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Europaabgeordnete-Kandidatin Kati Schneeberger eröffnet in Wien die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990-1998“

Die Präsidentin des Vereins „Kosovo goes Europe“, Kati Schneeberger eröffnet am 2Mai die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990 – 1998“, die anhand verschiedener Bilden den friedlichen Widerstand im Kosovo in den 90er Jahren dokumentiert. Kati Schneeberger war in den letzten Jahren sehr aktiv mit ihren Stellungnahmen, aber auch mit den Initiativen, die sie zur Unterstützung des Staates und der Menschen im Kosovo ergriffen hat. Bei dieser Gelegenheit wird sie aus ihrer Sicht und ihren Erfahrungen vor Ort auch über die aktuelle Lage im Kosovo, insbesondere im Norden, berichten. Außerdem, Kati Schneeberger ist kandidatin von der Grünen Partei für die Wahl zum Europäischen Parlament.

Albinfo.at: Am 2. Mai zeigen Sie als Präsidentin des Vereins „Kosovo goes Europe“ die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990 – 1998“. Diese Ausstellung wurde auch im Sommer letzten Jahres gezeigt. Was erwarten Sie von dieser Ausstellung?

Kati Schneeberger: Die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990-1998“ soll allen, die sich für die Geschichte der Republik Kosovo interessieren einen Einblick in die Zeit vor dem Krieg geben. Sie soll aber auch Wissen an jene vermitteln, die sich bisher nicht oder nur wenig mit der Geschichte des Kosovo beschäftigt haben.

Viele Menschen in Österreich wissen zwar, dass es Krieg im Kosovo gab, aber wie es dazu kam und über die Zeit davor, wissen die meisten sehr wenig bis gar nichts. Es ist allerdings wichtig darüber Bescheid zu wissen, wenn man die Gegenwart verstehen will. Nur wenn man die Erfahrungen der Menschen kennt, kann man verstehen, wie eine Verarbeitung des Geschehenen gelingen und man langfristig einen neuen Krieg verhindern kann.

Die Ausstellung war letzten Sommer sehr gut besucht und sie ist als Wanderausstellung konzipiert. Daher wollen wir sie am 2. Mai erneut zeigen. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch über die aktuelle Lage im Kosovo, speziell im Norden, aus meiner Sicht und mit meinen Erfahrungen vor Ort berichten. Ich bin seit letztem Jahr zumindest einmal im Monat im Kosovo und jedes Mal auch im Norden, in den Gemeinden, über die in den Medien gesprochen wird, wenn es um die Forderung nach der Einrichtung eines Gemeindeverbandes geht.

 

Albinfo.at: Wann wurde die Organisation „Kosovo goes Europe“ gegründet und was sind die Ziele dieser Organisation?

Kati Schneeberger: Der Verein Kosovo goes Europe wurde vorigen Sommer sowohl in Österreich als auch im Kosovo registriert. Das Ziel ist es, die Republik Kosovo auf ihrem Weg in die EU zu unterstützen. Da gibt es bekanntlich noch einige Hürden zu überwinden. Es müssen noch fünf EU-Mitglieder überzeugt werden, dass sie die Republik Kosovo anerkennen, damit überhaupt einmal der Kandidatenstatus verliehen wird.

Dann sind noch immer die „Maßnahmen“, sprich Sanktionen gegen Kosovo aufrecht. Diese sind aus meiner Sicht völlig fehl am Platz. Es ist einfach nicht verständlich, warum ein Land für Störaktionen seines Nachbarn bestraft wird. Als Kosovo goes Europe versuchen wir ein umfängliches Bild der tatsächlichen Situation im Norden des Kosovo aufzuzeigen und sprechen darüber mit den unterschiedlichsten lokalen und internationalen Entscheidungsträgern. Nur wenn die Situation richtig eingeschätzt wird, können langfristig zielführende Entscheidungen getroffen werden.

Neben der Unterstützung im Bereich Bildung und Wirtschaft liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Jugendarbeit und auf multiethnischen Projekten. Im Februar war ich zum Beispiel mit einer Gruppe von 17 Kosovaren aus 7 verschiedenen Communities auf Studienreise in Brüssel.

 

Albinfo.at: Außerdem, Sie sind Kandidatin der Grünen in Österreich für das Europaparlament. Warum entscheiden Sie sich zu kandidieren?

Kati Schneeberger: Als jemand der in der DDR geboren und aufgewachsen ist, waren sowohl 1989 als auch 2004 mit der EU-Osterweiterung für mich zwei wirklich prägende Momente. Ich sehe die Europäische Union als Garant für nachhaltigen Frieden in Europa. Und wird sehen gerade in der Ukraine einmal mehr, dass Frieden in Europa auch 2024 keine Selbstverständlichkeit ist.

Daher ist es mir ein großes Anliegen, sowohl die Länder in Osteuropa als auch die restlichen Länder am Balkan so rasch wie möglich als weitere Mitglieder in die EU zu bekommen. Die Länder, vor allem Serbien und die Ukraine, aber auch die EU selbst, sind derzeit nicht wirklich aufnahmebereit. Hier gibt es noch sehr viel zu tun. Und genau daran will ich im Europäischen Parlament arbeiten. Nur hier kann man die entscheidenden, notwendigen Schritte voranbringen.

