Kosova

“Straycoco” – Ein Schweizer Projekt, das sich um Hunde im Kosovo kümmert

Die Gründerin und Präsidentin der Stiftung "StrayCoCo", Dr. phil. Helen Wormser, besucht mindestens zweimal im Jahr den Kosovo, ihre Partner-Tierkliniken, um den Fortschritt in der Kleintiermedizin genau zu beobachten

Letzte Oktoberwoche hielt sich die Leiterin der Stiftung StrayCoCo aus der Schweiz, Frau Helen Wormser, für eine Woche im Kosovo auf. Zusammen mit einer Gruppe von Tierfreunden besuchte sie mehrere ihrer Partner-Tierkliniken und Tierärzte. Die Gruppe machte auch touristische Besuche im Kosovo unter der Leitung von Xhevdet Kallaba, der seit 2011 ausländische Touristen durch den Kosovo begleitet.

Helen Wormser

Die fünfköpfige Gruppe besuchte nebst regionalen Sehenswürdigkeiten die Tierkliniken in Gjakova, Vushtrri und Mitrovica, hatte aber auch die Gelegenheit, Tierärzte aus Prishtina und Drenas zu treffen.

Helene Wormser

In einem Gespräch, das albinfo.ch mit Frau Wormser über ihr Engagement im Kosovo führte, sagt sie: „Ich habe vor bald sieben Jahre die Stiftung Straycoco gegründet mit Sitz in der Schweiz. StrayCoCo ist englisch und bedeutet «Kontrolle der Strassenhunde durch Zusammenarbeit». Wir arbeiten im Kosovo und Montenegro und führen insgesamt fünf Projekte gleichzeitig, vier davon sind im Kosovo, in Peja und Gjakovë war der Anfang.

Seit 2018  befindet sich unsere Hauptklinik mit bestqualifizierten Tierärzten Blendi und Eriola Bejdoni in Gjakova. Wir nehmen hier Strassenhunde der Region zwecks Kastration und Behandlung auf. Die Stadt hat dieses Jahr zudem ein eigenes Kastrationsprogramm bewilligt. Damit ist die Stiftung finanziell entlastet und kommt nun v.a. für den Gnadenhof und gewisse Spezialbehandlungen auf. Die gesunden Hunde gehen nach der Kastration zurück auf den Platz, wo sie gefunden wurden. Sie finden in der Stadt genug Nahrung und einige Hunde leben jahrelang auf der Strasse weiter, bis zu fünf Jahre. Wir treffen sie immer wieder an. Einige wenige Hunde bleiben im Gnadenhof, weil sie beim Auffinden krank oder verletzt sind, sie hatten z.B. Räude oder ein gebrochenes Bein, waren mithin behandlungsbedürftig. Wir behalten kranke aber lebensfrohe Hunde, weil auf der Strasse wären sie nicht überlebensfähig. Sehr kranke Hunde werden bei uns euthanasiert, damit sie nicht länger unter Schmerzen leiden müssen.

Blendi Bejdoni

Jeder unserer Gnadenhof-Hunde hat eine Patin oder einen Paten. Sie zahlen 30 Euro im Monat, womit unsere Partner Futter und Pflege bezahlen. Insgesamt haben wir 35 Dauergäste allein in Gjakova. Dasselbe gilt für Vushtrri, wo wir mit Zenel Zhabari zusammenarbeiten. Der bisherigen Bürgermeister Xhafer Tahiri unterstützte das Kastrationsprogramm finanziell und auch in Mitrovica bekommt unser Partnertierarzt Labinot Osmani die Unterstützung der Gemeinde. In Drenas bauen wir ein Startup auf. Mit dem Tierarzt Shaban Mehmeti haben wir gemeinsam ein Grundstück gekauft, nicht aus Stiftungsgeldern sondern privat finanziert. Die Stiftung investiert hingegen in Zäune und Hundehäuser, damit der Platz einerseits als Durchgangszentrum für Strassenhunde, andererseits als Gnadenhof genutzt werden kann. Beim Kastrationsprogramm muss man sich bewusst sein, dass wenn ein Hund zwecks Behandlung aufgenommen wurde, er 10 Tage später wieder an den gleichen Platz zurückgebracht werden muss, wo er gefunden wurde, sonst ist der Platz von einem anderen Hund besetzt, was zu Hundekämpfen führt.

Gleichzeitig mit dem Kastrationsprogramm fördern wir Startups. Entsprechend suchen wir Spender für den Bau von Tierklinken und Gnadenhöfen. Wir glauben an das ökonomische Prinzip, wonach Angebot auch Nachfrage erzeugt.  Wenn die Tierärzte nicht zu viel für die Behandlung verlangen, werden die Hundebesitzer auch in die Behandlung investieren statt ihren Hund einfach auszusetzen. Unsere Tierkliniken bleiben nicht unbemerkt.

Die Stiftung hat gute Partner, die diese Projekte im Kosovo führen. Sie  bilden sich ständig weiter, auch wenn es wegen Covid derzeit nur online möglich ist. Weiterbildung ist wichtig!

