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Migrantinnen: was sie für die Schweiz leisten

Migrantinnen gehören zum Schweizer Alltag und leisten in vielen Berufen einen wichtigen Beitrag zum Funktionieren der Schweiz. Migrantinnen sind als Führungskräfte, qualifizierte Fachkräfte, initiative Firmeninhaberinnen, aber auch als Hilfskräfte Teil der Schweizer Wirtschaft. Wo aber stehen sie in der Gesellschaft im Vergleich zu migrierten Männern oder zu einheimischen Frauen und Männern? Welche Chancen haben sie und welchen Barrieren sehen sie sich ausgesetzt? Welchen Beitrag leisten sie über das Ökonomische hinaus? Die Eidgenössische Migrationskommission EKM veröffentlicht anlässlich des Frauenstreiktags einen Bericht, der Fakten und Antworten zu diesen Fragen liefert.

Lange herrschte in der Politik und in der öffentlichen Wahrnehmung das Bild vor, Migranten kämen zum Zweck der Erwerbstätigkeit in die Schweiz und würden ihre Familien nachziehen. Damit wurde ein Bild zementiert, das stark auf dem Modell des Mannes als Ernährer und der Frau als zuständig für familiäre Angelegenheiten beruht. Ein Blick in die Geschichte und in die Statistiken zur Migration in die Schweiz zeigt, dass diese Darstellung auf einer geschlechtlichen Rollenzuschreibung und Normierung beruht, welche Frauen in der Migration unsichtbar macht. Entgegen dieser Darstellung sind die meisten Migrationsentscheidungen von Frauen vergleichbar mit denen von Männern. Sie suchten schon damals und auch heute noch für sich und unter Umständen für ihre Familie ein besseres Leben. Dazu gehört in der Regel auch eine Form von Erwerbsarbeit, um die finanziellen Ressourcen für ein besseres Leben aufzubringen.

Migrantinnen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt

Ein Grossteil der Migrantinnen kommt aus Europa (83 Prozent). Die Erwerbstätigenquote von Ausländerinnen (68,6 Prozent) ist im Vergleich zu den Schweizerinnen (83 Prozent) und Schweizern (85 Prozent) wie auch zu den Ausländern (78 Prozent) am tiefsten. Ausländerinnen arbeiten jedoch viel eher zu einem hohen Pensum (Erwerbsquote in Vollzeitäquivalenten entspricht 61,7 Prozent), während Schweizerinnen eher Teilzeit (Erwerbsquote in Vollzeitäquivalenten 59,2 Prozent) arbeiten.

Dass Ausländerinnen weniger oft eine Stelle finden, hat jedoch nicht mit mangelnder Ausbildung zu tun. Im Schnitt sind sie besser ausgebildet als Schweizerinnen, ungefähr gleich gut ausgebildet wie Ausländer, aber weniger gut als Schweizer.

Auffallend ist auch, dass vergleichsweise viele Ausländerinnen als Hilfskräfte arbeiten. Viele sind im Dienstleistungssektor und in Berufen des Verkaufs zu finden. Gleichzeitig sind Ausländerinnen in akademischen Berufen zwar untervertreten, aber viel weniger, als es die hohe Anzahl an Erwerbstätigen auf der Stufe Hilfskräfte vermuten lassen würde. Noch bedeutender ist der Blick auf die Führungskräfte. Hier ist der Anteil der Ausländerinnen, welche eine Führungsposition innehaben, höher als der Anteil der erwerbstätigen Schweizerinnen in der gleichen Funktion.

Dequalifikation

Migrantinnen und Migranten sind in der Schweiz gemäss Bericht eher von Dequalifikation betroffen als Einheimische. Sie finden auf dem Arbeitsmarkt oft keine ihrer Qualifikation entsprechende Stelle und arbeiten auf einer weniger qualifizierten Stufe. Dies trifft in besonderem Masse auf Frauen zu. Obwohl Migrantinnen besser ausgebildet sind als Schweizerinnen und etwa gleich gut wie migrierte Männer, müssen sie bei der Stellensuche höhere Hürden überwinden. Auf Migrantinnen wirken demnach mehrere Kategorien gleichzeitig – Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und beispielsweise Herkunft und Religion – und führen zu einer verstärkten Benachteiligung im Vergleich zu Einheimischen und migrierten Männern.

Care-Arbeit

Die Pflege stellt für Migrantinnen eine Möglichkeit dar, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Oft verfügen sie über andere Qualifikationen, können aber auf ihrem angestammten Beruf keine Arbeit finden. In Spitälern wie auch in der Langzeitpflege finden sich vermehrt Migrantinnen, welche eine andere Ausbildung und vor allem auch eine höhere Qualifikation haben und jetzt auf der Stufe von Hilfspflegerinnen arbeiten, um eine Anstellung und ein Einkommen zu haben.

Aufgrund des Betreuungsnotstands sowie des Wunsches nach tiefer Pflegefinanzierung und Betreuung in den eigenen vier Wänden hat sich zudem ein Vermittlungsgeschäft von Pflege- und Betreuungspersonen für Privathaushalte gebildet. Diese gesetzlich weitgehend ungeregelte Tätigkeit begünstigt verschiedene Formen von Ausbeutung, da die öffentliche Kontrolle fehlt und die Frauen von ihren jeweiligen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern abhängig sind. Dies führt in verschiedener Hinsicht zu einer prekären Situation der Migrantinnen. Auch sind sie potentiell häufiger Misshandlungen oder Übergriffen ausgesetzt.

Migrantinnen geben Impulse für die Schweizer Gesellschaft

Der Bericht zeigt auch auf, dass Migrantinnen nicht nur einen wirtschaftlichen und sozialen Beitrag für die Schweiz leisten, sondern dass sie die Schweizer Gesellschaft in innovativer Weise mitgeprägt haben. Migrantinnen erkämpften sich beispielsweise Rechte, welche den Frauen an Universitäten noch nicht zustanden und wurden so zu Wegbereiterinnen der akademischen Laufbahn für Frauen in der Schweiz. Auch inspirierten sie stark die Frauenstimmrechtsbewegung, indem sie Debatten initiierten und mobilisierten. Des Weiteren stellten sie schon früh Forderungen in der Familien- und Bildungspolitik und trugen etwa zur Einrichtung familienexterner Betreuung bei.