Kultur

Das Kino „Lumbardhi“ soll auch in Zukunft der Bevölkerung gehören

Das historische Kino „Lumbardhi“ in Prizren hätte gemäss Plänen zu einem Parkplatz werden sollen. 2007 verhinderten die Bürgerinnen und Bürger von Prizren mit Petitionen eine Privatisierung. Lesen Sie im Folgenden, was die Stiftung „Lumbardhi“ seither für die Rückkehr und den Schutz des Kinos getan hat.

Erbaut in den 50-er Jahren, brachte das Kino Lumbardhi, einst auch unter dem Namen Bistrica bekannt, die Filmkunst nach Prizren, und bietet heute der Bevölkerung die verschiedensten kulturellen Aktivitäten sowie öffentlichen Raum zur täglichen Nutzung.

Doch war es dem Lumbardhi nicht immer beschieden gewesen, ein solcher Raum zu bleiben, ja, es sollte sogar einem Parkplatz weichen. 2007 verhinderte die Bevölkerung Prizrens mit Petitionen die Privatisierung des Kinos, und nach sieben Jahren schlossen sich achtundfünfzig Nichtregierungsorganisationen zusammen und gründeten die Stiftung Lumbardhi für die Wiedereröffnung und den Schutz des Kinos.

Ares Shporta, der Geschäftsleiter der Stiftung Lumbardhi, sagt, Bevölkerung und zivilgesellschaftliche Organisationen hätten unter dem Motto „Das Lumbardhi soll wieder ein öffentlicher Raum sein“ die Privatisierung des Gebäudes bekämpft und das Kino der Stadt zurückgegeben.

„Dank dem Willen der Bevölkerung konnte der Prozess gestoppt werden, und das Anliegen bekam grosse Unterstützung von vielen Organisationen, Einzelpersonen, Akteuren. Ich denke, dass unsere Standfestigkeit und unser guter Wille die Institutionen zum Rückzug gezwungen haben und durch das Anliegen der Bevölkerung, dass das Lumbardhi als Monument des kulturellen Erbes anerkannt und wieder zum öffentlichen Raum werde, gerechtfertigt waren“, sagt er.

Nach der Rettung vor der Privatisierung warten neue Herausforderungen auf das Lumbardhi

Doch nach der gewonnen Schlacht gegen die Privatisierung erwartete die Bürgerinnen und Bürger eine neue Herausforderung: Um den Raum wieder zu nutzen, brauchte es auch finanzielle Unterstützung. Und eine wichtige Rolle bei der neuen Nutzung des Raumes kam einer Kampagne auf der Plattform KosovoIdeas zu. Innert fünfundvierzig Tagen wurden über diese Plattform zwanzigtausend Euro gesammelt, was am 3. April 2017zur Wiedereröffnung des Lumbardhi führte.

« Dank KosovoIdeas wurde sichtbar, wie gross unsere Unterstützung in der Bevölkerung wirklich ist. So starteten wir 2017 die Kampagne „Lumbardhi public again“ und baten um Unterstützung, um das Lumbardhi wieder täglich nutzen zu können. Ungefähr neunundachtzig Organisationen und Einzelpersonen haben uns in einer fünfundvierzigtägigen Kampagne mit einer Summe von rund zwanzigtausend Euro unterstützt. In der Folge eröffneten wir das Lumbardhi im April 2018 für die tägliche Nutzung“, sagt Shporta.

Seither dient das Lumbardhi für vielerlei Aktivitäten. Vorträge, Werkstätten, Konzerte, Filmvorführungen und viele andere Ideen werden in diesem Kino umgesetzt. Zudem dient das Lumbardhi vielen auch als Arbeitsraum. Zu seinem Charme trägt auch die kleine Bibliothek bei, die beim Eintreten sofort zu sehen ist. Diese Bibliothek wurde auf Initiative und Wunsch der Jugend im Rahmen des Projekts „Wiederkehr der Stadt“ der NGO „EC ma ndryshe“ vergrössert.

Im Dienst der Kultur aller Bevölkerungsgruppen

Shporta führte aus, das Ziel sei gewesen, wieder einen Raum zu schaffen, der die Bedürfnisse der Bevölkerung erfüllt.

