Diskussion: Selbstbestimmung und Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund

Einladung zur Veranstaltung mit Diskussion über Selbstbestimmung und Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund.

Mit Saphir Ben Dakon,  Kommunikations- und Inklusionsexpertin und Valdete Hoti, Koordinatorin im Zentrum Parandalo

Wir diskutieren über die zentrale Frage: Wie können wir sicherstellen, dass auch Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund ihre Rechte kennen und diese sowie ihre Pflichten wahrnehmen?!

Wann: Freitag, 31. Mai 2024 um 18:30 Uhr

Wo: GZ Oerlikon, Gubelstrasse 10, 8050 Zürich

Kontakt: Xhemal Selimi, Tel. 076 419 11 10

Eine Anmeldung ist erwünscht und die Teilnahme ist kostenlos. Bitte hier anmelden: https://parandalo.ch/

Vizekanzler André Simonazzi ist verstorben

Bundesratssprecher und Vizekanzler André Simonazzi ist am Freitag auf einer Wanderung gestorben. Die Nachricht von seinem Tod hat die Mitglieder des Bundesrates und den Bundeskanzler bestürzt. Bundesrat und Bundeskanzler sprechen der Familie und den Angehörigen ihr tiefstes Beileid aus.

Im November 2008 wurde André Simonazzi zum Vizekanzler und Bundesratssprecher ernannt. Seit dem 1. Januar 2009 nahm er an den Sitzungen der Regierung teil, führte Protokoll und nahm die Kommunikation wahr. In der Bundeskanzlei leitete er mehrere Sektionen und den Präsidialdienst.

André Simonazzi war ein Staatsdiener im besten Sinne des Wortes. Der Massstab, den er an seine Arbeit und die seiner Kolleginnen und Kollegen anlegte, war der gesetzliche Informationsauftrag. Regierungskommunikation verstand er als Dienst an der Öffentlichkeit und an der Regierung. Er wollte mit ihr die bestmöglichen Bedingungen für den Bundesrat und dessen Arbeit schaffen.

Es ist André Simonazzis Verdienst, dass die Informationstätigkeit des Bundesrates auf der Höhe der Zeit ist. Unter seiner Führung wurde die Kommunikation professionalisiert und digitalisiert. Beharrlich hat er ihre Koordination gestärkt und sie zu einem integralen Bestandteil der Regierungstätigkeit gemacht.

Wenn er auf Widerstände stiess, griff er zu Argumenten, Witz und Charme. Die Krisen der letzten Jahre waren auch kommunikativ eine grosse Herausforderung. Beharrlich erklärte er allen Beteiligten, wie wichtig eine kontinuierliche Krisenkommunikation ist. Und unermüdlich leistete er seinen eigenen Beitrag dazu. Mit ihm verliert die ganze Bundesverwaltung einen wunderbaren Menschen und einen grossartigen Kollegen.

Erholung suchte er gern in den Bergen. Am Freitag ist er auf einer seiner geliebten Wanderungen zusammengebrochen und verstorben. André Simonazzi wurde 55 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und drei erwachsene Kinder. Die Mitglieder des Bundesrates und der Bundeskanzler sprechen ihnen ihr tiefstes Beileid aus.

Albanische Sprache in der Schweiz: Eine wachsende Präsenz, die mehr Anerkennung fordert

Die starke Präsenz von Albanern in der Schweiz ist seit langem eine festgestellte Realität. Basierend auf dieser Realität waren auch die vor einiger Zeit von der Bundesstatistikbehörde veröffentlichten Daten, die Albanisch als die am häufigsten gesprochene Fremdsprache (nach Englisch) ausweisen, zu erwarten. Doch obwohl die Verbreitung der albanischen Sprache in der Schweiz eine etablierte Tatsache ist, gibt es einige Fragen bezüglich der Behandlung dieser Sprache im Land, sowohl durch den Staat als auch durch die Sprecher selbst, die Albaner.

Um Antworten auf dieses Thema zu finden, hat Albinfo.ch Dr. Naxhi Selimi, Dozent an der Pädagogischen Hochschule Schwyz, befragt.

Albinfo.ch: Albanisch ist laut neuesten Statistiken die am häufigsten gesprochene Fremdsprache in der Schweiz, nach Englisch. Diese Feststellung wirft natürlich Fragen auf: Angesichts der Anzahl der Sprecher, also ihrer „Menge“, wie steht es nun um die „Qualität“, sprich, wo ist Albanisch ausserhalb der Umgebungen präsent, in denen Albaner hier leben und sich aufhalten?

N. Selimi: Aktuelle Statistiken bestätigen die hohe Anzahl von Sprechern der albanischen Sprache in der Schweiz und fordern zu Recht Antworten bezüglich der Qualität ihrer Präsenz über informelle Umstände und Kontexte hinaus, wie Familie, Vereine, Feiern oder private Kontakte. Offiziell wird es nur in den Vertretungen der Herkunftsländer und im ergänzenden Albanischunterricht verwendet, leider jedoch nicht in Schulen, Universitäten oder anderen Umgebungen wie beispielsweise in der Verwaltung, Wirtschaft oder Medienlandschaft. An Universitäten gibt es beispielsweise Studierende aus allen Sprachgruppen, die mehr über Albanisch wissen möchten. Dieses Bedürfnis wird noch nicht berücksichtigt. Selbst Fremdspracheninstitute bieten noch keine Seminare oder Kurse in Albanisch an, abgesehen von gelegentlichen kleinen Präsentationen.

Ich denke, dass sich diese Haltung allmählich ändern wird, nicht nur wegen der grossen Zahl von Albanern, die hier leben, sondern weil die albanische Gemeinschaft in allen Bereichen der Gesellschaft, einschliesslich Bildung und Linguistik, Beiträge leistet.

Albinfo.ch: Es ist bekannt, dass die Grundlagen der albanischen Sprachstudien hauptsächlich im deutschsprachigen Kulturraum, wie in Österreich und Deutschland, gelegt wurden. Kann man von einer, wenn auch bescheidenen Tradition des Studiums der albanischen Sprache oder der Albanologie auch in der Schweiz sprechen?

N. Selimi: Die Tatsache, dass die Schweizer Universitäten noch kein Institut für Albanologie eröffnet haben, zeigt, dass es keine Tradition in diesem Bereich gibt. Ich würde sogar sagen, dass die überwiegende Mehrheit der Schweizer erst spät realisiert hat, dass es Albaner unter ihnen gibt. Lange Zeit fehlten die Kontakte und die universitären Kooperationen. Mit Österreich und Deutschland haben wir eine andere Geschichte, dank der nun zahlreichen Sprachwissenschaftler dieser beiden Länder, die sich mit der albanischen Sprache beschäftigt haben und albanischen Forschern die Türen zu Universitäten und Bibliotheken geöffnet haben. Die einzige Studie, die erwähnenswert ist, ist die von Professor Basil Schader mit albanischen Schülern und Jugendlichen vor zwei Jahrzehnten. In letzter Zeit gibt es ein gesteigertes Interesse an wissenschaftlichen Projekten im Bereich der Albanologie.

Albinfo.ch: Es gab gelegentlich Projekte, die von verschiedenen Schweizer (und deutschen) Instituten über die albanische Sprache in der Schweiz geleitet wurden. Eines davon im Rahmen der Universität Zürich, an dem Sie teilgenommen haben, und ein weiteres an der Universität Basel. Können Sie uns kurz über diese Projekte berichten und ob es ähnliche gibt?

N. Selimi: “Genau das wollte ich ansprechen, als ich das gesteigerte Interesse in letzter Zeit erwähnte. Das Projekt “Albanisch im Kontakt” behandelte Praktiken und sprachliches Bewusstsein von Albanern über drei Generationen in der deutschsprachigen Schweiz und in Bayern, wobei auch die Universität München in dieses wissenschaftliche Projekt involviert war. Aus dieser Forschung ging hervor, dass die Verwendung der albanischen und deutschen Sprache eine Schlüsselrolle in der täglichen Kommunikation spielt. Je nach sozialem Kontext und Gesprächspartner verwenden Albaner die albanische oder deutsche Sprache, obwohl in öffentlichen Räumen Deutsch dominiert, während in privaten Umgebungen Albanisch gesprochen wird.

Obwohl die Ergebnisse dieses Projekts in verschiedenen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden und eine ausführliche Beschreibung den Rahmen dieses Interviews sprengen würde, wollte ich dennoch einen beeindruckenden Fakt hervorheben. Die befragten Personen der zweiten und dritten Generation in Deutschland schätzen ihre Fähigkeiten, Standardalbanisch zu sprechen, deutlich höher ein als die zweite und dritte Generation in der Schweiz. Eine Analyse der transkribierten Interviews bestätigt jedoch das Gegenteil: Die Befragten in der Schweiz verfügen über einen grösseren Wortschatz, machen weniger grammatikalische Fehler und verwenden weniger deutsche Wörter beim Sprechen in albanischer Sprache. Es scheint, dass die zweite und dritte Generation in der Schweiz kritischer gegenüber ihren Kenntnissen der albanischen Sprache ist als ihre Altersgenossen in Deutschland. Dieses interessante und gleichzeitig herausfordernde Detail erfordert weitere Analysen. Zum Projekt der Universität Basel kann ich nicht mehr sagen, als was auf der Website dieser Universität steht. Auf den ersten Blick scheint es sehr wertvoll zu sein, da es darauf abzielt, die Wurzeln der albanischen Sprache in der Antike besser zu verstehen. Ich hoffe, dass diese Studie zur aktuellen (oft kontroversen) Debatte über das Alter und den etymologischen Aspekt der albanischen Sprache beiträgt. Darüber hinaus bin ich auch über ein Projekt der Universität Bern informiert, aber ich weiss noch nicht, ob es finanzielle Mittel gesichert hat. Dieses Projekt wird sich mit Dialekten in Kontakt beschäftigen und wird Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Albanisch einbeziehen.

Albinfo.ch: Es ist leicht festzustellen, dass es in der gesamten Schweiz kein universitäres Seminar oder Lehrstuhl gibt, der den Unterricht der albanischen Sprache anbietet. In der Zwischenzeit werden Sprachen mit weniger Sprechern, wie die „ex-jugoslawischen“ Sprachen, zumindest an den drei grossen deutschschweizerischen Universitäten im Rahmen der slawistischen Seminare unterrichtet. Vor ein paar Jahren wurde über Pläne für einen Lehrstuhl oder ein Seminar für Albanisch in Bern oder Zürich gesprochen. Haben Sie Kenntnisse darüber, ob konkrete Schritte in diese Richtung unternommen wurden?

N. Selimi: Leider wird viel gesprochen und versprochen, aber es wird noch wenig oder gar nichts unternommen. In dieser Hinsicht sollten unsere Vertretungen aktiver sein. Einige Kollegen von den betreffenden Instituten sagen mir in informellen Gesprächen, dass sie interessiert und bereit sind, sich in diese Richtung zu engagieren, beispielsweise bei der Erstellung von Lehrplänen, der Organisation von Seminaren oder Vorlesungen. Gleichzeitig suchen sie nach finanzieller Unterstützung. Wie auch die neuesten Statistiken zeigen, wird die Präsenz der albanischen Sprache in der Schweiz von niemandem bestritten. Es bedarf nur der Bereitschaft der Heimatstaaten und der Bildungsministerien der Kantone, die Eröffnung eines Lehrstuhls für Albanisch gemeinsam zu finanzieren.

Albinfo.ch: Wenn ein Lehrstuhl oder Seminar eröffnet würde, glauben Sie, dass es das entsprechende akademische Personal gibt, sowohl unter den Albanern (und auch Schweizern) vor Ort?

N. Selimi: Zweifellos ja! Wir haben inzwischen Studenten und Studentinnen mit Masterabschluss oder die ihre Promotion absolvieren und die sehr kompetent im Bereich der Linguistik sind. Ich bin überzeugt, dass unser Personal zusammen mit interessierten Schweizer Kollegen und Kolleginnen einen professionellen und qualitativen Beitrag zur Erstellung und Umsetzung der Lehrpläne bzw. Seminare in Albanisch leisten würde. Das wissenschaftliche und akademische Potenzial ist vorhanden, jetzt benötigen wir nur noch die finanzielle Unterstützung. Deshalb ermutigen wir die Entscheidungsträger, die Finanzierungsfrage voranzutreiben, während wir anderen die Arbeit würdevoll erledigen.

Albinfo.ch: Für die Bewahrung und Pflege des Albanischen bei den Albanern der zweiten, dritten und weiteren Generationen ist in erster Linie ein funktionierendes Netzwerk albanischer Schulen in der Schweiz notwendig. Dieses Netzwerk wird jedoch in unserem Fall, im Vergleich zu vor zwei oder drei Jahrzehnten, erheblich geschwächt. Glauben Sie, dass dies das „vorgeschriebene Schicksal“ ist, das unweigerlich zur allmählichen Auslöschung des Albanischen ausserhalb des Ursprungslandes führt, oder gibt es noch Hoffnung?

