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Von der Lehrerin zur Schülerin: Céline lernt Albanisch!

Unter dem Namen ce_lingual wagt sie sich ohne Lehrperson an das Albanisch-Lernen heran und fesselt damit die Online-Community

Céline, eine erfahrene Volksschullehrerin, hat die sozialen Medien in den letzten drei Wochen im Sturm erobert. Nicht mit klassischem Unterricht, sondern mit ihrer eigenen Sprachlernreise. Unter dem Namen ce_lingual wagt sie sich ohne Lehrperson an das Albanisch-Lernen heran und fesselt damit die Online-Community. Täglich dokumentiert sie in Kurzvideos ihre Fortschritte, Erfolge und Herausforderungen auf dem Weg zu neuen sprachlichen Horizonten.

Du bist Lehrerin und begleitest normalerweise Kinder und Jugendliche auf ihrem Lernweg. Warum entscheidest du dich auf den sozialen Medien, Albanisch ohne klassischen Unterricht selbst zu lernen?

Ein entscheidender Einfluss auf meine mir selbst gestellte Herausforderung hatte sicherlich mein Grossvater. Uns verband nicht nur die Leidenschaft für Sprachen, sondern auch sein Beruf als Lehrer. In seinem Alter lernte er eigenständig Spanisch, um mit seiner Frau die entlegensten Orte Spaniens zu bereisen und die Einheimischen mit seinen Sprachkenntnissen zu beeindrucken. Nun möchte ich herausfinden, ob ich auch in der Lage bin, mir selbständig eine Fremdsprache mithilfe meines aktuellen Fachwissens und meiner Sprachkenntnisse anzueignen. Ich sehe gute Voraussetzungen für dieses Vorhaben, da ich Erfahrung darin habe, Lerninhalte didaktisch aufzubereiten und mir bewusst ist, wo beim Spracherwerb Stolpersteine liegen könnten.

Dank den zahlreich vorhandenen Ressourcen wird heute auch Lernen ausserhalb des klassischen Unterrichts möglich. Mit diesem Experiment möchte ich genauer untersuchen, welche Aspekte dabei besonders zu beachten sind und inwiefern dies eine Möglichkeit darstellen könnte, Bildung für viele Menschen weltweit zugänglicher zu machen.

Dieses Vorhaben dient nicht zuletzt meiner eigenen Weiterentwicklung als Lehrperson. Es hilft mir, die Lernprozesse meiner Lernenden besser zu verstehen und dazu zu ermutigen, Fehler als Bedingung für weitere Lernfortschritte zu sehen.

Welche Chancen siehst du in der Online-Dokumentation deines Lernprozesses? Wie stellst du sicher, dass du Gelerntes, insbesondere die Aussprache, korrekt umsetzt?

Ich sehe in verschiedenen Bereichen Chancen. Einerseits bieten mir meine Online-Dokumentationen eine Struktur, die mir bei einer bewussten Auseinandersetzung mit meinem Lernprozess hilft. Bevor ich jeweils ein neues Video veröffentliche, überprüfe ich meinen Inhalt auf Korrektheit, was mir dabei hilft, meine Lernschritte besser zu planen.

Andererseits nutze ich Social Media, um meinen Lernprozess zu teilen und andere Menschen zu unterstützen, die sich in einem ähnlichen Lernprozess befinden wie ich. Dank der digitalen Vernetzung steht eine Vielzahl von Sprachen und Wissen zur Verfügung, die für einen konstruktiven Austausch genutzt werden können.

Ich verwende ein Lehrmittel, das auch Hörübungen und die korrekte Aussprache verschiedener Buchstaben beinhaltet. Zusätzlich trainiere ich meine Aussprache, indem ich im Alltag viele albanische Lieder höre. Glücklicherweise kann ich auch auf Feedback von Freunden zurückgreifen, die meine Aussprache überprüfen, bevor ich ein neues Video auf Social Media veröffentliche.

Meine selbst geschriebenen Sätze überprüfe ich entweder mit ChatGPT oder recherchiere im Internet. Schliesslich ist auch die Social Media Community aufmerksam und gibt Feedback zu meinem Sprachwissen.

Was hat dich dazu motiviert, die Herausforderung anzunehmen, Albanisch selbst zu lernen, ohne Lehrperson?

