die sich uns stellte war, was Shote genau erfüllen wollte? Das Vermächtnis ihrer Grossmutter? Sich selbst – im Wissen, dass Shote ihr Leben lang nach Erfüllung suchte – oder beides zusammen?

Zurück in der Schweiz ist Shote hin und her gerissen zwischen den Notizen und den Wünschen ihrer Großmutter und ihrer eigenen Projekten. Ein Jahr nach der Todesfeier beschliesst sie schliesslich, dem unbekannten Weg zu folgen, auf die Reise ihrer Großmutter zu gehen und gleichzeitig diesem Gefühl, dass ihr immer etwas fehlte, auf den Grund zu gehen.

“Bürde & Segen” beschreibt dann Shotes Reise in etwa 30 verschiedenen Städte in Albanien, im Kosovo, in Montenegro und in Nordmazedonien. Tatsächlich präsentiert die Autorin Shqipe Sylejmani durch die Hauptfigur des Romans Shote einen Teil von sich selbst – ein im Exil aufgewachsenes Mädchen, das sich nie erfüllt fühlte, und in ihre Heimat zurückkehrte, um das ihr Fehlende zu finden.

Foto: Erkan Simsir

“Die albanische Kultur und Geschichte ist zu schön, um nicht erzählt zu werden”, sagt Shqipe für albinfo.ch und erzählt uns, dass vor allem Anekdoten und Kurzgeschichten ein wichtiger Bestandteil des Romans sind. Diese werden von Menschen aus verschiedenen Städten, die Shote im Buch besucht, erzählt und interpretiert – sie dienen als Lösung oder als Botschaft für die verschiedenen Lebensfragen, die im Roman behandelt werden.

Eine etwas andere Art der Buchvernissage

Wie das Buch selbst hatte auch die Buchvernissage zum Roman, die am 22. Oktober 2020 in Zürich stattfand, ihre eigenen Besonderheiten. Wie üblich las auch hier die Autorin den Gästen aus dem Buch vor – doch dieses Mal waren in der Halle die Gäste in begrenzter Anzahl und mit Masken zu sehen, die aufgrund der Covid-19-Pandemie zum Einsatz kamen. Während der Lesung wurde Shqipe Sylejmani von der Sängerin Arjeta Zuta und dem Pianisten Leutrim Aliji begleitet.

Um auf den im Buch oft behandelten Migrationshintergrund zurückzukommen, wiederholt die Autorin, dass eine schmerzhafte Geschichte damit verbunden ist. Viele Auswanderer hätten ihre Heimat verlassen und waren auf ihrer Suche nach einem besseren Leben oft mit ungewohnten Situationen konfrontiert. Sie nennt die erste und teils sogar zweite Generation von Auswanderern als zum Teil «verlorene Generationen», da sie nur ihre Körper im Exil hatten, während ihre Gedanken und Herzen in ihrer Heimat waren.

Sie wolle mit dem Roman die Gelegenheit nutzen, um den jüngeren Generationen die Wichtigkeit und den Wert des Heimatlands näherzubringen.

Doch kehren wir noch einmal zum Buch zurück.

Foto: Valentina Pezzo

Warum “Bürde und Segen”?

“Bürde & Segen” ist ein Buch, das den Leser auf eine Reise entführt. Dieses Abenteuer soll die Schönheit der Orte in Albanien, im Kosovo, in Montenegro und in Nordmazedonien zeigen, einschließlich der dunklen Kapitel, die Albaner in verschiedenen Perioden durchgestanden haben. Und wie jede Reise bietet auch diese wunderbare Erinnerungen an die besondere albanische Musik, die Gastfreundschaft der Menschen, Geschichten und Anekdoten, die uns daran erinnern, wie wundervoll unsere Heimat ist “, erklärt die Autorin.

Für sie, als Albanerin, die selbst fern der Heimat aufgewachsen ist, hat “Bürde & Segen” auch eine andere Bedeutung. Diese hängt mit der damaligen Entscheidung ihrer Eltern zusammen, auszuwandern.

“Die Bürde ist, dass sie die Heimat und die Familie zurückgelassen haben, wo wir unser Herz und unsere Seele haben. Und der Segen liegt in der Tatsache, dass sie ihren Familien aus der Ferne helfen und die Freiheit und Perspektive genießen konnten, die die Orte bieten, an denen sie jetzt leben “, sagt Shote alias Shqipe, die ihr Leben in der Schweiz als eine Aufgabe sieht, Grosses zu erreichen.

Die Autorin ist zufrieden mit ihrem ersten Buch

Sie sei zufrieden und glücklich, dass nun ein Teil der albanischen Kultur in der Schweiz Platz gefunden habe. Denn jedes in der Schweiz veröffentlichte Buch, wird in die Schweizer National Bibliothek aufgenommen. So würde die albanische Kultur und ihr Werk für immer in der wohl wertvollsten Literatursammlungen des Landes Platz finden.

Foto: Erkan Simsir

Shqipe Sylejmani wurde in Prishtina (Kosovo) geboren. Sie kam mit 4 Jahren in die Schweiz, nachdem ihr Vater, ein Mitarbeiter der Tageszeitung “Rilindja”, beschloss in die Schweiz auszuwandern. Mit dieser Zeitung hatte Shqipe Sylejmani auch lesen gelernt. Während ihres Journalismus- und Kommunikationsstudiums in Zürich, arbeitete sie für mehrere bekannte Medien in der Schweiz und in New York.

“Bürde & Segen” ist das erste Buch der Autorin, das in deutscher Sprache verfasst wurde, während die Vorbereitungen für die Übersetzung ins Albanische und Englische begonnen haben. Das Buch sei noch nicht abgeschlossen, sagt die Autorin und deutet darauf hin, dass wir bald vielleicht sogar den zweiten Teil des Buches erwarten können. Oder wie Shqipe Sylejmani am Ende des Romans erwähnt, wenn sie während des Besuchs am Grab ihrer Großmutter das vollendete Notizbuch vorstellt. Dies in der Hoffnung, dass die Grossmutter mit der Verwirklichung des Vermächtnisses zufrieden sein möge: Sie verspricht ihr, dass “die Reise gerade erst begonnen hat”.

Foto: Valentina Pezzo

Wer ist Shqipe Sylejmani?

 Shqipe Sylejmani wurde in Prishtina im Kosovo geboren. Sie kam mit 4 Jahren in die Schweiz, nachdem ihr Vater, ein Mitarbeiter der Tageszeitung “Rilindja”, beschloss in die Schweiz auszuwandern. Mit dieser Zeitung hatte Shqipe Sylejmani auch lesen gelernt. Während ihres Journalismus- und Kommunikationsstudiums in Zürich, arbeitete sie für mehrere bekannte Medien in der Schweiz und in New York.

 

Der Weg zu sich selbst

 “Bürde & Segen” beschreibt Shotes Reise in etwa 30 verschiedenen Städte in Albanien, im Kosovo, in Montenegro und in Nordmazedonien. Tatsächlich präsentiert die Autorin Shqipe Sylejmani durch die Hauptfigur des Romans Shote einen großen Teil von sich selbst: ein im Exil aufgewachsenes Mädchen, das sich nie erfüllt fühlte, und in ihre Heimat zurückkehrte, um das ihr Fehlende zu finden.

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Shkrimtarja Shqipe Sylejmani promovoi librin “Bürde & Segen“ në Cyrih