Albanien

Schweizer Zeitung: Serbien-Albanien, das heißeste Spiel in der Fußballwelt

NZZ: Ein Spiel voller Geschichte, Spannung und politischer Symbolik

Wenn Serbien und Albanien an diesem Samstag im Rahmen der WM-Qualifikation aufeinandertreffen, werden die Sicherheitsmaßnahmen auf höchstem Niveau sein. Hunderte Polizisten, darunter Scharfschützen und Drohnenexperten, werden das Stadion der kleinen Stadt Leskovac sichern, das nur 8.000 Zuschauer fasst, berichtet albinfo.ch.

Albanische Fans werden keinen eigenen Sektor haben, da keine freien Eintrittskarten verkauft wurden, eine Vorsichtsmaßnahme, um eine Wiederholung des berüchtigten Vorfalls von 2014 zu verhindern.

Damals flog eine Drohne mit der Flagge des „Großalbanien“ über das Spielfeld und löste Tumulte zwischen Spielern und Fans aus. Die Ausschreitungen setzten sich auch außerhalb des Stadions fort  im Kosovo, in Serbien und in der Diaspora  und spiegelten die tiefen historischen Spannungen zwischen den beiden Ländern wider.

Im Zentrum dieses Konflikts steht weiterhin das Kosovo, das sich 2008 für unabhängig erklärt hat, aber von Belgrad nicht anerkannt wird. Für viele Serben bleibt es das Herz ihrer nationalen Identität, während es für die Albaner ein Symbol der Freiheit und nationalen Einheit ist.

Diese Emotionen spiegeln sich auch auf den Tribünen wider. Serbische Ultras schwenken häufig die Flagge des „Großserbien“ und mittelalterliche Symbole, während albanische Fans Lieder über die UÇK und die nationale Einheit singen. Spannungen gab es immer wieder: Der albanische Spieler Mirlind Daku wurde nach dem Ruf „Fuck Serbia“ bei der Euro 2024 für zwei Spiele gesperrt, während der serbische Verband wegen des Verbrennens einer albanischen Flagge bestraft wurde.

Das erste Spiel dieses Qualifikationszyklus zwischen den beiden Ländern in Tirana verlief jedoch ohne Zwischenfälle  eine Entwicklung, die die UEFA als positives Zeichen wertete. Trotz des Ausschlusses organisierter Fans blieb die Atmosphäre ruhig, auch wenn einige albanische Ultras protestierten, weil sie sich vom Stadion ausgeschlossen fühlten.

Am Horizont steht eine weitere Bewährungsprobe der Zusammenarbeit: die U-21-Europameisterschaft 2027, die gemeinsam von Serbien und Albanien ausgetragen werden soll.
Das Finale soll in Tirana und das Eröffnungsspiel in Novi Sad stattfinden  ein Versuch, die beiden Länder einander näherzubringen. Doch nationalistische Gruppen beider Seiten lehnen dies heftig ab und bezeichnen es als „Zusammenarbeit mit dem Feind“.

Vor diesem sensiblen Hintergrund ist das Duell an diesem Wochenende in Leskovac weit mehr als nur ein Fußballspiel  es ist ein Test für Gelassenheit, Reife und die serbisch-albanischen Beziehungen, die seit Jahrzehnten zwischen historischem Rivalitätsdenken und Versuchen der Normalisierung schwanken.