N. Selimi: Dieses Phänomen ist wirklich besorgniserregend, da die Anzahl der Schüler im ergänzenden albanischen Unterricht von Jahr zu Jahr deutlich sinkt. Die Faktoren sind vielfältig, angefangen von der begrenzten Zeit, der sprachlichen und bildungsspezifischen Wahrnehmung der Kinder und Erwachsenen, der Qualifikation der Lehrkräfte, den Arbeitsbedingungen, der unzureichenden Förderung der albanischen Sprache durch uns selbst und vielen anderen Variablen. Das Ausbleiben des albanischen Unterrichts beschleunigt zweifellos den Assimilationsprozess. Daher sollten wir, anstatt rhetorischen Staub aufzuwirbeln, ernsthaft arbeiten, um der Sprache und der albanischen Gemeinschaft den verdienten Platz zu geben. Da wir gerade darüber sprechen, gilt dies nicht nur für die albanische Diaspora, sondern auch für diejenigen, die in unseren Heimatländern leben, denn auch dort sprechen viele Familien mit ihren Kindern Englisch, vielleicht in der Vorstellung, ihren Kindern Privilegien zu verschaffen oder aus einer blinden Liebe zur englischen Sprache. Zu sagen, dass Gedanken ohne Inhalt und Euphorie nichts erreichen, denn besonders Letztere verblasst, sobald die erste Herausforderung auftritt. Die Erhaltung der Sprache erfordert ein klares Konzept und langfristige Arbeit von uns allen.

Prof. Dr. Schader: Ohne angemessene Bemühungen könnte Albanisch in der Schweiz nach zwei Generationen aussterben

Prof. Dr. Basil Schader ist ein Germanist, Albanologe, Sprachdidaktiker und Schweizer Autor. Er ist Autor von wissenschaftlichen Publikationen, Lehrmaterialien, didaktischen Handbüchern, literarischen Texten und Übersetzungen aus dem Albanischen. In der albanischen Gemeinschaft der Schweiz ist er vor allem für seinen grossen Beitrag zur Erstellung von Lehrtexten für den albanischen Ergänzungsunterricht in der Schweiz bekannt.

Bis zu seiner Pensionierung arbeitete Dr. Schader an der Pädagogischen Hochschule Zürich, wo er den Bereich Deutsch als Zweitsprache leitete.

Professor Schader, der auch in Albanologie an der Universität Tirana promoviert wurde, ist vielleicht der einzige Schweizer, der sich professionell mit dem Studium der albanischen Sprache und deren Interaktion mit der deutschen Sprache beschäftigt hat. Er ist der Autor der Studie “Albanischsprachige Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Hintergründe, schul- und sprachbezogene Untersuchungen” (Albanischsprachige Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Studien zu Hintergrund, Schule und Sprache).

Dieses Interview wurde auf Albanisch geführt.

Albinfo.ch: Die albanische Sprache ist laut den neuesten Statistiken nach Englisch die am meisten gesprochene Fremdsprache in der Schweiz. Diese Feststellung wirft natürlich Fragen auf: Angesichts der Anzahl der Sprecher, also ihrer “Menge”, wie steht es nun um die “Qualität”, bzw. wo ist Albanisch ausserhalb der Umgebungen präsent, in denen Albaner hier leben und verkehren?

Basil Schader: Die Priorität liegt natürlich in den Umgebungen, in denen die Albaner leben und verkehren, z.B. in Familien, Freundeskreisen, Clubs, Moscheen usw. Ausserhalb dieser Umgebungen ist Albanisch auch an Arbeitsplätzen mit Albanern präsent, z.B. in Krankenhäusern, Geschäften, Büros usw., sowie in digitalen sozialen Medien wie Facebook usw. Nicht zu vergessen sind Schulen mit albanischsprachigen Schülern, wo man oft Albanisch auf den Schulhöfen hören kann. Die sprachliche Qualität des Albanischen ist oft auf die dialektische Form beschränkt, auf mündlichen Gebrauch und einen recht einfachen Wortschatz, der für die Kommunikation mit der Familie und Freunden ausreicht, aber nicht für anspruchsvollere Themen mit speziellem Wortschatz. Besonders Schüler neigen öfter zur Sprache des Landes und der Schule (z.B. Hochdeutsch und Schweizerdeutsch), in der sie sich sicherer fühlen.

Die schriftliche Verwendung, die wir in den digitalen sozialen Medien beobachten können, zeigt oft sehr begrenzte Fähigkeiten in Bezug auf Orthografie und Verwendung des Standardalbanischen (literarischen Sprache).

Albinfo.ch: Es ist bekannt, dass die Grundlagen der albanischen Sprachstudien hauptsächlich im deutschsprachigen Kulturraum, wie in Österreich und Deutschland, gelegt wurden. Kann man von einer, wenn auch bescheidenen, Tradition des Studiums der albanischen Sprache oder der Albanologie auch in der Schweiz sprechen?

Basil Schader: Im Vergleich zu Österreich und Deutschland hat die Schweiz keine ähnliche Tradition in der Albanologie, noch bekannte Albanologen wie Johann von Hahn, Franc Nopça, Norbert Jokl und andere. Dennoch gibt es mindestens einige albanologische Projekte an den Universitäten Zürich und Basel. Von grosser Bedeutung sind auch die Forschungen und Veröffentlichungen, die das Albanische Institut in St. Gallen (https://albanisches-institut.ch/) und das ISEAL (Schweizerisches Institut für Albanische Studien) in Lausanne (iseal.ch) durchführen, die beide auf Initiative der albanischen Seite gegründet wurden.

albinfo.ch: Sie sind der einzige Forscher aus der Schweiz, der sich mit dem Studium der albanischen Sprache befasst, also der einzige Albanologe, soweit wir wissen. Sie haben auch ein Buch über die albanische Sprache in der Schweiz veröffentlicht („Albanischsprachige Kinder und Jugendliche in der Schweiz. Hintergründe, schul- und sprachbezogene Untersuchungen“). Arbeiten Sie noch an der Erforschung des Albanischen bzw. der Interaktion mit dem Deutschen?

Basil Schader: Leider nein. Nach meiner Pensionierung verfüge ich nicht mehr über die institutionellen Möglichkeiten und Unterstützungen, die ich von der Pädagogischen Hochschule Zürich hatte, in deren Rahmen ich die erwähnten Studien durchgeführt habe. Heute beschäftige ich mich vor allem mit Übersetzungen albanischer literarischer Werke und Bücher von ethnologischem und sozialem Wert, sowie mit meinen eigenen literarischen Werken, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Basil_Schader.

albinfo.ch: In der ganzen Schweiz gibt es kein universitäres Seminar oder Lehrstuhl, der den Unterricht der albanischen Sprache anbietet. In der Zwischenzeit werden Sprachen mit viel weniger Sprechern, wie die slawischen Sprachen, zumindest an den drei grossen Universitäten der Deutschschweiz unterrichtet. Vor einigen Jahren wurde über Pläne für einen Lehrstuhl oder ein Seminar für Albanisch in Bern bzw. Zürich gesprochen. Haben Sie Kenntnisse, ob konkrete Schritte in diese Richtung unternommen wurden?

Basil Schader: Ich weiss, dass viel über einen Lehrstuhl für Albanisch in der Schweiz gesprochen und viele Anstrengungen in diese Richtung unternommen wurden, aber soweit ich weiss, wurde bisher nichts realisiert, was ich sehr bedauere. Zu den Gründen gehören finanzielle Aspekte und das Fehlen einer albanologischen Tradition in der Schweiz. Der Vergleich mit den slawistischen Seminaren, wie sie einige Universitäten haben, ist etwas schwierig, da die slawischen Sprachen eine ganze Sprachgruppe von Russisch bis Kroatisch umfassen, was sicherlich die Gründung entsprechender Institute erleichtert hat.

albinfo.ch: Wenn ein Lehrstuhl oder Seminar eröffnet würde, glauben Sie, dass es das entsprechende akademische Personal gibt, sowohl unter den Albanern (und auch Schweizern) vor Ort?

Basil Schader: Ich glaube, dass es vor allem für die mittleren akademischen Funktionen (‘akademischer Mittelbau’, d.h. Assistenten, wissenschaftliche Mitarbeiter usw.) fähige Menschen gibt. Für die Leitung des Lehrstuhls müsste man vielleicht, zumindest anfangs, jemanden von ausserhalb suchen, sei es aus den albanischen Gebieten oder vielleicht von der albanologischen Abteilung der Universität München. Selbstverständlich sollte das mittelfristige Ziel die Qualifizierung des akademischen Personals aus den lokalen Ressourcen sein.

albinfo.ch: Zur Bewahrung und Pflege des Albanischen bei den Albanern der zweiten, dritten und weiteren Generationen ist in erster Linie ein funktionierendes Netzwerk albanischer Schulen in der Schweiz notwendig. Dieses Netzwerk wird jedoch in unserem Fall, im Vergleich zu vor zwei oder drei Jahrzehnten, erheblich geschwächt. Sie kennen das Problem gut. Als Albanologe und Freund der Albaner haben Sie wertvolle Beiträge zur Entwicklung des ergänzenden Albanischunterrichts in der Schweiz geleistet. Glauben Sie daher, dass dies das „vorgeschriebene Schicksal“ ist, das unweigerlich zum allmählichen Aussterben des Albanischen ausserhalb des Ursprungslandes führt, oder gibt es noch Hoffnung?

Basil Schader: Sie weisen auf ein wirklich tragisches Phänomen hin. Für den ergänzenden Albanischunterricht in der Schweiz haben wir ausserordentlich nützliche Lehrtexte entwickelt und Trainingsseminare, Präsentationen usw. organisiert. In dieser Hinsicht fehlt es an nichts. Was fehlt, sind die Schüler, die diesen Unterricht fortsetzen. Die Gründe sind vielfältig: Von albanischen Eltern, die kein Interesse an diesem Unterricht zeigen (weil sie nicht verstehen, wie wichtig die Entwicklung einer zweisprachigen/zweikulturellen Identität ist und welchen Wert albanische Kenntnisse auch auf dem Arbeitsmarkt haben können), von den Schülern selbst, die kein Interesse zeigen, auch wegen der starken Konkurrenz durch andere Freizeitaktivitäten (Sport, Spiele usw.), und von Seiten des Schweizer Staates oder der kantonalen Behörden, die den ergänzenden Unterricht (nicht nur Albanisch) in das System und den Stundenplan der Schweizer Schule nicht ausreichend integrieren.

Meine Hoffnung ist, dass mit neuen Initiativen und einer verbesserten Zusammenarbeit mit den Schweizer Institutionen die derzeit katastrophale Situation etwas entschärft werden kann. Am besten fände ich die Integration des ergänzenden Unterrichts in den regulären Stundenplan, so dass z.B. jeden Dienstag von 10 bis 12 Uhr alle Schüler einer Schule zum ergänzenden Unterricht in ihrer Muttersprache gehen würden (einschliesslich der einheimischen Schüler, die einen Kurs über Schweizer Sprache und Kultur besuchen würden). Ein solches Experiment wurde mit grossem Erfolg in Basel (Schule St. Johann) durchgeführt, aber soweit ich weiss, wurde es nirgendwo sonst wiederholt.

Ohne die erwähnten Bemühungen besteht die Gefahr, dass das Albanische nach zwei, drei Generationen vielleicht nicht ganz verschwindet, aber auf einem sehr niedrigen Niveau bleibt, beschränkt auf sehr einfache kommunikative Fähigkeiten, auf die dialektische Form und ohne literarische Kompetenzen (Schreiben und Lesen). So würden die entsprechenden Kinder und Jugendlichen mehr oder weniger Analphabeten in ihrer Muttersprache bleiben. Das wäre eine ziemlich deprimierende Aussicht.

Heidi Heiz: Brückenbauerin in der Bildung – Von der Schulassistenz zur Schulleitung

Gemeinsam mit Albinfo.ch lernen wir die Welt von Heidi Heiz kennen und sehen, wie ihre abwechslungsreiche Karriere den stetigen Wandel in der Schweizer Bildungslandschaft widerspiegelt. Heiz hat Schlagzeilen rund um die Volksschule nicht nur als interessierte Leserin verfolgt, sondern war von Anfang auch mittendrin. Sie startete als Schulassistentin und strebt jetzt danach, als Co-Schulleiterin aktiv an der Gestaltung einer Schule mitzuwirken.

albinfo.ch: Frau Heiz, können Sie uns einen Einblick in Ihren beruflichen Werdegang geben und wie Sie schlussendlich in der Schule gelandet sind?

H. Heiz: Kunst oder Kauffrau – diese Frage stellte sich mir in der Sekundarstufe. Schlussendlich habe ich mich für die zweite Option entschieden und Kreativität als Hobby weiter ausgelebt. Das Interesse und eine Affinität für Schulbildungsthemen kamen erst einige Jahre später. Mehr noch, es hat mich gepackt und schlussendlich auch beruflich auf den Weg Richtung Schulleitung geführt, auf welchem ich mich nun befinde.

albinfo.ch: Sie haben 2019 den Schweizerischen Schulassistenzverband zusammen mit anderen Schulassistentinnen gegründet – weshalb?

H. Heiz: Die Rolle der Schulassistenz war für mich eine Möglichkeit, auch beruflich in eine Schule einzutauchen und mitzuwirken. Doch erst im Rahmen einer entsprechenden Weiterbildung an der PHZH wurde mir klar, dass Schulassistenzen (ursprünglich Klassenassistentinnen genannt) an Schweizer Schulen bereits seit Jahren im Einsatz waren. Es stellte sich heraus, dass es bezüglich Anstellungsrahmen und Aufgabengebiet nicht nur kantonale, sondern auch pro Gemeinde frappante Unterschiede gab. Es fehlten klare und vor allem einheitliche Strukturen, Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für Weiterentwicklung. Es gab kein Berufsbild. Darauf hinzuarbeiten war das Ziel dieses neu gegründeten Verbandes. Ein Praxisbeispiel: Gestartet hatte ich an einer Primarschule und war im Stundenlohn angestellt. Heute arbeite ich an einer Sonderschule und profitiere von einem Monatslohn.

albinfo.ch: Gerne möchte ich hier einhaken, Sie kennen die Arbeit in dieser Rolle an einer Regel- und an einer Sonderschule. Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Anforderungen?