Am dritten Tag des Aufenthalts der Schweizer Touristen im Kosovo wurden wir von Nizafet Gashi und Besnik Lajçi aus Drelaj zu einem traditionellen Mittagessen in die Rugova-Schlucht eingeladen.

Der Reichtum der bunten Wälder in der Rugova-Schlucht verblüffte die Gäste, außerdem die Gastfreundschaft der Familie Lajçi-Gashi, die das städtische Leben in Dänemark und Belgien verlassen hatten, um sich in der Rugova-Schlucht ein neues Leben aufzubauen.

Mit Stolz und Nostalgie spricht Herr Lajci über seiner Heimat, die er für 35 Jahre verlassen hatte und nun mit allem im Westen gesparten Kapital zurückkehrte.

Elsa Ramadani

Besnik hat zusammen mit Nizafet auch ein Gästehaus, in dem im Laufe des Jahres viele Kinder aus dem Ausland für eine Woche Ferien machen. Das Paar ist auch kulinarisch top, insbesondere Nizafet, die in Kombination mit Bio-Lebensmitteln, Wasser und sauberer Luft sowie Naturschönheiten einen Mehrwert für das Land Kosovo schaffen.

Eine grosse Hilfe für die Stiftung StrayCoCo ist  Elza Ramadani aus Pristina mit ihrer Organisation “Animal Rights Foundation”. Diese Organisation ist gemeinnützig und im gesamten Kosovo tätig. Ziel ist es, Tiere im Kosovo zu schützen.

“Unser Beitrag als Organisation für den legalen und nachhaltigen Tierschutz versucht die Situation im Kosovo für Tiere grundsätzlich zu verändern und nicht nur die Symptome eines Problems im Allgemeinen zu beeinflussen.  Hunde und andere Tiere brauchen unseren Schutz, die Menschen und Institutionen sollten ein größeres soziales Einfühlungsvermögen entwickeln. Insbesondere ist die Justiz gegenüber Misshandlungen von Tieren zu sensibilisieren, um diese Fälle mit Ernsthaftigkeit und Professionalität zu verfolgen, wie es Tiere verdienen“, sagt die Leiterin dieser kosovarischen Stiftung.

Elza Ramadani ist dankbar für die grosse Unterstützung durch externe Partner, wie z.B. “StrayCoCo” aus der Schweiz und ähnlichen Organisationen aus Italien, Lichtenstein, Deutschland.

Einen wichtigen Platz in den Strassenhundenprojekten nimmt die Tierklinik “Pro Vet” mit den Tierärzten Blendi und Eriola Bejdoni ein. Sie kooperieren seit Dezember 2014 mit „StrayCoCo“ und sind somit gemeinsam mit der Stiftung „StrayCoCo“ Pioniere für die Behandlung von streunenden Hunden.

Neu hat der Tierarzt Hr. Shefki Ajdini aus Prishtina ein Projekt mit StrayCoCo durchgeführt und er bedankt sich für die Zusammenarbeit gemeinsam mit seinen anderen Kollegen aus Schwesterkliniken im ganzen Kosovo. In seiner Tierklinik arbeitet er mit zwei Tierärzten zusammen. Dasselbe tun die Tierärzte Labinot Osmani in Mitrovica, Zenel Zhabari in Vushtrri und Shaban Mehmeti in Drenas.

„Für all diesen Erfolg danke ich der NGO „StrayCoCo“ und Frau Helen Wormser“, sagt Herr Zhabari. Er ist auch den Gremien der Gemeinde Vushtrri dankbar, nämlich Herrn Xhafer Tahiri, der an dem Tag, an dem wir diese Klinik besuchten, gleich vorbeikam, um Frau Wormser und die ausländischen Gäste zu begrüßen.

Es obliegt nun den staatlichen Behörden in ihren Gemeinden, Informationskampagnen für eine verstärkte Betreuung von Hunden und anderen Begleittieren zu organisieren sowie das Aussetzen zu verhindern. Auch die Schulleitung der Primar- und Sekundarstufe kann eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Schüler für die Pflege streunender Hunde spielen.

Wer ist „Straycoco“

Die Stiftung StrayCoCo engagiert sich in Ländern mit grossen streunenden Hundepopulationen, die auf unvorstellbar grausame Art behandelt werden. Wo sich bisher keine einzige Tierschutzorganisation um die Tiere kümmert, sind sie vor Ort, lassen die Hunde einfangen, Kastrieren/Impfen und nötigenfalls gegen ihre Krankheiten und Verletzungen behandeln. Sie arbeiten zusammen mit bereitwilligen Behörden und Privaten. Ihr Ziel ist es, nachhaltige Projekte mit der lokalen Bevölkerung, den Tierärzten, Freiwilligen und lokalen Tierschutzaktivisten zu fördern. Dazu zeigen sie Modelle. Es ist ihnen bewusst, dass dies ein langer und kostspieliger Weg ist.