Meinungen
Zu Gast bei Freunden
Ein kleines Volk, das friedlich drei Religionen vereint – und stolz darauf sind; eine Kultur, in der Gastfreundschaft zum höchsten Gut gehört – als Tourist kann man sich davon tragen lassen
Wenn ich früher jemandem sagte, dass ich nach Albanien reisen werde, begegnete ich immer viel Skepsis. «Albanien?» Die Schweizer, sonst immer recht weltoffen und an vielen exotischen Reisedestinationen zu finden, zeigen gegenüber dem Balkan bis heute grosse Zurückhaltung – noch immer sind die Bilder von Krieg und Vorurteile präsent. Heute ist das Stirnrunzeln aber kleiner geworden: Langsam erkennen auch immer mehr Schweizer, dass der Westbalkan und insbesondere Albanien reichlich Sehenswertes zu bieten haben und dass die Vorurteile unbegründet sind. Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass die vielen Albaner in der Schweiz immer positiver wahrgenommen werden und immer besser integriert sind.
Weit mehr als nur Badestrand an der Adria
Albanien ist weit mehr als nur Badestrand an der Adria und traumhafte Küste im Süden am Ionischen Meer. Hier ist auf kleinem Raum eine sehr vielfältige Landschaft zu finden, die vom Meer schnell ins Hochgebirge übergeht. Dazu kommen eine sehr vielfältige Geschichte und eine reiche Kultur. Einflüsse von Ost und West haben Spuren hinterlassen, Land und Leute geprägt und zu einer spannenden Mischung geführt: antike Ruinen verschiedener Perioden – noch heute kaum besucht; um Vorherrschaft wetteifernde osmanische, orthodoxe und italienische Monumente – im Schatten moderner Hochhäuser; ein kleines Volk, das friedlich drei Religionen vereint – und stolz darauf sind; eine Kultur, in der Gastfreundschaft zum höchsten Gut gehört – als Tourist kann man sich davon tragen lassen.
Die albanischen Berge erinnern immer wieder an die Schweiz und verleiten zu Outdoor-Aktivitäten. Man findet grosse Seen umgeben von Bergen, malerische Alpentäler und markante Gipfel, der Koman-See, der sich als schmales Band zwischen Felswänden durchwindet, oder das Gebirge im Süden, das steil von über 2000 Metern zur Albanischen Riviera abfällt. Vielerorts ist die Bergwelt noch kaum berührt, und man trifft höchstens auf Hirten mit ihren Herden. Zum Land gehören aber nicht nur Naturlandschaften, sondern auch dynamische Städte. Einige wie Berat und Gjirokastra, die zum UNESCO-Welterbe gehören, locken mit historischen Innenstädten. Andere bieten vor allem lebendiges Treiben: Man trifft sich abends in der Fussgängerzone zu einem Spaziergang und einem Bier. In den grossen Städten reiht sich Café an Café, und für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Restaurants mit frischer Küche.
Neugier und Entdeckungsfreude
Albanien ist zwar für die meisten Schweizer ein weisses Blatt, aber längst keine unentdeckte Perle mehr. In den letzten Jahren hat sich ein reichhaltiges touristisches Angebot entwickelt. Gäste sind mehrheitlich Albaner, die sich an der Küste erholen. In den Bergen sind auch viele Tschechen unterwegs, und immer mehr Westeuropäer, Asiaten und Australier besuchen Albanien. Sie alle wollen ein unbekanntes Land, eine fremde Kultur entdecken – und werden herzlich empfangen. Denn Gastfreundschaft ist tief in der albanischen Kultur verwurzelt. Die Menschen sind hilfsbereit und zuvorkommend. Wer offen auf die Menschen zugeht, kann unvergessliche Begegnungen machen, gerade als Schweizer, denen die Albaner sehr freundschaftlich gesinnt sind. Der Tradition ist auch zu verdanken, dass das Reisen sicher ist, auch nachts in dunklen Seitenstrassen oder für allein reisende Frauen.
Generell verlangt Albanien von Besuchern Neugier und Entdeckungsfreude. Das Land ist zwar bereit für Touristen, aber Reisen hier ist immer noch mit einer Spur Abenteuer verbunden. In einem Land, das innerhalb kürzester Zeit riesige Veränderungen erfuhr, kann man natürlich nicht überall höchste Standards erwarten. So ist Albanien ein Urlaubsland für Entdecker, die Neues kennenlernen möchten und Orte, die noch nicht vom Massentourismus überrannt wurden, ein Land für Reisende, die nicht alles wie zu Hause haben brauchen. Albanien ist ein Land für Geniesser, die mal etwas Spezielles erleben möchten.
*Der Autor ist Präsident der Gesellschaft Schweiz-Albanien (Shoqata Zvicër-Shqipëri)
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