H. Heiz: Ich versuche es auf den Punkt zu bringen – die Durchführbarkeit, Gewichtung des Lehrplan 21. Während sich an Regelschulen Klassen durchgetaktet an den zu behandelnden Lernstoff halten, wird an Sonderschulen mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen zuerst Vorarbeit geleistet. Diese Kinder bringen andere Voraussetzungen mit, welche sie am eigentlichen Lernen hindern, Beziehungsarbeit als Basis, um lernen überhaupt möglich zu machen. Eine Schulassistenz in einem solchen Schulsetting benötigt eine extra Portion Fingerspitzengefühl, Gelassenheit, hohe Kommunikationsfähigkeit, Präsenz und intrinsische Motivation, um Gegenwind umzuleiten. Daher ist es wichtig, den Humor im Umgang mit diesem anspruchsvollen Schulsetting nicht zu verlieren. Es herrschen andere Dynamiken, und der Umgang mit grenzverletzendem Verhalten muss gelernt werden. Ein aktiver Austausch im gesamten Schulteam sowie Unterstützung und Klarheit der jeweiligen Schulleitung sind unabdingbar. Ich schätze genau deshalb die Arbeit in diesem Rahmen. Ich erlebe dort die Schulassistenz als ein ebenbürtiges Puzzleteil, nehme an Sitzungen und Projektarbeiten teil. Diese Art von Zugehörigkeitsgefühl hatte ich damals im Einsatz an der Regelschule vermisst.

albinfo.ch: Welche Rolle spielt Mehrsprachigkeit, insbesondere die albanische Sprache, in Ihrem Konzept der Schulentwicklung?

H. Heiz: Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Wer heutzutage mehrere Sprachen spricht, hat eine breitere Auswahl an Jobmöglichkeiten. Wir leben in einer Welt, die vom Gedanken der Automatisierung geprägt ist. In vielen Unternehmungen werden bereits Arbeitsschritte durch Maschinen ersetzt. Es spricht einiges dafür, wie die Rentabilität, aber auch einiges dagegen. Doch Menschen werden nie ersetzbar sein, denn Kommunikation in einer digitalen Welt ist noch kostbarer geworden. Mehrsprachigkeit in unseren Schulen ist daher ein wertvolles Gut. Die Frage ist, wie wir ihr im schulischen Kontext begegnen können und wollen. Es ist wichtig, dass jeder Schüler und jede Schülerin eine Fremdsprache nicht als Barriere erlebt, sondern bestenfalls als eine faszinierende weitere Chance zur Verständigung. Denn hinter jeder Sprache steht eine Kultur. Deshalb fördern wir das interessierte Nachfragen, das Offensein für Andersartigkeit, Respekt und das Finden von Gemeinsamkeiten als Schlüssel zum Überwinden von Sprachbarrieren, auch für Albanisch in der Schule.

albinfo.ch: «Schule im Wandel» – welche wesentliche Veränderung sehen Sie als nötig, um Qualität an Schule weiterhin zu gewährleisten?

H. Heiz: Schulassistenten wirken in der Lebenswelt Schule bereits entlastend – ob im Schulzimmer, im Hort oder via Projektarbeit.

albinfo.ch: Was gibt es noch zu erwähnen?

H. Heiz: Ja, und ich hoffe, nicht nur Schulen sind im Wandel. Ich hoffe, die gesamte Bildungslandschaft – und zwar gemeinsam. Wir brauchen einen roten Faden, nicht nur schulhaus-, Gemeinde- sondern auch kantonsübergreifend für dasselbe Ziel. Wir sollten die Berufswelt mehr in unsere Schulen integrieren. Schlussendlich arbeiten wir auf diese Arbeitswelt hin. Flexibilität und Simplicity sehe ich zudem als entscheidende Faktoren, um auf Umweltfaktoren, unsere schnelllebige Welt, erneut agile Weltfrieden und entsprechend ändernde Anforderungen, Berufsbilder und Kompetenzen adäquat zu reagieren.

 

 

Ergänzungsleistungen: Bundesrat will betreutes Wohnen fördern

Der Bundesrat will die Autonomie älterer Menschen und das Wohnen im eigenen Zuhause fördern. Deshalb sollen künftig bestimmte Betreuungsleistungen, die das selbständige Wohnen ermöglichen, in den Ergänzungsleistungen (EL) berücksichtigt werden. An seiner Sitzung vom 8. Mai 2024 hat der Bundesrat die Ergebnisse der Vernehmlassung zur Änderung des Bundesgesetzes über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (ELG) zur Kenntnis genommen. Er hat das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, bis im Herbst eine Botschaft ans Parlament auszuarbeiten. Der Anspruch auf die EL-Leistungen wird auf IV-Rentnerinnen und -Rentner mit EL ausgeweitet, und die Leistungen werden als vorschüssig ausbezahlte Pauschale ausgestaltet.

Rund ein Drittel der Personen, die in einem Alters- und Pflegeheim leben, benötigt weniger als eine Stunde Pflege pro Tag. Der Eintritt in ein Pflegeheim lässt sich verzögern oder sogar vermeiden, wenn ältere Menschen in einer altersgerechten Wohnung leben und/oder Spitex-Leistungen beziehen können. Es ist ein Bedürfnis älterer Menschen, dass sie so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause wohnen wollen. Dafür benötigen sie nicht nur gesundheitliche Unterstützung, sondern auch Hilfe und Betreuung im Haushalt, Mahlzeitendienste oder eine sichere Umgebung (Sturzprävention).

Grosses Interesse, viel Kritik

Die Vorlage «EL für betreutes Wohnen» ist in der Vernehmlassung auf grosses Interesse, aber auch auf grossen Widerstand gestossen. Die Kantone bemängelten, dass die Finanzierung allein bei ihnen liegen solle. Weiter forderte eine grosse Mehrheit der Vernehmlassungsteilnehmenden, dass IV-Rentnerinnen und -Rentner mit EL ebenfalls Anspruch auf die Leistungen für das betreute Wohnen haben sollten.

Eine grosse Mehrheit sprach sich zudem dagegen aus, dass gewisse Betreuungsleistungen von den EL-Beziehenden vorfinanziert und dann rückvergütet werden sollen. Weitere Kritikpunkte betreffen den Zuschlag für die altersgerechte Wohnung sowie die bessere Berücksichtigung psychosozialer Aspekte wie etwa die Begleitung in der selbständigen Alltagsgestaltung.

Eckwerte für die Botschaft

Aufgrund dieser Ergebnisse der Vernehmlassung hat der Bundesrat beschlossen, dass nicht nur AHV-Altersrentnerinnen und -rentner mit EL Anspruch auf die Leistungen für betreutes Wohnen haben sollen, sondern auch Bezüger und Bezügerinnen einer IV-Rente mit EL. Damit wird das Gebot der Gleichbehandlung von Alters- und IV-Rentenbeziehenden berücksichtigt. Die Leistungen der EL werden aber erst ausgerichtet, wenn das Leistungsangebot der IV ausgeschöpft ist.

Die Leistungen der EL, mit welchen das betreute Wohnen unterstützt werden soll, sollen in Form einer Pauschale vorschüssig an die EL beziehende Person ausgerichtet werden. Diese Auszahlungsmodalität ist für die Versicherten vorteilhaft, weil sie die Leistungen nicht vorfinanzieren müssen. Gleichzeitig bleibt der administrative Aufwand der Durchführung begrenzt. Die Leistungen umfassen je nach Bedarf:

  • Mietzuschlag für eine altersgerechte oder barrierefreie Wohnung
  • Vergütung für die Anpassung der Wohnung
  • Notrufsystem
  • Haushaltshilfe
  • Mahlzeitendienst
  • Fahr- oder Begleitdienst

Diese Leistungen kommen Versicherten zugute, die aufgrund ihres Alters oder ihrer gesundheitlichen Einschränkung eine gezielte Unterstützung benötigen um selbständig wohnen zu können. Daher hält der Bundesrat daran fest, dass diese Betreuungsleistungen im EL-System den Krankheits- und Behinderungskosten zugeordnet werden und ihre Kosten somit vollständig von den Kantonen zu tragen sind. Dies entspricht auch den Zuständigkeiten, wie sie seit der Neugestaltung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen seit 2008 gelten. Entsprechend fallen die mit der Vorlage einhergehenden Einsparungen durch vermiedene oder verzögerte Heimeintritte nur bei den Kantonen an. Schliesslich trägt der Bundesrat mit diesem Entscheid seiner angespannten finanziellen Lage Rechnung.

Die zusätzlichen Kosten für die Kantone werden auf rund 300 bis 620 Millionen Franken bei Einsparungen von 280 Millionen geschätzt. Die Einsparungen ergeben sich dadurch, dass durch die EL-Betreuungsleistungen Heimeintritte verzögert oder verhindert werden können.

Dr. Cristiana Lucchetti: „Albanisch wird in der Schweiz immer noch unterschätzt“

Dr. Cristiana Lucchetti, eine ambitionierte Forscherin am Slavischen Seminar der Universität Zürich, widmet ihr Leben der Erforschung der reichen sprachlichen und kulturellen Vielfalt Südosteuropas. Ihre Arbeit beleuchtet die Rolle von Sprache und Kultur bei der Gestaltung individueller und kollektiver Identitäten in der Schweiz.

Albinfo.ch: Können Sie uns einen Einblick in Ihre Forschung geben und was Sie dazu motiviert hat, sich auf dieses Fachgebiet zu spezialisieren?

C. Lucchetti: Mein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung von Sprache und Migration. Aus mehreren Gründen habe ich mich dafür entschieden, Albanisch als Herkunftssprache in der Schweiz zu erforschen.

Die albanischsprachige Gemeinschaft der Schweiz bietet ein hervorragendes Beispiel, um die Mechanismen von Sprachprestige zu untersuchen. Einwanderung aus dem Kosovo, Nordmazedonien und Albanien ist ein Phänomen, welches die Schweizer Gesellschaft seit Ende des 20. Jahrhunderts demographisch stark geprägt hat. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass das Albanische in der Schweiz die meistgesprochene Nichtlandessprache nach Englisch ist. Negativ überraschend ist jedoch, dass die gesellschaftliche Sichtbarkeit des Albanischen in der Schweiz längst nicht dessen Verbreitung und lebhaften Verwendung entspricht.

In meinem Forschungsprojekt geht es um die sogenannte „postjugoslawische“ Diaspora in der Schweiz. Hierbei spielen neben dem Albanischen – vor allem der in Kosovo gesprochenen Varietät Gheg – auch Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch eine Rolle. Menschen, die diese Sprachen sprechen, wurden und werden in der Schweiz oft mit dem Etikett „Jugo“ und / oder „Shqippi“ abgestempelt. Gelegentlich wird das Etikett „Jugo“ verallgemeinernd für alle Menschen verwendet, die in erster, zweiter oder sogar dritter Generation aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens, darunter Kosovo und Nordmazedonien, stammen, ganz abgesehen von ihrer Selbstwahrnehmung.

Mit meiner Forschung möchte ich diese fremdzugewiesenen Etiketten dekonstruieren und den Selbstwahrnehmungen albanischsprachiger Menschen in der Schweiz die gebührende Sichtbarkeit verleihen. Zudem möchte ich das Bewusstsein für das Albanische als wichtigste Herkunftssprache in der Schweiz zu stärken und dazu beizutragen, dass es als eine entsprechend wichtige, in der Schweiz zugehörige gesellschaftliche Ressource gesehen wird. Dies fordern auch meine Gesprächspartnerinnen und -partner in den Interviews.

Außerdem gibt es auch einen persönlichen Grund hinter meinem starken Interesse für die albanische Sprache: In der Grundschule habe ich meine beste Freundin Xhulia kennengelernt, die mit ihren Eltern aus Albanien nach Italien geflüchtet ist. Sie hat mein Interesse für Sprachen und Kulturen erweckt und ich möchte auf diese Weise ihr und ihrer Familie danken.

Albinfo.ch: Welche Bedeutung messen Sie der Erhaltung und Förderung von Sprache und Kultur in der Region bei?

C. Lucchetti: Meines Erachtens ist nicht nur nur die Erforschung, sondern auch die Erhaltung und Förderung der Sprachen und Kulturen Südosteuropas äußerst wichtig. Da die Länder des ehemaligen Jugoslawiens aus politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gründen stark von Auswanderung und brain drain (Abwanderung von Akademiker:innen u. a. hoch qualifizierten Arbeitskräften ins Ausland, wodurch dem Abwanderungsland Arbeitskräfte verloren gehen.) betroffen sind, sollte die Erhaltung und Förderung der albanischen, aber auch der bosnischen, kroatischen, montenegrinischen, serbischen und anderer Sprachen des ehemaligen Jugoslawiens auch für die Zielländer ein großes Anliegen sein. Die albanische Diaspora in der Schweiz ist eine der größten weltweit. Aus diesem Grund plädiere ich dafür, dass Albanisch und weitere Sprachen Südosteuropas an Schweizer Schulen und Universitäten zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Programms werden.

Albinfo.ch: Welche Herausforderungen sehen Sie in Bezug auf die Sprachpolitik und den Erhalt kultureller Vielfalt in der Schweiz?

C. Lucchetti: Die Schweiz hat ihre institutionelle Mehrsprachigkeit zu einem wichtigen Merkmal ihres nationalen Selbstverständnisses gemacht. Eine Herausforderung sehe ich darin, neben den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rumantsch mehr Raum für Sprachen zu schaffen, die in der Schweizer Gesellschaft eine wesentliche Rolle spielen.