Aber auch Fragen der Verteidigung, der sozialen Absicherung, der Forschung und Entwicklung für eine zukunfts- und klimafitten Wirtschaft und viele andere mehr können wir nur auf europäischer Ebene beantworten.

Außerdem bin ich der Meinung, dass wir im Europaparlament Abgeordnete sitzen haben sollten, die mutig sind und auch die heißen Eisen anpacken, die Gegenwind von Aggressoren und Störern aushalten und die für die Idee des gemeinsamen, friedlichen Europas brennen. Das bring ich mit und deshalb stelle ich mich zur Wahl.

 

Albinfo.at:Nehmen Sie zum ersten Mal an einem Wahlkampf teil?

Kati Schneeberger: Es ist mein erster Wahlkampf fürs Europäische Parlament. Das ist schon was ganz besonderes. Mein erster Wahlkampf war 2020 für die Bezirksvertretungswahlen in Wien und meine erste Wahlkampfrede habe ich mit 16 Jahren gehalten, um Schulsprecherin zu werden.

 

Albinfo.at: Seit wie vielen Jahren engagieren Sie sich in der Politik und in welchen Funktionen waren Sie bisher tätig?

Kati Schneeberger: Meine ersten Funktionen hatte ich bereits in der Schule – von der Klassensprecherin bis zur stv. Schulsprecherin. Seit dieser Zeit habe ich mich auch sehr viele Jahre im Judo engagiert, wo ich über die Jahre auch verschiedene Funktionen im Landesverband Wien innehatte. 2019 habe ich dann meinen ersten Verein gegründet, der überparteilich aber dennoch politisch aktiv ist. Diesem folgten dann noch weitere Vereine.

Den Grünen bin ich eine Woche nach der letzten EU-Wahl 2019 beigetreten. Seit 2020 bin ich in Wien Neubau Bezirksrätin, Kinder- & Jugendbeauftragte und Europagemeinderätin.

 

Albinfo.at: Was sind Ihre Ziele, wenn Sie Abgeordnete des Europäischen Parlaments gewählt werden?

Kati Schneeberger: Ein wichtiges Thema ist für mich die EU-Erweiterung. Hier braucht es so rasch wie möglich einen Reformprozess innerhalb der EU, um aufnahmebereit zu sein für weitere Mitglieder, aber auch resilient gegenüber nationalistischen und anti-demokratischen Entwicklungen. Die Einstimmigkeit muss abgeschafft werden, damit kein einzelnes Land, alle anderen erpressen kann. Die Kandidatenländer – inklusive Kosovo – müssen unterstützt werden, die Kriterien für den Beitritt zu erfüllen. Priorität müssen dabei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit haben. Die Beitrittsprozesse der einzelnen Kandidatenländer müssen unabhängig voneinander sein. Es darf kein Kandidatenland ein anderes blockieren können, wie es derzeit Serbien mit Kosovo macht. Es braucht einen neuen Zugang zum Dialog zwischen Serbien und Kosovo.

Wir brauchen eine gemeinsame, europäische Verteidigung, die über die militärische Ebene hinausgeht und die geistige Verteidigung der Demokratie einschließt. Das Appeasement gegenüber Autokraten außerhalb und innerhalb der EU muss endlich aufhören.

 

Albinfo.at: Wir haben Sie oft bei albanischen Aktivitäten in Österreich gesehen. Welche Beziehung haben Sie mit den Albanern?

Kati Schneeberger: Ich habe 2022 alle Länder besucht, die Mitglied der EU werden wollen, darunter im Mai 2022 auch Kosovo. Bei meinem ersten Besuch bin ich von jedem auf die Visa-Liberalisierung angesprochen worden, weshalb ich am ersten Abend vor dem Schlafengehen beschloss, eine Online-Petition zu starten. Gesagt, getan. Die Online-Petition war so erfolgreich, dass ich durch zahlreiche Medienberichte so bekannt wurde, dass ich etliche Zuschriften auf Social Media bekam und ich mich mit vielen von ihnen dann auch getroffen habe. So entstanden neue Freundschaften und Projekte und inzwischen ein eigener Verein.

Zu Kosovo habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich habe mich vom ersten Moment an wohl gefühlt – im Land, mit den Menschen. Nirgendwo sonst fühlt es sich so vertraut an. Vieles im Kosovo erinnert mich an meine Kindheit.

 

Albinfo.at: In Österreich leben viele Kosovaren und Albaner, die auch das Wahlrecht haben. Wie viel Unterstützung erhalten Sie von den Albanern in diesem Wahlkampf und wie viele Stimmen erwarten Sie von ihnen?

Kati Schneeberger: Ich hoffe natürlich, dass ich genauso viel Unterstützung bekomme, wie ich es bei meinen Projekten und Aktivitäten im Kosovo auch immer erlebe. Schließlich brauche ich jede Menge Vorzugsstimmen, damit ich auch tatsächlich im Europäischen Parlament lande und meine Arbeit noch effektiver werden kann, auch im Sinne und Interesse der albanischen Gesellschaft. Gemeinsam arbeiten wir unermüdlich und nachweisbar für die Zukunft der Republik Kosovo.