« Ziel war, das Lumbardhi wieder zu einer kulturellen Institution zu machen, die den heutigen Bedürfnissen der Stadt entspricht, die Inhalt bringt, den Menschen wieder Raum schafft, eine gewisse Beständigkeit hat und vollständig funktioniert“, sagt er.

Und dass das Lumbardhi immer mehr zum Zentrum kultureller Aktivitäten im Dienst aller Bürgerinnen und Bürger wird, sagt auch Edi Galushi von der Organisation „Roma Veritas Kosova“. Dank dieses Raumes hat Edi schon mehrere Ideen zur Förderung von Kunst und Kultur der Bevölkerungsgruppe der Roma umgesetzt.

« Dieser öffentliche Raum war nötig für Prizren, er hat eindeutig dazu beigetragen, dass auch wir kulturelle Aktivitäten organisieren, dass wir noch einen zusätzlichen Ort haben, der unseren Anliegen entspricht. Und in den meisten Fällen entspricht das Lumbardhi den Bedürfnissen und Bedingungen für gute kulturelle Aktivitäten“, sagt Galushi.

Das Album des Sängers Driton Berisha mit klassischen Rocksongs, gesungen in Romanes, wurde erstmals im Lumbardhi vorgestellt, und in diesem Gebäude fand auch die Gedenkveranstaltung für den verstorbenen Dichter der Roma, Kujtim Paçaku, statt. Diese und andere Aktivitäten konnten dank der Unterstützung durch das Kino stattfinden, wie Edi Galushi sagt.

« Wir sind eindeutig daran interessiert, das Lumbardhi maximal zu nutzen. Doch vielleicht könnte es noch etwas umgebaut und ein wenig multifunktionaler werden, so dass es nicht nur ein Kino bleibt, sondern der Saal ab und zu auch für eine Theateraufführung umimprovisiert werden könnte, also dass es etwas mehr für verschiedene kulturelle Aktivitäten ausgerüstet wäre. Wir möchten das Lumbardhi für verschiedene kulturelle Aktivitäten nutzen und würden uns freuen, wenn es bald ein multifunktionaler Saal oder Ort würde“, sagte Galushi.

Das Kino Lumbardhi als touristische Attraktion

Auch Ares Shporta spricht von der Idee einer Erweiterung des Lumbardhi, und es erwartet ihn nun, wie er sagt, eine neue Herausforderung: die Bestimmung des institutionellen Schicksals des Kinos Lumbardhi und die Erstellung eines Finanz- und Nachhaltigkeitsplanes.

« Unterdessen sind wir daran, ein Ideenprojekt zu entwickeln, um den Raum komplett wiederzubeleben und ihn in einen Ort, der zwölf Monate im Jahr genutzt werden kann, umzuwandeln. Für diesen Prozess brauchen wir natürlich eine grössere Finanzierung und wir sind auf gutem Weg, die nötige Unterstützung zu sichern“, sagte er zu albinfo.ch.

Mittlerweile entwickelt sich das Kino Lumbardhi, das sich im Herzen der Stadt neben dem Fluss gleichen Namens befindet, zu einem attraktiven Touristenmagnet auch für Reisende, die wegen der Geschichte dieses Kinos kommen. Mit seinen zwei Sälen ist das Lumbardhi sogar Gastgeber für einen Teil der Aktivitäten des Internationalen Filmfestivals DokuFest.

Aktuell befindet sich das Lumbardhi auf der Liste des einstweilig geschützten Kulturerbes, während der Direktor der Stiftung Lumbardhi gegenüber albinfo.ch äusserte, geplant sei, sich nach der Realisierung des Ideenprojekts für die Liste des ständig geschützten Kulturerbes zu bewerben, denn schlussendlich sei das Ziel, dass das Lumbardhi für immer der Stadt und der Bevölkerung gehören solle.

Die Kampagne, die das Lumbardhi rettete

„Dank KosovoIdeas wurde sichtbar, wie gross unsere Unterstützung in der Bevölkerung wirklich ist. So starteten wir 2017 die Kampagne „Lumbardhi public again“ und baten um Unterstützung, um das Lumbardhi wieder täglich nutzen zu können. Ungefähr neunundachtzig Organisationen und Einzelpersonen haben uns in einer fünfundvierzigtägigen Kampagne mit einer Summe von rund zwanzigtausend Euro unterstützt. In der Folge eröffneten wir das Lumbardhi im April 2018 für die tägliche Nutzung.“

Foto:  Elmedina Arapi