Konkret zeigt sich eine Herausforderung für den Erhalt und die Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt in der Schweiz im Angebot des Unterrichts „Heimatliche Sprache und Kultur“ (HSK-Unterricht). Der HSK-Unterricht besteht auch für Albanisch sowie für Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch. Allerdings wird er nicht von den Kantonen oder dem Bund organisiert und finanziert, sondern die Kosten werden von den jeweiligen Botschaften und Konsulaten oder von privaten Vereinen getragen.

Natürlich ist es begrüßenswert, dass für Albanisch ein HSK-Unterricht angeboten wird. Allerdings hat sich in den Gesprächen mit meinen Studienteilnehmenden gezeigt, dass bei einigen Eltern gegenüber dem Unterrichtsangebot für Albanisch durchaus Skepsis vorhanden ist. Nach dem Motto, „warum sollte mein Kind zusätzliche Stunden seines Lebens darein investieren, ausserhalb der Schulzeiten Albanisch zu lernen, wenn sein und unser Alltag sowieso schon vollgepackt ist und wir das Albanische schon zuhause sprechen?“ Besser sei es, das Kind würde Englisch, Spanisch oder Chinesisch lernen. Hier sehen wir einen Teufelskreis, der sich um das Thema Sprachprestige dreht: Einerseits hängt eine nicht sehr positive Einstellung gegenüber dem HSK-Unterricht damit zusammen, dass das Potenzial des Albanischen in der Schweiz nicht sichtbar genug gemacht wird, und andererseits wird der nicht genug hohe Marktwert des Albanischen in der Schweiz dadurch nicht gerade erhöht.

Albinfo.ch: Wie können Ihre Forschungsergebnisse dazu beitragen, Vorurteile und Stereotypen abzubauen und die soziale Kohäsion zu stärken?

C.Lucchetti: Daten aus meinen Interviews mit Herkunftssprecherinnen und -sprechern des Albanischen zeigen, dass eine Umstrukturierung des HSK-Unterrichts wünschenswert ist. Es wäre hierzu notwendig, die Frage in den Raum zu stellen, ob eine kantonale oder sogar zentrale Finanzierung und Organisierung des HSK-Unterrichts für Albanisch möglich ist. Dies würde nämlich eine angemessene pädagogische und inhaltliche Qualitätssicherung ermöglichen und dafür sorgen, dass der Besuch des HSK-Unterrichts für eine breitere Anzahl an Menschen zugänglich und attraktiv gemacht wird. Schweizer Institutionen sollten meines Erachtens klarer signalisieren, dass der Erhalt so verbreiteter Herkunftssprachen wie Albanisch, Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch nicht nur für die Herkunftssprecherinnen und -sprecher selbst, sondern auch für die ganze Gesellschaft unabhängig des sprachlichen und kulturellen Hintergrunds eine Ressource ist.

Wie kann meine Forschung dazu beitragen, Vorurteilen entgegenzuwirken und soziale Kohäsion zu stärken? Das ist die Jackpot-Frage, auf die ich gerne mit den – hier etwas umformulierten – Worten eines Interviewteilnehmers antworten möchte. Das Label „Shqippi“ ist ähnlich wie im Fall von „Jugo“, „Tschingg“ und andere stereotypisierenden Bezeichnungen das Ergebnis von Unwissenheit.

Sobald jemand albanischsprachige Menschen selbst fragt und sie darüber sprechen lässt, wie sie sich in der Schweiz fühlen und sehen, kann ihre Stimme gehört werden. Durch eine Sensibilisierung für die Meinungen und Erfahrungen albanischsprachiger Menschen in der Schweiz kann meine Forschung dazu beitragen, dass diese Unwissenheit nach und nach beseitigt wird, die die Grundlage für strukturelle Benachteiligung und soziale Ungleichheit bildet.

Außerdem zeigt sich in den Interviews, dass die ethnischen Trennlinien, die im Mittelpunkt der Balkankriege standen, in der Diaspora weitestgehend nicht gezogen werden; in der Diaspora kennt die Solidarität zwischen Menschen aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens meist keine ethnischen Grenzen. Dies zeigt, dass durch Migration und Vielfalt mehr Bereitschaft entstehen kann, sich für das „Andere“ zu interessieren. Auch dies ist eine wichtige gesellschaftliche Ressource.

Albinfo.ch: Welche These verfolgen Sie mit Ihrem aktuellen Forschungsprojekt, und welche Ergebnisse würden Sie erwarten oder andersherum gefragt welche Resultate würden Sie überraschen?

C. Lucchetti: Meine Kernannahme ist, dass das Konzept von Mehrsprachigkeit in der Schweiz auf einer Prestigeskala basiert, innerhalb derer der albanischen Sprache ein niedriger Prestigegrad und Marktwert zugeschrieben werden. Anhand dessen, wie Sprache gesehen wird, wird in Gesellschaften Macht verteilt. Eine weitere Hypothese in meinem Forschungsprojekt ist, dass in der Schweiz die postjugoslawische Diaspora von wichtigen Machtverteilungsprozessen ausgeschlossen und mit Blick auf die Bildungs-, Berufs- und Integrationschancen systematisch benachteiligt wird.

Ich habe vor einigen Wochen angefangen, Interviews mit Menschen durchzuführen, die Albanisch, Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch als Herkunftssprachen sprechen. Basierend auf den ersten Ergebnissen erwarte ich, dass in der albanischsprachigen Gemeinschaft ein grosses Interesse dafür besteht, dass Albanisch an die nächsten Generationen weitergegeben wird, z.B. damit der Kommunikationsdraht mit Verwandten und Freunden in der Schweiz wie auch im Kosovo, in Nordmazedonien und Albanien weiterhin bestehen bleibt. Hierfür wäre die Einführung von Albanischkursen an Universitäten durchaus wünschenswert; daran arbeiten wir am entstehenden Ost- und Südosteuropainstitut der Universität Zürich als schweizweite Pioniere.

Neben den Interviews habe ich eine Umfrage entwickelt, die ich in den nächsten Wochen verbreiten werde. Sowohl in den Interviews als auch in der Umfrage werden die Teilnehmenden gebeten, einige Sprachen je nach Ansehen in der Schweiz zu ordnen. Überraschen würde es mich hier leider, wenn die Teilnehmenden dem Albanischen oder dem Bosnischen, Kroatischen, Montenegrinischen und Serbischen ein hohes Ansehen beimessen würden. Doch ich bin zuversichtlich, dass Forschung zum Albanischen und zu anderen Herkunftssprachen in der Schweiz dazu beitragen kann, dass die gesellschaftliche Relevanz dieser Sprachen immer ersichtlicher wird.

Link zum Forschungsprojekt: https://www.slav.uzh.ch/de/forschung/sprachwissprojekte/Laufende-Qualifikationsarbeiten/Language-prestige-in-Switzerland.html

E-Mail: [email protected]

 

Eine ambitionierte Schweiz-Kosovarin in der Bundeskanzlei

Drenusha Hajdini arbeitet in der sogenannten „Bundeskanzlei“ der Schweiz in Bern, im Bundeshaus, dem Sitz der Regierung des Landes (Bundesrat) und des Parlaments mit beiden Kammern.

Es ist nicht so häufig, dass man eine junge Frau mit kosovarisch-albanischen Wurzeln in diesem Gebäude trifft. Doch Drenusha sagt, dass sie mehrere Frauen mit solchen Wurzeln kenne, die für die Bundesverwaltung arbeiteten. Wie sah der Weg aus, der Drenusha hierhergebracht hat?

„Ich habe ein Bachelorstudium in Politikwissenschaften und ein Masterstudium in Public Management abgeschlossen“, sagt sie, „und zwar habe ich nicht nur an der Universität Lausanne, sondern auch an der Universität Bern studiert, um mir die deutsche Sprache anzueignen. Denn ich hatte schon früh das Ziel, in der Bundesverwaltung zu arbeiten, und Kenntnisse zweier Sprachen sind dafür eine Voraussetzung.“

„Ich interessierte mich immer schon sehr dafür, wie politische Institutionen funktionieren, wie der Staat organisiert ist, wie er die Gesellschaft und die Bürger beeinflusst. Das war natürlich der Grund, warum ich mich für ein Studium der Politikwissenschaft und des Public Managements entschieden habe. Ich war auch beruflich schon während des Studiums in diesem Feld tätig und arbeitete am Institut für öffentliche Verwaltung (IDHEAP) als Assistentin im Bereich der öffentlichen Finanzen.“

Wie funktioniert die Bundeskanzlei?

Drenusha Hajdini ist schon seit fast zwei Jahren für die Bundeskanzlei tätig. Dieser Arbeit geht sie mit grosser Hingabe nach. Das zeigt sich auch daran, mit welcher Begeisterung sie unseren Lesern die Rolle und Funktion der Bundeskanzlei, aber auch ihre Arbeit und die ihrer Kollegen in diesem Umfeld beschreibt. „Die Bundeskanzlei ist die Stabsstelle des Bundesrates und hat verschiedene Aufgaben, zum Beispiel die Sicherstellung der Ausübung der politischen Rechte, zu denen auch Volksabstimmungen und Volksinitiativen gehören. Dann ist sie auch für die offizielle Kommunikation der Regierung verantwortlich, erstellt Analysen für die politische Strategie usw. In unserer Sektion „Bundesratsgeschäfte“ werden alle Beschlüsse behandelt, die der Bundesrat in seiner wöchentlichen Sitzung fasst. Alle wichtigen Entscheidungen für den Staat, auch die sensibelsten und solche mit internationalem Charakter, laufen über unser Team. Vor den Bundesratssitzungen, die jeweils am Mittwoch oder am Freitag stattfinden, werden uns die Unterlagen für den Bundesrat zugesandt und wir prüfen sie. Nachdem wir diese von allen Departementen erhalten haben, erstellen wir eine Liste mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen den Departementen. Dies erleichtert die Arbeit des Bundesrates, da er mehr Zeit auf Geschäften verwendet, bei denen es Differenzen gibt. Es ist bewundernswert, wie alle Positionen vor jedem Beschluss berücksichtigt werden und wie gut das funktioniert. Denn das sollten Sie bedenken: Bei Bundesratssitzungen werden bis zu 200 Entscheidungen getroffen! Nach Abschluss dieser Sitzungen kümmert sich unser Team schliesslich darum, dass die Beschlüsse des Bundesrates in der richtigen Form ausgefertigt.“ „Es ist eine grosse Ehre, in der Bundesverwaltung zu arbeiten und zu wissen, was in den staatlichen Institutionen passiert. Diese Arbeit erfordert eine sehr hohe berufliche Ethik, da wir uns mit Themen befassen, die von grosser politischer Sensibilität sind, und erfordert die Fähigkeit, unter politischem Druck zu arbeiten und absolute Diskretion zu wahren.“

Drenusha Hajdini

„Aber was mich interessiert hat, war immer nur die wissenschaftliche Seite. Ich habe mich darauf konzentriert, von aussen zu analysieren, wie sich das politische Spiel entwickelt, und nicht darauf, selbst Teil der Politik zu sein.“

Drenushas Engagement für das Funktionieren der Bundesverwaltung kommt gut zum Ausdruck, wenn sie ihre Stelle beschreibt. Hat sie darüber hinaus Ambitionen, selber parteipolitisch aktiv zu werden?

Sie sagt, dass ihr diese Frage seit Beginn ihres Politikwissenschaftsstudiums oft gestellt wurde. „Aber was mich interessiert hat, war immer nur die wissenschaftliche Seite. Ich habe mich darauf konzentriert, von aussen zu analysieren, wie sich das politische Spiel entwickelt, und nicht darauf, selbst Teil der Politik zu sein.“

Auf die Frage nach ihren Ambitionen in Bezug auf wissenschaftliche Weiterentwicklung, Universitätsabschlüsse, etwa einen Doktortitel usw., sagt sie, dass dies noch offen sei, allerdings zu einem späteren Zeitpunkt. „Als ich mein Masterstudium abgeschlossen hatte, fragte mich der Professor, ob ich jetzt ein Doktorat starten möchte.“

Drenusha Hajdini hat die öffentliche Verwaltung im Kosovo untersucht

Wenn es um den Master geht, gibt es ein „Detail“, das wir nicht übersehen sollten. Neben der Tatsache, dass Drenusha von der Universität für den besten Masterabschluss ihres Jahrgangs mit einem Preis ausgezeichnet wurde, ist auch das Thema ihrer Masterarbeit besonders.

