Themen

Ein Märchen für zweisprachige Kinder: Autorenpaar setzt auf Erhaltung der Muttersprache

Autoren: Driter Gjukaj ist freischaffender Publizist und Primarlehrer, während Pranvera Salihi als Oberstufenlehrerin in einem Bundesasylzentrum tätig ist

Dritëro Gjukaj und Pranvera Salihi, ein Autorenpaar aus der Ostschweiz, kündigen die Veröffentlichung ihres zweisprachigen Kinderbuches an: «Es erfüllt uns mit Stolz, ein Kinderbuch herauszugeben, das sich besonders an die jüngste Leserschaft richtet» so die beiden Autoren im Interview mit Albinfo. Dritëro Gjukaj ist freischaffender Publizist und Primarlehrer, während Pranvera Salihi als Oberstufenlehrerin in einem Bundesasylzentrum tätig ist.

albinfo.ch: Was inspirierte Sie ein Kinderbuch zu schreiben?

Dritëro: «Unsere gemeinsamen Kinder können heute auf eine fünfzigjährige schweiz-kosovarische Familiengeschichte zurückblicken, und wir wollten diesen besonderen Tag mit einem Beitrag zur Erhaltung der albanischen Muttersprache würdigen.»

Pranvera: Zudem beschäftigen wir uns beruflich und privat sehr intensiv mit Kinderliteratur und wir haben festgestellt, dass es an Kinderbüchern mangelt, die die Lebenswelten und Sprachgeschichte unserer eigenen Kinder angemessen widerspiegeln.

albinfo.ch: Was war ein Schlüsselmoment, dass euer Buchprojekt ins Rollen brachte?

Pranvera: Ein Schlüsselmoment, der das Buchprojekt ins Rollen brachte, war eine Zeichnung von einem kleinen Hirten, gefolgt von einem langwierigen Prozess des Transkribierens und der handgefertigten Illustrationen. Schliesslich übergaben wir fertige Produkt einer profesionellen Illustrationen, die den Text und die Bilder grafisch digitalisierte. Das Märchen wird von zwei Bildern einer Familie umrahmt, die über ihre eigene Familiengeschichte nachdenkt und sie mündlich reflektiert.

Dritëro: Die Kerngeschichte des Kinderbuches handelt von einem kleinen Hirten, der im Wald seine Schafherde verliert und unerwartet Hilfe von den Tieren im Wald erhält.

Skizze, @Dritëro Gjukaj  Pranvera Salihi

albinfo.ch: Warum haben Sie sich entschieden, das Buch zweisprachig auf Deutsch und Albanisch zu veröffentlichen?

Dritëro: Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Kinderbuch zweisprachig auf Deutsch und Albanisch zu veröffentliche, um die Bedeutung beider Sprachen für zweisprachige Kinder zu betonen und zu fördern. Es ist uns wichtig, dass Kinder beide Sprachen gleichwertig beherrschen und keine der beiden Sprachen vernachlässigt wird.

Pranvera: Zudem möchten wir zweisprachigen Kindern und ihren Familien eine Möglichkeit bieten, ihre Muttersprache zu erhalten und zu fördern. Wir sind uns bewusst, dass die Sprachentwicklung im familiären und im schulischen Umfeld oft unter Druck gerät, weshalb wir mit unserem Buch eine positive Botschaft für zweisprachige Leserinnen und Leser senden möchten.

albinfo.ch: Welcher Erziehungsstil prägt das Kinderbuch?

Dritëro: Das Kinderbuch ist besonders für Eltern geeignet, die ihren Kindern die Vorteile einer guten zweisprachigen Erziehung ermöglichen wollen. Dahinter steckt ein anderer Erziehungsstil, als wie man es aus einer einsprachig sozialisierten Erziehung kennen könnte. Konkret ist es uns als Autorenpaar wichtig Sprachvielfalt offen und konstruktiv zu begegnen und beispielsweise Regeln für den Sprachgebrauch im Alltag gemeinsam mit den Kindern aufzustellen und diese einzuhalten.

Rückseite des Buches, @Dritëro Gjukaj  Pranvera Salihi

albinfo.ch: Was sind die wichtigsten Botschaften, die Sie mit dem Buch vermitteln möchten?

Dritëro: Insgesamt war es uns wichtig, mit unserem Buch die Botschaft zu vermitteln, dass Zweisprachigkeit eine Chance und keine Last ist und dass es wichtig ist, die Erstsprache zu wertschätzen und gemeinsam mit der Zweitsprache zu fördern. Wir hoffen, dass unser Buch dazu beitragen wird, dass Kinder ihre kulturelle Identität und Sprachgeschichte positiv erleben und sich in beiden Sprachen sicher und wohl fühlen.

Pranvera: Ein weiteres Ziel unseres Kinderbuches ist es, die Bedeutung von Familiengeschichte und -traditionen zu betonen und diese mündlich weiterzugeben. Durch den illustrierten Familiendialog am Ende des Märchens sollen Kinder ermutigt werden, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken und diese in ihre Identität zu integrieren.

Autorenpaar, @Dritëro Gjukaj  Pranvera Salihi