Nachrichten

Brief an den verstorbenen Vater

Am 13. Februar 2020 wurde Avni Shehu auf dem Fussgängerstreifen von einem Auto angefahren. Nach viermonatigem Spitalaufenthalt erlag er am 11. Juni 2020 seinen Verletzungen. Die Trauer bei den Hinterbliebenen sitzt immer noch tief.

Ein Jahr ist es her, seit dem Tag, an dem Pranvera Shehu vom Unfall ihres Vaters erfuhr. Er wollte lediglich einen Kaffee trinken gehen in seiner Stammbeiz unfern seines Zuhauses. Nachhause zurück schaffte er es nicht mehr, die nächsten Monate sollte er im Spital, im Koma verbringen. Monate zwischen Angst, Sorge und Hoffnung stand der Familie bevor, bis er anfangs Juni, kurz vor seinem 69. Geburtstag, starb. An die Beerdigung ihres Vaters in Kosovo konnte Pranvera nicht; das Land stand auf der Risikoliste des BAG. «Vielleicht kannst du nicht mehr zurück», sagte man ihr.

Ein unerwarteter Tod, kein Abschiednehmen, mitten in einer Pandemie. Ein unendlicher Schmerz, den die Tochter in einem Brief an ihren Vater versucht zu lindern.

Von Pranvera Shehu

Heute vor einem Jahr erlebte ich den schlimmsten Tag meines Lebens, als ich die Nachricht erhielt, dass Du von einem Autofahrer auf dem Fussgängerstreifen angefahren wurdest. Es war wie in einem schlechten Film. Noch heute frage ich mich, warum ist Dir dies passiert? Warum? Ich wachte in den 4 schwersten Monaten meines Lebens ständig in der Nacht auf und kniff mich, immer in der Hoffnung, dass alles nur ein Alptraum ist. Immer sagte ich zu Gott: «Bitte sag mir, dass ich nur schlecht am Träumen bin, bitte!» Aber leider war es kein Traum.

Du warst der beste Mensch auf Erden! Es gab keinen liebenswerteren, grosszügigeren Menschen als Dich. Alle, die dich kannten, sehen es so. Noch heute sind Personen erschüttert, die mich nach Dir fragen und nichts von diesem Ereignis wussten.

Papa, nach 4 Monaten Kämpfen haben wir leider den Kampf verloren. Ich glaubte fest an ein Wunder und dass all Deine guten Taten, welche Du vollbracht hast, belohnt werden und Du eine zweite Chance bekommst.

Es gab Zeichen für uns, die bewiesen, dass Du uns wahrnahmst. Das Grösste Zeichen war jeweils, wenn Deine süsse Nichte, Alessia, mit Dir sprach, Dich küsste, Dich streichelte und Du weinen musstest. Du liebtest Sie über alles. Alessia war Dein Ein und Alles. Ihr wart das Dreamteam, unzertrennlich. Auch heute sagt Alessia morgens wenn sie aufsteht: «i love you baba Pi» und formt ein Herz für Dich mit ihren kleinen Händen.Du fehlst ihr und uns sowieso.

Wir brauchen Dich doch? Noch heute habe ich das Gefühl, dass Du nur im Urlaub bist und wieder zurückkommen wirst. Ich kann es nach wie vor nicht akzeptieren. Täglich denke ich an Dich und an Deine liebenswerten Ratschläge.

Ich vermisse Deine Liebe, Deine Worte, Deine Umarmungen und Deine Küsse. Papa, ich liebe Dich von ganzem Herzen und danke Gott täglich, dass ich einen solch wundervollen, einzigartigen Papa haben durfte, die schönste Seele, die mir begegnet ist! Du fehlst mir unermesslich!

 In Liebe

Deine Tochter Pranvera