„Der Titel meiner Masterarbeit lautete „Reformen der öffentlichen Verwaltung im Kosovo im Rahmen des SIGMA-Programms der EU und der OECD“, erläutert unsere Gesprächspartnerin. „Die öffentliche Verwaltung ist das Instrument in der Hand des Staates, um die Gesetze im Dienste der Bürger umzusetzen, daher kommt ihr eine wichtigere Rolle zu.“ Da der Kosovo eine Mitgliedschaft in der EU anstrebt, sind in einigen Bereichen einige Reformen durchzuführen. Die öffentliche Verwaltung ist einer davon. „Tatsächlich hatte ich in meinem Fach das Ziel, drei Bereiche zu studieren: Öffentliches Finanzmanagement, Personalmanagement und strategische Rahmenbedingungen. Bei der Verwaltung der öffentlichen Finanzen wurden grosse Erfolge erzielt, nicht jedoch in den beiden anderen Bereichen. Mein Ziel war es, die Ursachen für diese Stagnation zu finden und einen Weg aufzuzeigen, der auch hier Fortschritte erlaubt.“

Kosovo – eine Fallstudie, die sich zu untersuchen lohnt

Für diese Arbeit hat Drenusha Unternehmer und Wissenschaftler im Kosovo interviewt, aber auch Vertreter von Nichtregierungsorganisationen sowie Personen, die bei der OECD für das SIGMA-Programm verantwortlich sind. „Ich hatte zwei Ziele: Erstens das persönliche Ziel, historisches und politisches Wissen über den Kosovo zu erlangen. Es ist normal, dass ich mich dem Kosovo emotional immer verbunden gefühlt habe, aber mein Wissen über das politische System und die Verwaltung hatte ich nur am Beispiel der Schweiz erworben. Das andere Ziel war wissenschaftlicher Natur: Zu Kosovo, einen im Aufbau oder in der Entwicklung befindlichen Staat, gibt es nur sehr wenig Forschung. Deshalb war es mir wichtig zu zeigen, dass es sich lohnt, den Kosovo im Rahmen einer Fallstudie zu untersuchen. Wir können das Land mit den uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Instrumenten untersuchen, so dass es nicht mehr etwas Aussergewöhnliches oder Isoliertes ist. Ich hoffe, dass ich diese beiden Ziele erreicht habe, da meine Arbeit von der Universität Lausanne als Buch veröffentlicht wurde. Die Veröffentlichung erfolgte im November 2023“, sagt Drenusha Hajdini (den Link zur Veröffentlichung Serval – L’administration publique au Kosovo sous le programme SIGMA de l’OCDE et de l’UE : analyse de quelques domaines de réformes (unil.ch)). Die Eltern von Drenusha haben im Kosovo an der Universität studiert, hatten hier aber aus bekannten Gründen natürlich keine Möglichkeit, sich beruflich weiterzuentwickeln. „Daher sind meine Leistungen und die meiner drei Brüder gewissermassen die Verwirklichung ihrer Wünsche. An dieser Stelle möchte ich auch Folgendes sagen: Beim Lesen von Albinfo.ch, den Porträts junger Albaner in der Schweiz, die Erfolge vorweisen können, waren meine Eltern immer begeistert. Deshalb fühle ich mich jetzt gut, da nun ihre Tochter an der Reihe ist.“ Über den Kosovo gibt es viele Vorurteile, oft ist von Verantwortungslosigkeit in den staatlichen Institutionen die Rede. „Aber ich kann sagen, dass in der öffentlichen Verwaltung gute Leistungen erbracht werden und es viele Menschen gibt, die engagiert arbeiten“, sagt Drenusha, „und diejenigen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren sehr offen und hilfsbereit. Die Jugend im Kosovo zeigt grosses Potential und hat das Vertrauen, dass sich das Land auch in diesem Bereich weiterentwickeln wird.“

Ihre Botschaft: „Habt Mut, das Schicksal zu provozieren

Ihre Botschaft an junge Menschen mit albanischen Wurzeln, die sich für Politik interessieren und eine Karriere im von ihr gewählten Bereich anstreben, brachte sie in wenigen Worten auf den Punkt: „Habt Mut, das Schicksal zu provozieren.“ Es sei wichtig, sich während des Studiums in Gesellschaft, Vereinen und beruflich zu engagieren. „Aber eines gilt es bei dieser Gelegenheit zu vermitteln: In der Schweizer Gesellschaft werden Arbeit und Leistung immer geschätzt, unabhängig von der politischen, sozialen, ethnischen oder sonstigen Herkunft, mein Beispiel zeigt dies. Mir halfen nicht soziale Verbindungen oder gute wirtschaftliche Verhältnisse meiner Eltern, sondern es war die Schweiz, die mir Chancen bot, die ich gepackt habe. Ich fühle mich glücklich in der Schweiz geboren zu sein und bin sehr stolz, heute für die Bundeskanzlei zu arbeiten!“

Europaabgeordnete-Kandidatin Kati Schneeberger eröffnet in Wien die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990-1998“

Albinfo.at: Am 2. Mai zeigen Sie als Präsidentin des Vereins „Kosovo goes Europe“ die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990 – 1998“. Diese Ausstellung wurde auch im Sommer letzten Jahres gezeigt. Was erwarten Sie von dieser Ausstellung?

Kati Schneeberger: Die Ausstellung „Gewaltfreier Widerstand im Kosovo 1990-1998“ soll allen, die sich für die Geschichte der Republik Kosovo interessieren einen Einblick in die Zeit vor dem Krieg geben. Sie soll aber auch Wissen an jene vermitteln, die sich bisher nicht oder nur wenig mit der Geschichte des Kosovo beschäftigt haben.

Viele Menschen in Österreich wissen zwar, dass es Krieg im Kosovo gab, aber wie es dazu kam und über die Zeit davor, wissen die meisten sehr wenig bis gar nichts. Es ist allerdings wichtig darüber Bescheid zu wissen, wenn man die Gegenwart verstehen will. Nur wenn man die Erfahrungen der Menschen kennt, kann man verstehen, wie eine Verarbeitung des Geschehenen gelingen und man langfristig einen neuen Krieg verhindern kann.

Die Ausstellung war letzten Sommer sehr gut besucht und sie ist als Wanderausstellung konzipiert. Daher wollen wir sie am 2. Mai erneut zeigen. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch über die aktuelle Lage im Kosovo, speziell im Norden, aus meiner Sicht und mit meinen Erfahrungen vor Ort berichten. Ich bin seit letztem Jahr zumindest einmal im Monat im Kosovo und jedes Mal auch im Norden, in den Gemeinden, über die in den Medien gesprochen wird, wenn es um die Forderung nach der Einrichtung eines Gemeindeverbandes geht.

 

Albinfo.at: Wann wurde die Organisation „Kosovo goes Europe“ gegründet und was sind die Ziele dieser Organisation?

Kati Schneeberger: Der Verein Kosovo goes Europe wurde vorigen Sommer sowohl in Österreich als auch im Kosovo registriert. Das Ziel ist es, die Republik Kosovo auf ihrem Weg in die EU zu unterstützen. Da gibt es bekanntlich noch einige Hürden zu überwinden. Es müssen noch fünf EU-Mitglieder überzeugt werden, dass sie die Republik Kosovo anerkennen, damit überhaupt einmal der Kandidatenstatus verliehen wird.

Dann sind noch immer die „Maßnahmen“, sprich Sanktionen gegen Kosovo aufrecht. Diese sind aus meiner Sicht völlig fehl am Platz. Es ist einfach nicht verständlich, warum ein Land für Störaktionen seines Nachbarn bestraft wird. Als Kosovo goes Europe versuchen wir ein umfängliches Bild der tatsächlichen Situation im Norden des Kosovo aufzuzeigen und sprechen darüber mit den unterschiedlichsten lokalen und internationalen Entscheidungsträgern. Nur wenn die Situation richtig eingeschätzt wird, können langfristig zielführende Entscheidungen getroffen werden.

Neben der Unterstützung im Bereich Bildung und Wirtschaft liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Jugendarbeit und auf multiethnischen Projekten. Im Februar war ich zum Beispiel mit einer Gruppe von 17 Kosovaren aus 7 verschiedenen Communities auf Studienreise in Brüssel.

 

Albinfo.at: Außerdem, Sie sind Kandidatin der Grünen in Österreich für das Europaparlament. Warum entscheiden Sie sich zu kandidieren?

Kati Schneeberger: Als jemand der in der DDR geboren und aufgewachsen ist, waren sowohl 1989 als auch 2004 mit der EU-Osterweiterung für mich zwei wirklich prägende Momente. Ich sehe die Europäische Union als Garant für nachhaltigen Frieden in Europa. Und wird sehen gerade in der Ukraine einmal mehr, dass Frieden in Europa auch 2024 keine Selbstverständlichkeit ist.

Daher ist es mir ein großes Anliegen, sowohl die Länder in Osteuropa als auch die restlichen Länder am Balkan so rasch wie möglich als weitere Mitglieder in die EU zu bekommen. Die Länder, vor allem Serbien und die Ukraine, aber auch die EU selbst, sind derzeit nicht wirklich aufnahmebereit. Hier gibt es noch sehr viel zu tun. Und genau daran will ich im Europäischen Parlament arbeiten. Nur hier kann man die entscheidenden, notwendigen Schritte voranbringen.

Aber auch Fragen der Verteidigung, der sozialen Absicherung, der Forschung und Entwicklung für eine zukunfts- und klimafitten Wirtschaft und viele andere mehr können wir nur auf europäischer Ebene beantworten.

Außerdem bin ich der Meinung, dass wir im Europaparlament Abgeordnete sitzen haben sollten, die mutig sind und auch die heißen Eisen anpacken, die Gegenwind von Aggressoren und Störern aushalten und die für die Idee des gemeinsamen, friedlichen Europas brennen. Das bring ich mit und deshalb stelle ich mich zur Wahl.

 

Albinfo.at:Nehmen Sie zum ersten Mal an einem Wahlkampf teil?

Kati Schneeberger: Es ist mein erster Wahlkampf fürs Europäische Parlament. Das ist schon was ganz besonderes. Mein erster Wahlkampf war 2020 für die Bezirksvertretungswahlen in Wien und meine erste Wahlkampfrede habe ich mit 16 Jahren gehalten, um Schulsprecherin zu werden.

 

Albinfo.at: Seit wie vielen Jahren engagieren Sie sich in der Politik und in welchen Funktionen waren Sie bisher tätig?

Kati Schneeberger: Meine ersten Funktionen hatte ich bereits in der Schule – von der Klassensprecherin bis zur stv. Schulsprecherin. Seit dieser Zeit habe ich mich auch sehr viele Jahre im Judo engagiert, wo ich über die Jahre auch verschiedene Funktionen im Landesverband Wien innehatte. 2019 habe ich dann meinen ersten Verein gegründet, der überparteilich aber dennoch politisch aktiv ist. Diesem folgten dann noch weitere Vereine.

Den Grünen bin ich eine Woche nach der letzten EU-Wahl 2019 beigetreten. Seit 2020 bin ich in Wien Neubau Bezirksrätin, Kinder- & Jugendbeauftragte und Europagemeinderätin.

 

Albinfo.at: Was sind Ihre Ziele, wenn Sie Abgeordnete des Europäischen Parlaments gewählt werden?

Kati Schneeberger: Ein wichtiges Thema ist für mich die EU-Erweiterung. Hier braucht es so rasch wie möglich einen Reformprozess innerhalb der EU, um aufnahmebereit zu sein für weitere Mitglieder, aber auch resilient gegenüber nationalistischen und anti-demokratischen Entwicklungen. Die Einstimmigkeit muss abgeschafft werden, damit kein einzelnes Land, alle anderen erpressen kann. Die Kandidatenländer – inklusive Kosovo – müssen unterstützt werden, die Kriterien für den Beitritt zu erfüllen. Priorität müssen dabei Demokratie und Rechtsstaatlichkeit haben. Die Beitrittsprozesse der einzelnen Kandidatenländer müssen unabhängig voneinander sein. Es darf kein Kandidatenland ein anderes blockieren können, wie es derzeit Serbien mit Kosovo macht. Es braucht einen neuen Zugang zum Dialog zwischen Serbien und Kosovo.

Wir brauchen eine gemeinsame, europäische Verteidigung, die über die militärische Ebene hinausgeht und die geistige Verteidigung der Demokratie einschließt. Das Appeasement gegenüber Autokraten außerhalb und innerhalb der EU muss endlich aufhören.

 

Albinfo.at: Wir haben Sie oft bei albanischen Aktivitäten in Österreich gesehen. Welche Beziehung haben Sie mit den Albanern?

Kati Schneeberger: Ich habe 2022 alle Länder besucht, die Mitglied der EU werden wollen, darunter im Mai 2022 auch Kosovo. Bei meinem ersten Besuch bin ich von jedem auf die Visa-Liberalisierung angesprochen worden, weshalb ich am ersten Abend vor dem Schlafengehen beschloss, eine Online-Petition zu starten. Gesagt, getan. Die Online-Petition war so erfolgreich, dass ich durch zahlreiche Medienberichte so bekannt wurde, dass ich etliche Zuschriften auf Social Media bekam und ich mich mit vielen von ihnen dann auch getroffen habe. So entstanden neue Freundschaften und Projekte und inzwischen ein eigener Verein.

Zu Kosovo habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich habe mich vom ersten Moment an wohl gefühlt – im Land, mit den Menschen. Nirgendwo sonst fühlt es sich so vertraut an. Vieles im Kosovo erinnert mich an meine Kindheit.

 

Albinfo.at: In Österreich leben viele Kosovaren und Albaner, die auch das Wahlrecht haben. Wie viel Unterstützung erhalten Sie von den Albanern in diesem Wahlkampf und wie viele Stimmen erwarten Sie von ihnen?

Kati Schneeberger: Ich hoffe natürlich, dass ich genauso viel Unterstützung bekomme, wie ich es bei meinen Projekten und Aktivitäten im Kosovo auch immer erlebe. Schließlich brauche ich jede Menge Vorzugsstimmen, damit ich auch tatsächlich im Europäischen Parlament lande und meine Arbeit noch effektiver werden kann, auch im Sinne und Interesse der albanischen Gesellschaft. Gemeinsam arbeiten wir unermüdlich und nachweisbar für die Zukunft der Republik Kosovo.