Zu Beginn des Jahres 2024 nahm ich mir Zeit, um das vergangene Jahr zu reflektieren und darüber nachzudenken, welche Vorsätze ich für das neue Jahr fassen möchte. Dabei wurde mir bewusst, dass ich meine Leidenschaft für Sprachen in letzter Zeit völlig vernachlässigt hatte. Also suchte ich nach einem Weg, dieses “Hobby” wieder aufzugreifen. Schon seit einiger Zeit war mir die Idee gekommen, Albanisch zu lernen. Um meine Idee in die Realität umzusetzen, beschloss ich, einen konkreten Zeitrahmen zu setzen. Die 90 Tage bis zu den Frühlingsferien erschienen mir dafür ideal zu sein, da ich zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit haben werde, meine Sprachenkenntnisse im entsprechenden Land zu testen. So entstand meine Challenge und innerhalb einer Woche mein Kanal auf TikoTok und Instagram.

Des Weiteren ist für mich Autonomie von grosser Bedeutung. Ich schätze es sehr, wenn ich in meinem Tempo unabhängig von Zeit und Ort lernen kann.

Inwiefern spielt der Spassfaktor eine Rolle in deinem Lernprozess? Wie schaffst du es, dich regelmässig zu motivieren und am Ball zu bleiben?

Ich bin der Überzeugung, dass der Spass am Lernprozess eine entscheidende Rolle für den Erfolg spielt. Als ich mich entschied, Albanisch eigenständig zu lernen, war meine Motivation entsprechend hoch. Meine 90 Tage Challenge und die regelmässigen Updates auf Social Media führen ebenfalls zu einem spielerischen Lernprozess. Die Freiheit, selbst über die Lerninhalte und Materialien zu entscheiden, hat mir geholfen, motiviert zu bleiben. Wöchentlich lade ich ein Video mit meinem aktuellen Fortschritt hoch. Dies macht meine Entwicklung direkt sichtbar und wirkt somit sehr motivierend für mich.

Um mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, habe ich mir einen Plan für die 90 Tage erstellt und in wöchentliche Abschnitte unterteilt. Das gibt mir die nötige Struktur. Zudem schaffen meine dokumentierten Lernfortschritte auf Social Media ebenfalls Verbindlichkeit, am Ball zu bleiben. Ebenfalls wissen einige meiner Lernenden von meiner Herausforderung und überprüfen gerne jeweils nach der Stunde kurz meine Lernfortschritte.

Gibt es bestimmte albanische Wörter oder Sätze, die du besonders gut behalten kannst? Warum sind diese für dich besonders einprägsam?

Ja, definitiv gibt es gewisse Wörter oder Sätze, die ich besser behalten kann. Ein Wort, das ich oft in einem meiner ersten Videos auf Albanisch gelesen habe, war “sukses”, also Erfolg. Im Alltag verwende ich häufig die Wörter “shkoj” oder “unë jam”, und deshalb habe ich sie schnell verinnerlicht. Lehnwörter sind für mich eine effektive Methode, um neue Wörter besser zu behalten, wie zum Beispiel “pasagjer”, was auf Deutsch “Passagier” bedeutet. Leider funktioniert dieser Trick nicht immer. Beim ersten Mal, als ich “shok” las, dachte ich, es handle sich um das deutsche Wort “Schock”. Die richtige Übersetzung ist jedoch Freund.

Wie bereits erwähnt, höre ich im Alltag oft albanische Lieder. Die jeweiligen Titel konnte ich mir sehr gut merken. In diesem Zusammenhang fallen mir zwei Lieder von Alban Skënderaj ein: “Nuk je vetëm” und “Faleminderit”.

Wann denkst du, wirst du Albanisch gut genug beherrschen, um dich fliessend und frei auszudrücken? Hast du ein bestimmtes Ziel oder Zeitfenster für dein Selbststudium?

Für meine Challenge habe ich mir ein Zeitfenster von 90 Tagen gesetzt. Zusätzlich plane ich, in den albanischsprachigen Raum zu reisen, um mein Können zu testen. Ich bin zuversichtlich, dass ich bis dahin in der Lage sein werde, alltägliche Konversationen zu führen und mich im albanischsprachigen Raum ohne die Verwendung einer weiteren Sprache zurechtzufinden.

Ob meine Kenntnisse bis dahin auch für tiefere Gespräche ausreichen werden, bleibt abzuwarten.

Links zu meinem Kanal
TikTok Kanal: https://www.tiktok.com/@ce_lingual
Instagram Kanal: https://www.instagram.com/ce_lingual/
90 Tage Challenge (TikTok) https://www.tiktok.com/@ce_lingual/video/7329224485612080417?is_from_webapp=1&sender_device=pc&web_id=7329119679502222881
Përshëndetje (TikTok) https://www.tiktok.com/@ce_lingual/video/7334028431400684833?is_from_webapp=1&sender_device=pc&web_id=7329119679502222881