Genf: Fortsetzung einer Erfolgsserie: Albanisch-schweizerisches Forum über Immobilien und Finanzen

Das albanisch-schweizerische Forum (Immobilien, Investitionen und Finanzen), das am Freitag im Centre de l’Espérance/8 Oak in Genf stattfand, war ein Treffen, das viele albanische und schweizerische Unternehmer zusammengebracht hat. Mit beeindruckender Teilnahme von etwa 200 Personen wurde das Forum von albpoint organisiert, während die Medienplattform albinfo.ch ein Medienpartner dieser wirtschaftlichen Veranstaltung war und auch ein Beweis für die engagierte und bahnbrechende Arbeit, die diese Plattform leistet, auch in Bereichen, die über die Information der albanischen Diaspora hinausgehen, was ihr Hauptengagement ist.

Das in Genf abgehaltene Forum war ebenfalls ein Teil der Reihe solcher Foren, die zuvor in Zürich, Lausanne und anderen Orten stattfanden. Der Markt für Immobilien, Bau und Finanzen, bzw. die Zusammenarbeit in diesem Kontext zwischen albanischen Geschäftsleuten – aus dem Kosovo, Albanien, Nordmazedonien, der Diaspora – und den Schweizern stand im Fokus dieses Treffens. In diesem Sinne war auch die Präsenz von Vertretern der jeweiligen Herkunftsländer bzw. der Leiter der diplomatischen Vertretungen in der Schweiz auf hohem Niveau.

So richteten sich die Teilnehmer mit ermutigenden Worten an: Frau Shukrije Ramadani, geschäftsführende Botschafterin des Kosovo in der Schweiz, Frau Teuta Agai-Demjaha, Botschafterin der Republik Nordmazedonien bei den Vereinten Nationen in Genf, und Herr Valon Gashi, Sekretär der Botschaft Albaniens in Bern.

Die Redner begrüssten die Arbeiten des Forums und bezeichneten es als unvermeidlichen Referenzpunkt für viele der fruchtbaren Veranstaltungen, die in der albanischen Gemeinschaft in der Schweiz stattfinden.

Als Organisator und Gastgeber begrüsste Sevdail Tahiri die Teilnehmer und dankte insbesondere den erfolgreichen lokalen Unternehmern, bzw. den Leitern der mächtigen Unternehmen von Vaudi, Orllati Group und Probat Group.

Tahiri skizzierte kurz den bisherigen Beitrag von albpoint zur Vernetzung zwischen den albanischen Geschäftsleuten der Schweiz und denen des Balkans bzw. der Herkunftsländer der oben genannten.

Als Mitorganisator sprach auch Dr. Bashkim Iseni, der sich auf die Rolle von albpoint bei der Schaffung von Verbindungen zwischen den Geschäften der Diaspora, denen in der Schweiz und Ländern wie dem Kosovo, Albanien und Nordmazedonien konzentrierte.

Der Vorsitzende der Wirtschaftskammer des Kosovo, Lulzim Rafuna, äusserte die Bereitschaft und das Engagement, das attraktive Geschäftsklima im Kosovo zu fördern. “Wir engagieren uns aktiv in Dialogen und Partnerschaften weltweit und zeigen das grosse Potenzial innerhalb unserer Grenzen”, sagte Rafuna.

Auch David Garcia, der neu gewählte Vorsitzende der Wirtschaftskammer Schweiz-Kosovo, betonte die Bedeutung des Genfer Forums, indem er die Unterstützung für die Vereinigung von Geschäften zwischen den beiden Ländern anbot.

Der bekannte albanische Geschäftsmann aus der Schweiz, Fehmi Fetahi, begrüsste die Teilnehmer in seiner Funktion als Vorsitzender des Vorstands des Forums der albanischen Geschäftsleute in der Diaspora und lobte die Medienplattform albinfo.ch für diese Organisation

Die Serie der Firmenpräsentationen im Rahmen des Forums wurde von der Vorstellung des grossen Bauunternehmens “Orllati” aus Lausanne, Vaud, eröffnet. Erlinda Orllati, die Tochter des Gründers Avni Orllati, machte durch Videoprojektionen eine umfassende Vorstellung des Bau-Giganten, einer der grössten und erfolgreichsten in Vaud und in der ganzen Schweiz. Mit 960 Mitarbeitern, 80 aktuell geleiteten Baustellen und einigen der beeindruckendsten Bauten in der Region und darüber hinaus hat “Orllati” sich zu Recht einen Status unter den grössten und qualitativsten Bauunternehmen der Schweiz erarbeitet.

Labinot Haxhaj, der seine Firma Probat Group vorstellte, sprach über seine Anfänge als Neuankömmling aus dem Kosovo vor etwa zwanzig Jahren mit insgesamt 2-3 Mitarbeitern. Sein mittlerweile durch den Kauf von 12 weiteren Firmen gewachsenes Unternehmen beschäftigt mehrere Hundert Mitarbeiter und leitet grosse Bauvorhaben in der Region. Er sagte, dass er auch Avni Orllati, den Gründer der Orllati Group, als Vorbild für seine Arbeit hatte.

Neben zahlreichen Projekten in der Schweiz hat Haxhaj begonnen, einen langgehegten Traum zu verwirklichen: Investitionen in der Heimat, im Kosovo. Labinoti hat alle Geschäftsleute aus der Diaspora ermutigt, auch in der Heimat zu investieren. Dies wird nun nicht nur aus emotionaler Verbundenheit, sondern auch als solide Einnahmequelle getan, neben dem Beitrag zur Steigerung der Beschäftigung dort.

Edmond Gerveni

Edmond Gerveni DM Bau AG, ein seit 25 Jahren bestehendes Unternehmen, das auf modulare Holzbauten spezialisiert ist und von Labinot Pirkuqi geleitet wird, wurde von Edmoind Gerveni, Berater des Vorstands, vorgestellt. Das Unternehmen ist erfolgreich an neun verschiedenen Standorten in der Schweiz tätig.

Weiter wurde das Architekturunternehmen Modium Group von seinem CEO, Burim Bajraktari, vorgestellt, als ein Unternehmen, das der Architektur eine neue Dimension verleiht.

Xhesiana Lataj

Auf dem Genfer Forum präsentierte “Balfin Real Estate”, das führende Unternehmen in Albanien im Bereich der Immobilien, seine Premium-Projekte in den exklusivsten Küstengebieten Albaniens durch seine Vertreterin in der Schweiz, Xhesiana Lataj.

Die erfolgreiche Arbeit des Forums, das gestern in Genf abgehalten wurde, wurde mit einer Panel-Diskussion abgeschlossen, die aus Experten ihrer jeweiligen Bereiche bestand, wie Pren Pervorfi, COO des bekannten Finanzunternehmens smzh, Liburn Mehmetaj, Anwalt aus Genf (gleichzeitig Vorsitzender der LAPSH der Schweiz), Burim Bajraktari usw.

Das Forum, das live auf den sozialen Netzwerken der Medienplattform albinfo.ch übertragen wurde, wurde erfolgreich und kompetent vom bekannten Moderator aus Pristina, Berat Miftari, moderiert.

Die Unternehmer führten B2B-Gespräche und schlossen sich am Ende zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen, bei dem sie kosovarischen Wein von Stone Castle genossen. Der Vertreter dieses Weins in der Schweiz ist Ismet Bajrami.

albinfo.ch 

Weitere Fotos von Fiona Murtaj unter dem folgenden Link: : https://drive.google.com/drive/folders/1ivaznHeCpS8cC13U_pvEQxC-v-h3C7zW?usp=sharing

Asylstatistik März 2024

Die wichtigsten Herkunftsländer der Personen, die im März2024 ein Asylgesuch in der Schweiz eingereicht haben, sind Afghanistan mit 1116 Gesuchen (206 mehr als im Februar), die Türkei (265 Gesuche, -96), Eritrea (195 Gesuche, 55), Algerien (100 Gesuche, -49) und Syrien (78 Gesuche, -36).

Von den 2383 im März gestellten Gesuchen waren 1431 Primärgesuche (Februar 2024: 1717 Primärgesuche). Personen, die ein Primärgesuch stellen, tun dies unabhängig von anderen Personen, die bereits um Schutz ersucht haben. Im Gegensatz dazu ist ein Sekundärgesuch die Folge eines bereits registrierten Asylgesuchs (beispielsweise Geburt, Familiennachzug oder Mehrfachgesuch).

Rund 700 der insgesamt 1116 Asylgesuche afghanischer Asylsuchender standen in Zusammenhang mit der Praxisänderung Afghanistan (Februar 2024: rund 500). Effektiv zur Asylgesuchstellung in die Schweiz eingereist sind im März 2024 297 afghanische Staatsangehörige, vier weniger als im Februar 2024. Bei den Primärgesuchen aus den übrigen wichtigen Herkunftsländern zeigt sich folgendes Bild: Türkei (170, -83), Algerien (98, -50), Marokko (76, -16) und Eritrea (64, 20).

Erstinstanzlich erledigte Asylgesuche

Das Staatssekretariat für Migration SEM erledigte im März 2024 insgesamt 3012 Asylgesuche: Es wurden 718 Nichteintretensentscheide gefällt (davon 399 auf Grundlage des Dublin-Abkommens). 993 Personen erhielten Asyl und 542wurden im Rahmen der erstinstanzlichen Erledigungen vorläufig aufgenommen. Die Zahl der erstinstanzlich hängigen Fälle sank im Vergleich zum Vormonat um 743 auf 14 224.

Ausreisen

Im März haben 989 Personen die Schweiz kontrolliert verlassen oder wurden in ihr Herkunftsland oder einen Drittstaat rückgeführt. Die Schweiz hat bei 738 Personen einen anderen Dublin-Staat um Übernahme angefragt, 262 Personen konnten im selben Zeitraum in den zuständigen Dublin-Staat überführt werden. Gleichzeitig wurde die Schweiz von anderen Dublin-Staaten um Übernahme von 388 Personen ersucht und 66Personen wurden in die Schweiz überstellt.

Ukraine: Schutzstatus S (Sonderverfahren)

Im März stellten 1447 Personen aus der Ukraine ein Gesuch um Schutzstatus S. Im gleichen Zeitraum wurde 237 Personen der Schutzstatus S gewährt. Bei 45 schutzsuchenden Personen wurde er abgelehnt, weil die Kriterien nicht erfüllt waren.

Im Laufe des Monats wurde der Status S in 914 Fällen beendet. Insgesamt wurde der Schutzstatus S seit seiner Aktivierung in 22 136 Fällen beendet, in 4087 Fällen ist die Beendigung in Prüfung. Per Ende März hatten insgesamt 64 753 Personen den Schutzstatus S.

Schweiz organisiert Konferenz zum Frieden der Ukraine

An seiner Sitzung vom 10. April 2024 hat der Bundesrat die Ergebnisse der exploratorischen Phase zur hochrangigen Konferenz zum Frieden in der Ukraine zur Kenntnis genommen. Die Voraussetzungen, damit die Konferenz einen Friedenprozess anstossen kann, sind in genügendem Masse gegeben. In einem ersten Schritt soll ein gemeinsames Verständnis der teilnehmenden Staaten entwickelt werden, im Hinblick auf einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine. Die Konferenz wird voraussichtlich im Juni 2024 auf dem Bürgenstock durchgeführt.

Bundespräsidentin Viola Amherd empfing im Januar 2024 den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu Gesprächen in Bern. Sie sicherte Präsident Selenskyj damals die Unterstützung zu, eine hochrangige Friedenskonferenz in der Schweiz zu organisieren. Der Bund hat seither in direkten Kontakten mit zahlreichen Staaten die Möglichkeiten und die Wege eines Friedenprozesses geprüft. Während der ersten exploratorischen Phase führte die Schweiz Gespräche mit Mitgliedern der G7-Staaten, mit der EU wie auch mit Vertretern des Globalen Südens wie China, Indien, Südafrika, Brasilien, Äthiopien und Saudi-Arabien. An seiner heutigen Sitzung hat der Bundesrat von den bisherigen Ergebnissen Kenntnis genommen und die nächsten Schritte diskutiert. Eine hochrangige Konferenz als Start eines solchen Prozesses findet derzeit international genügend Zustimmung: Diese wird somit im Juni 2024 auf dem Bürgenstock geplant, auf Einladung von Bundespräsidentin Viola Amherd.

Die Konferenz soll eine Plattform für einen hochrangigen Dialog über Wege zu einem umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine auf der Grundlage des Völkerrechts und der UNO-Charta bieten. Sie soll ein gemeinsames Verständnis des Rahmens schaffen, der diesem Ziel förderlich ist, sowie einen konkreten Fahrplan für den Friedensprozess.

Der Bundesrat ist sich bewusst, dass es bis Juni noch einige Unbekannte gibt, sieht es aber aufgrund der langen diplomatischen Tradition der Schweiz sowie der ermutigenden Rückmeldungen während der exploratorischen Phase als seine Verantwortung an, einen Beitrag zum Friedensprozess in der Ukraine zu leisten. Damit ist die exploratorische Phase beendet und die Umsetzungsphase gestartet.

Für die Vorbereitung des Anlasses sind eine Task Force des EDA unter der Leitung von Botschafter Gabriel Lüchinger und eine interdepartementale Steuerungsgruppe (EDA, VBS, EJPD und WBF) unter der Leitung von Bundesrat Ignazio Cassis zuständig. Die Task Force arbeitet ebenfalls an den notwendigen sicherheitspolitischen wie logistischen Aspekten im engen Kontakt mit den zuständigen Behörden des Bundes und der Armee sowie mit den Kantonen Nidwalden, Luzern und Zürich.

/admin.ch/

Schweiz übernimmt Transportkompanie der KFOR in Kosovo

Heute findet in Kosovo der Wechsel vom 49. zum 50. SWISSCOY-Kontingent statt. Unter dem Kommando von Oberst Cyrus Wagner beginnt das neue Kontingent seinen Einsatz erstmals mit einem erhöhten Bestand von 215 Armeeangehörigen. Die zusätzlichen Kräfte ermöglichen es der Schweiz, die Führung der multinationalen Transportkompanie der KFOR zu übernehmen und dadurch den Beitrag zur Sicherheit und Stabilität auf dem Westbalkan zu erhöhen. Damit sind über 80 Prozent der Schweizer Elemente direkt der KFOR zur operationellen Auftragserfüllung zugeteilt.

Das vergangene Jahr war von einer Vielzahl von Ereignissen in den Einsatzgebieten der militärischen Friedensförderung weltweit geprägt, einschliesslich Kosovo. Die Ausschreitungen im Norden des Landes im Mai 2023 verdeutlichen erneut die Fragilität der Situation. In dieser Hinsicht übernimmt die KFOR auch weiterhin eine entscheidende Rolle als Garant für Sicherheit und Stabilität in der Region, was im sicherheitspolitischen Interesse der Schweiz liegt.

Schweiz übernimmt Kommando der KFOR-Transportkompanie

Mit dem heutigen Kontingentswechsel wird die Stärkung der SWISSCOY umgesetzt, die Bundesrat und Parlament beschlossen haben. Das Kontingent wird um 20 Armeeangehörige aufgestockt. Mit diesen zusätzlichen Kräften steigert die Schweiz ihren Beitrag namentlich in der multinationalen Transportkompanie der Kosovo Force (KFOR). Diese Kompanie erbringt wesentliche Leistungen im Bereich Personen- und Materialtransporte für die gesamte Mission.

In Zuge der Kontingentsaufstockung konnte die Schweiz das Kommando dieser multinationalen Kompanie bereits am 9. März 2024 vom österreichischen Bundesheer übernehmen. Die Übernahme der Transportkompanie bietet der Schweiz die Möglichkeit, ihr Engagement zugunsten der NATO im Rahmen der KFOR zu verstärken sowie die Mission bei der Adaption an die veränderten sicherheitsrelevanten Umstände in der Region zu unterstützen. Dadurch trägt die Schweiz zu den Stabilisierungsbemühungen auf dem Westbalkan bei und zeigt Verantwortung als Teil der internationalen Gemeinschaft. Weiter ergibt sich für junge militärische Kader, z.B. als Kompaniekommandant, die Gelegenheit, in einem multinationalen Einsatz Führungsverantwortung zu übernehmen und Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig profitiert die Armee von Chancen zum Fähigkeits- und Kompetenzaufbau.
Damit steigt der sogenannte OPCON-Anteil, das heisst der Anteil derjenigen Schweizer Elemente, welche zur operationellen Auftragserfüllung direkt der KFOR zugewiesen sind, auf über 80 Prozent.

Über das Kompetenzzentrum SWISSINT

Friedensförderung im internationalen Rahmen ist einer der drei Aufträge der Schweizer Armee. Aktuell leisten rund 300 Frauen und Männer im Rang vom Soldaten bis zum Divisionär in 18 Ländern einen Beitrag zum Frieden. Das Kompetenzzentrum SWISSINT der Armee ist als vorgesetzte nationale Kommandostelle für Planung, Bereitstellung und Führung aller schweizerischen militärischen Kontingente und Einzelpersonen im friedensfördernden Auslandseinsatz verantwortlich.

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Die Ausstellung “EXPERIENCE” des Multimedia-Künstlers Shuk Orani setzt ihre Reise in Hamburg, Deutschland, fort

Am 13. April 2024 öffnet die NFT-Ausstellung “EXPERIENCE.NFT” ihre Tore im Herzen der Hafencity und lädt zu einer faszinierenden Verbindung von Kunst und Technologie ein. ATELIER SO in Kooperation mit MARKTPLATZ DER MANUFAKTUREN  und der URBAN ARTIST CLUB präsentieren gemeinsam diese einzigartige Ausstellung, die Kunstliebhaber und Technologie-Enthusiasten gleichermaßen dazu einlädt, in die faszinierende Welt der NFTs (Non-Fungible Tokens) einzutauchen und in den großzügigen Ateliers im Marktplatz der Manufakturen präsentiert.

In dieser Sonderausstellung unter der Leitung von Hauke Hatzelhoffer, dem Kurator des Urban Artist Club und Gründer von Magall.Art, werden die ersten digitalen Werke des vielseitigen Multimedia-Künstlers und Konzeptualisten Shuk Orani enthüllt.

Shuk Orani:

Seine begehrten Ölgemälde auf Leinwand finden weltweit Begeisterung und wurden in renommierten Institutionen wie dem MOCA in Peking, dem Louvre in Paris, der Galleria Farini Concept in Italien, der Robert Gallery im Vereinigten Königreich und bei Sotheby’s in Hamburg und vielen mehr ausgestellt.

Neben der Hauptausstellung auf 2000m2, werden zu den 25 großformatigen Ölgemälden auch die Arbeiten von Alex Klauck gezeigt. Klauck transformiert mit seiner künstlerischen Vision eine lebendige Neuinterpretation von Werken von Shuk Orani und agiert als Brückenbauer zwischen der reichen Tradition der klassischen Kunst und den unendlichen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters.

Zusätzlich ist es uns eine Ehre, Kenta Harukis Debut und erste Ausstellung ihrer Werke in Europa präsentieren zu dürfen!

Kenta Haruki:

Kenta ist eine Digital- und AI-Künstlerin aus Tokio. Ihre Zeit an der renommierten “Cooper Union for the Advancement of Science and Art” in New York hat sie tief geprägt.

Dort erhielt sie nicht nur eine künstlerische Ausbildung, sondern wurde auch dazu inspiriert, sich intensiv mit den großen Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen: Wissenschaft, Technologie, Gesellschaft und die Menschheit selbst. Kenta schafft Kunstwerke, die Tradition und Innovation auf faszinierende Weise vereinen, indem sie moderne Technologie und künstliche Intelligenz in ihre kreative Arbeit integriert.

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung ist das klassische Musikprogramm von dem Violinist Nathan Paik. Er spielt auf seiner Violine von Giuseppe Cavaleri von 1741, Genua (Italien), die von der ALAGO Stiftung zur Verfügung gestellt wurde.

Von den meisterhaften Werken von Eugene Ysaye und Johann Sebastian Bach bis hin zu den faszinierenden Kompositionen von Bela Bartok und Bernd Alois Zimmermann verspricht eine eindrucksvolle Mischung aus klassischen und modernen Stücken.

Nathan Paik:


geboren 1992 in Verona, Italien, und aufgewachsen in Hamburg, ist ein renommierter Musiker mit einer beeindruckenden musikalischen Laufbahn.

Sein Können hat Nathan durch die Teilnahme an renommierten Meisterkursen bei herausragenden Persönlichkeiten wie Thomas Brandis, Zakhar Bron und Ana Chumachenco kontinuierlich erweitert und bereits mit namhaften Ensembles wie dem NDR Elbphilharmonie Orchester, der Staatsoper Hamburg und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zusammengearbeitet.

Zu unserem Programm:

Ab 13 Uhr öffnen sich die Türen der Marktplatz der Manufakturen, und wir heißen Sie herzlich willkommen. Die Künstler werden vor Ort sein, um interessante Insights über ihre Werke zu teilen.

Erleben und genießen Sie die Ausstellung in einer entspannten Atmosphäre und lassen Sie sich von einem erlesenen Angebot an Wein, Gin, Softdrinks und kulinarischen Köstlichkeiten aus der Nachbarschaft verwöhnen.

Ab 19 Uhr startet dann unser musikalischer Teil des Abends.
Wir freuen uns darauf, Sie bei uns zu begrüßen und gemeinsam einen schönen Tag zu verbringen!

Musikprogramm (19:00 Uhr)

Teil 1: Schicht

  1. Johann Sebastian Bach – Sonata Nr. 3 – Erster Satz: Adagio
  2. Eugene Ysaye – Sonata Nr. 1 – 2. Satz: Fugato

Teil II: Dekonstruktion

  1. Bela Bartok – Solosonate – Dritter Satz: Melodia
  2. Bernd Alois Zimmermann – Solosonate – Dritter und letzter Satz: Toccata

Hinweis:

Wir möchten höflich darauf hinweisen, dass während des Konzerts keine Blitzlichtaufnahmen gestattet sind. Wir bitten dies zu respektieren, um die künstlerische Darbietung nicht zu stören und die Erfahrung aller Besucher zu gewährleisten. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Weitere Informationen unter

Marktplatz der Manufakturen:

Xenia Welker [email protected]

Website: Instagram:

Künstler: Shuk Orani Website: Instagram: Instagram:

https://marktplatz-der-manufakturen.com/ https://www.instagram.com/marktplatz_manufakturen/

https://shukorani.com/ https://www.instagram.com/atelier_sohh/ https://www.instagram.com/shuk_orani/

Kuration:
Urban Artist Club
Website: https://www.urbanartistclub.com
Instagram: https://www.instagram.com/urbanartistclub_official/

Pressekontakt

Hauke Hatzelhoffer

[email protected]

+49 176 36877891

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer wohnen im Ausland, insbesondere in Europa

 Ende 2023 lebten 813 400 Schweizer Staatsangehörige im Ausland. Ihre Zahl ist gegenüber 2022 gewachsen (+13 400 Personen bzw. +1,7%). Nahezu zwei Drittel der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sind in Europa niedergelassen, über ein Viertel in Frankreich. Viele sind aber auch auf anderen Kontinenten wohnhaft.

Am 31. Dezember 2023 waren 813 400 Schweizerinnen und Schweizer bei einer zuständigen Schweizer Vertretung im Ausland angemeldet, was gegenüber 2022 einer Zunahme um 1,7% entspricht. Dieser Anstieg ist höher als jener im Vorjahr (+1,5%).

Gegenüber 2022 nahm die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer auf den meisten Kontinenten zu, so in Asien (+3,1%), Europa (+1,9%), Ozeanien (+1,2%), Nordamerika (+1,0%) sowie Lateinamerika und Karibik (+0,4%). Nur in Afrika ist sie zurückgegangen (-0,2%). Diese Entwicklungen sind nur teilweise auf die Wanderungsbewegungen der Schweizerinnen und Schweizer zurückzuführen. Ebenfalls dazu beigetragen haben die Differenz zwischen der Anzahl Geburten und der Anzahl Todesfälle sowie die Einbürgerungen. Drei Viertel der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer haben mehrere Staatsangehörigkeiten.

Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer leben hauptsächlich in Europa

520 700 der insgesamt 813 400 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer leben in Europa (64%), rund ein Viertel allein in Frankreich (209 300). Darauf folgen Deutschland (99 600 Personen), Italien (52 000), das Vereinigte Königreich (40 200) und Spanien (26 500). Gegenüber 2022 hat die Zahl der Schweizer Staatsangehörigen in diesen fünf Ländern zugenommen. Am stärksten fiel der Anstieg in Spanien (+2,7%), am geringsten in Frankreich und Italien (je +1,4%) aus. Demgegenüber leben in Portugal vergleichsweise wenige Schweizer Staatsangehörige (6900), wobei ihre Zahl dort europaweit am stärksten gestiegen ist (+13,9%).

Beliebteste Länder auf den anderen Kontinenten

2023 lebten 292 700 Schweizerinnen und Schweizer ausserhalb des europäischen Kontinents, namentlich in Nordamerika (16%), Lateinamerika und in der Karibik (7%) sowie in Asien (7%), Ozeanien (4%) und Afrika (2%).

Die grösste Schweizer Gemeinschaft ausserhalb Europas findet sich in Nordamerika, vor allem in den USA, wo mit 83 700 Personen ein Zehntel aller Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer wohnt. Ein grosser Teil von ihnen (58%) ist im erwerbsfähigen Alter (18-64 Jahre). An zweiter Stelle folgt Kanada mit 41 500 Schweizer Staatsangehörigen.

In der Region Lateinamerika und Karibik sind die meisten Schweizerinnen und Schweizer in Argentinien zu finden (15 100 bzw. 2% aller Auslandschweizer/-innen), gefolgt von Brasilien (13 600) und Chile (5700). Die in Argentinien lebenden Schweizerinnen und Schweizer haben zu 95% mehrere Staatsangehörigkeiten (gegenüber 75% aller Auslandschweizer/-innen). Der Männeranteil ist in Argentinien tiefer als bei der Gesamtheit der im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizer (83 gegenüber 86 Männer pro 100 Frauen). In den anderen Ländern mit den meisten Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern ausserhalb Europas sind diese Werte höher, aber die Frauen sind überall in der Mehrheit.

Auf dem asiatischen Kontinent ist die grösste Schweizer Gemeinschaft in Israel zu finden (23 700 Personen bzw. 3% aller Auslandschweizer/-innen). Darauf folgen Thailand (10 400) und die Philippinen (3600). Beim Altersaufbau zeigt sich in Israel ein sehr grosser Anteil junger Menschen: 46% der dort lebenden Schweizerinnen und Schweizer sind jünger als 18 Jahre (gegenüber 21% bei der Gesamtheit der Auslandschweizer/-innen). Zum Vergleich: In Thailand und in den Philippinen liegt der Anteil dieser Altersgruppe lediglich bei 12% bzw. 17%. Die in Israel lebende Schweizer Bevölkerung zeichnet sich zudem durch eine gleichmässigere Geschlechterverteilung aus (97 Männer pro 100 Frauen) als in der Gesamtheit aller Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer.

In Ozeanien konzentriert sich die Schweizer Gemeinschaft hauptsächlich auf Australien (26 400) und Neuseeland (7300). 3% aller Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer leben in Australien. Wie in den USA ist der Anteil der Personen zwischen 18 und 64 Jahren leicht höher als der Durchschnitt (58% gegenüber 56%).

Auf dem afrikanischen Kontinent leben die meisten Schweizerinnen und Schweizer in Südafrika (7700 bzw. 1% aller Auslandschweizer/-innen). Der Anteil der Personen ab 65 Jahren liegt dort deutlich über dem Wert aller im Ausland lebenden Schweizerinnen und Schweizer (32% gegenüber 23%). In Südafrika ist der Anteil der Schweizer Staatsangehörigen ohne weiteren Pass mit 26% höher als in den Ländern der anderen Kontinente, in denen jeweils die grösste Schweizer Gemeinschaft lebt (Frankreich: 18%; USA: 23%; Argentinien: 5%; Israel: 15%; Australien: 18%).

In diesen Ländern stieg die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer zwischen 2022 und 2023 an, und zwar um 1,4% in Frankreich (+2854 Personen), um 1,2% in den USA (+1005), um 0,3% in Argentinien (+42), um 1,1% in Australien (+286) und um 3,6% – und damit am stärksten – in Israel (+833). Unter Berücksichtigung des Altersaufbaus ist der Anstieg in Israel wohl weitgehend auf die Geburt von Schweizer Kindern zurückzuführen. In Südafrika wie auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent ist die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer rückläufig (-111; -1,4%).

Immer mehr ältere Menschen

21% der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer waren unter 18 Jahre alt. Der Anteil der 18- bis 64-Jährigen belief sich auf 56% und jener der Personen ab 65 Jahren auf 23%. Gegenüber 2022 sind die entsprechenden Bestände um +1,2%, +0,9% bzw. +3,9% gewachsen. Wie bereits im Vorjahr war die Zunahme in der ältesten Altersgruppe am stärksten. In den Ländern mit einer grossen Schweizer Gemeinschaft ist der Anteil der Personen ab 65 Jahren in Thailand (41%), Portugal (34%), Spanien (32%) und Südafrika (32%) am höchsten. Zwischen 2022 und 2023 wuchs er in Portugal und Thailand mit +15,6% bzw. +8,2% besonders stark.

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Der Bundesrat will die Finanzierung der 13. AHV-Rente bereits ab 2026 sichern

Die 13. AHV-Altersrente soll ab 2026 einmal jährlich ausbezahlt und nachhaltig finanziert werden. An seiner Sitzung vom 27. März 2024 hat der Bundesrat die Eckwerte für die Umsetzung der Volksinitiative festgelegt, die am 3. März 2024 angenommen wurde. Die 13. Monatsrente verursacht 2026 zusätzliche Ausgaben von 4,2 Milliarden Franken. Der Bundesrat hat sich auf zwei Varianten zur Deckung dieser Mehrausgaben verständigt. Eine Variante sieht eine Finanzierung ausschliesslich über eine Erhöhung Lohnbeiträge vor. Eine zweite Variante eine kombinierte Erhöhung von Lohnbeiträgen und Mehrwertsteuer. Damit will der Bundesrat verhindern, dass die Finanzen der AHV sich rasch verschlechtern. Um eine zusätzliche Belastung der Bundesfinanzen zu vermeiden, soll zudem der Bundesbeitrag temporär reduziert werden.

Der Bundesrat will sicherstellen, dass der Zuschlag auf die Altersrenten ab 2026 an alle Rentnerinnen und Rentner ausbezahlt werden kann. Gleichzeitig will er dafür sorgen, dass wegen dieses Zuschlags niemandem die Ergänzungsleistungen gekürzt werden. Beides haben Volk und Stände am 3. März 2024 mit der Annahme der Initiative für eine 13. AHV-Rente entschieden. Der Bundesrat hat das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) beauftragt, entsprechende Änderungen im Bundesgesetz über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHVG) und im Bundesgesetz über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (ELG) vorzubereiten.

Jährliche Auszahlung der 13. Rente

Der Bundesrat sieht eine jährliche Auszahlung vor. Damit kann dem Willen des Volkes am besten entsprochen werden; im Titel der Initiative und in der Diskussion vor der Abstimmung war stets von einer 13. Rente die Rede.

Finanzierung der 13. Rente über Lohnbeiträge und allenfalls Mehrwertsteuer

Die 13. Rente kostet bei der Einführung 4.2 Milliarden Franken. Nach fünf Jahren steigen diese Kosten auf rund 5 Milliarden Franken. Ohne Zusatzfinanzierung geraten die Finanzen der AHV rasch in Schieflage; bereits 2026 würde das Umlageergebnis ins Negative kippen und die Defizite in den Folgejahren rasch zunehmen. Um die Finanzen der AHV nicht zu gefährden, will der Bundesrat die Finanzierung der 13. Rente gleichzeitig mit deren Einführung 2026 sicherstellen. Dazu will er zwei Varianten weiterverfolgen: Erstens die Erhöhung der Lohnbeiträge um 0.8 Prozentpunkte, zweitens die kombinierte Erhöhung der Lohnbeiträge um 0.5 und der Mehrwertsteuer um 0.4 Prozentpunkte.

Anteil des Bundes an der AHV senken

Heute finanziert der Bund einen festen Anteil von 20.2 Prozent der Kosten der AHV. Bei Einführung der 13. Rente müsste der Bund demnach 840 Millionen der 4.2 Milliarden Franken übernehmen. Um das Budget des Bundes nicht zusätzlich zu belasten, sieht der Bundesrat vor, den Bundesanteil an den Kosten der AHV ab dem 1.1.2026 bis zum Inkrafttreten der nächsten Reform auf 18.7 Prozent zu senken. Der Bundesbeitrag wird sich 2026 dennoch auf rund 11 Milliarden Franken pro Jahr belaufen und in der Folge weiter zunehmen.

Um den tieferen Bundesbeitrag zu finanzieren, sieht der Bundesrat ebenfalls zwei Varianten vor: Eine Variante sieht vor, diese Mittel dem AHV-Fonds zu entnehmen. Eine zweite Variante stellt darauf ab, weitere Einnahmen zu erzielen. Entweder durch eine Erhöhung der Lohnbeiträge (0.2 Prozentpunkte) oder eine kombinierte Erhöhung von Lohnbeiträgen und Mehrwertsteuer (0.1 + 0.2 Prozentpunkte). Diese Einnahmen würden der AHV zufliessen und verhindern, dass der AHV-Fonds durch den tieferen Bundesbeitrag zusätzlich belastet wird.

Bundesrat präsentiert bis Ende 2026 eine neue AHV-Reform für die 2030er-Jahre

Auch ohne die Zusatzkosten der 13. Rente steht die AHV vor erheblichen finanziellen Herausforderungen und trotz der vorgeschlagenen Massnahmen ist ab 2030 mit Defiziten zu rechnen. Erstens nimmt die Zahl der Pensionierten schneller zu als die Zahl der Erwerbstätigen, die mit ihren Lohnbeiträgen in die AHV einzahlen. Zweitens müssen mit der steigenden Lebenserwartung die Renten länger ausbezahlt werden. Deshalb hat das Parlament den Bundesrat bereits vor drei Jahren beauftragt, bis 2026 eine Reform für die Zeit nach 2030 auszuarbeiten. Im Rahmen dieser Reform sollen auch strukturelle Massnahmen wie die Erhöhung des Rentenalters sowie weitere Finanzierungsmöglichkeiten, die nicht kurzfristig realisiert werden können, geprüft werden.

Vernehmlassung im Sommer, Botschaft bis Herbst

Der Bundesrat verfolgt einen engen Zeitplan, um die Umsetzung und Finanzierung der 13. Rente bis 2026 sicherzustellen. Er hat dem EDI den Auftrag gegeben, bis im Sommer 2024 eine Vernehmlassungsvorlage mit den beschlossenen Eckwerten vorzulegen. Bis Herbst 2024 soll dann die Botschaft zuhanden des Parlaments folgen.

Die Gesetzesänderungen für die Umsetzung der 13. Rente und für deren Finanzierung sollen ein Paket mit zwei separaten Vorlagen bilden. Dadurch will der Bundesrat sicherstellen, dass die Gesetzesanpassungen zur Umsetzung der 13. Rente in Kraft treten können, auch wenn es bei der Finanzierung zu Verzögerungen kommen sollte oder diese in einer allfälligen Volksabstimmung abgelehnt würde.

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Versöhnung nach einem Krieg – ein langer, steiniger Weg

Seit dem Ende des Krieges in Kosovo im Juni 1999, d.h. seit fast 25 Jahren, drängen die Europäische Union, die USA und die UNO Kosovo und Serbien, ihre Beziehungen zu «normalisieren». Wie wenig Erfolg diese Bestrebungen auf politischer Ebene bisher hatten, ist immer wieder in den Medien zu lesen. Aber wie sieht es in Kosovo auf der persönlichen Ebene von Mensch zu Mensch aus zwischen der kosovo-albanischen und der kosovo-serbischen Bevölkerung? Wie eine Annäherung möglich ist, zwischen Menschen, die durch Unterdrückung und Krieg zu Feinden wurden, erzählen die Albanerin Igballe Rogova, Direktorin der Dachorganisation «Rrieti i Grave të Kosovës» (Kosovo Frauen-Netzwerk) und die Serbin Nevanka Rikalo, Gründerin der serbischen Frauenorganisation «Ruka+ Ruci» (Hand + Hände).

Versöhnung kann man nicht kaufen

Kurz nach dem Kosovo-Krieg hatte Igballe Rogova das Drängen internationaler Akteure auf Versöhnung zwischen der kosovo-albanischen und der kosovo-serbischen Bevölkerung kritisiert. «Wir brauchen zuerst Heilung, lasst uns selbst entscheiden, wann es Zeit für Versöhnung ist. Wir brauchen Zeit für den Heilungsprozess, dann erst können wir über wirklichen Frieden und gegenseitiges Verständnis reden», sagte sie damals. Ein internationaler Spender hatte ihr im Oktober 1999 für das Frauennetzwerk 10’000 Dollars für Versöhnungsarbeit angeboten. Sie lehnte das Geld ab und ist heute überzeugt, dass dies richtig war: «Versöhnung kann man nicht kaufen!», betont sie. Doch Frauenorganisationen in Kosovo bemühten sich als Erste, nach dem Krieg ethnische Gräben zu überwinden.

Über zwanzig Jahre später antwortet Igballe Rogova – genannt Igo – auf meine Frage, ob jetzt die Zeit für Versöhnung gekommen sei: «Wir haben noch nicht wirklichen Frieden. Es gibt noch nicht Gerechtigkeit, noch keine klare Situation mit Serbien. Die Menschen in Kosovo brauchen immer noch Heilung.» Sie erinnert daran, dass die Suche nach Menschen, die im Krieg verschwunden sind, nicht abgeschlossen ist. Und der Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 hat in Kosovo – wie in anderen Ländern, die Krieg erlebten – bei vielen Menschen die eigenen Traumata erneut geweckt. Zudem lösen immer wieder Zwischenfälle Ängste aus, wie insbesondere der Überfall serbischer Terroristen am 24. September 2023 in Banjska im Norden von Kosovo. «Wir fühlen uns nicht in Sicherheit», sagt Igo, «wir wissen, dass Serbien versucht, die Geschichte zu ändern. Wir wussten auch, dass der Anführer der Terrorgruppe vom 24. September, Milan Radoićić, nicht bestraft wird.»

Und doch haben Frauen in all den Jahren viele Schritte unternommen, für eine Annäherung zwischen den verschiedenen Ethnien in Kosovo. Für Igo war dies bereits in den 1990er Jahren ein Anliegen. Ihre Motivation zu Kontakten und Verständigung über ethnische Grenzen hinweg, hat viel mit den «Women in Black» (Frauen in Schwarz) zu tun, die in Jugoslawien – vor allem in Belgrad – damals sehr aktiv waren gegen Krieg und Unterdrückung des Miloševic-Regimes. «Ich war 1995 zum ersten Mal mit ‘Women in Black’ zusammen, diese Kontakte veränderten mein Leben, es war eine feministische Schulung für mich. Ich verstand, dass das Milošević-Regime schuld an der Unterdrückung der albanischen Bevölkerung in Kosovo war, nicht das serbische Volk. Von dort hatte ich eine Vision, wie serbische Frauen in unsere Aktivitäten einbezogen werden könnten.»

Diese Vision, serbische Frauen in die Frauenaktivitäten in Kosovo einzubeziehen, begann Igo sehr bald nach dem Kosovo-Krieg umzusetzen. Dank ausländischer Unterstützung entstanden damals zahlreiche neue Frauenorganisationen in ganz Kosovo, und engagierte Frauen gründeten die Dachorganisation der Frauenorganisationen, das Kosovo Frauen-Netzwerk, das Igo bis heute mit viel Energie und Engagement leitet. «Das Netzwerk finanzierte sich die ersten drei Jahre selbst», erzählt sie. «Während unseren Treffen machten wir jeweils eine Kollekte für die Bezahlung der Serbisch- und der Englisch-Übersetzerinnen. Auch als noch keine Serbinnen an den Treffen teilnahmen, hatten wir immer Übersetzung auf Serbisch, dies war unsere Willkommenskultur.»

Schritt für Schritt Vertrauen aufbauen

Im Jahr 2001 nahm die erste Serbin an den Treffen des Netzwerkes statt. Es war Nevenka Rikalo – kurz Nena – von der serbischen Frauenorganisation «Ruka + Ruci» (Hand + Hände). Wie es dazu kam, ist für Igo eine sehr emotionale Geschichte. «An den Treffen der ‘Women in Black’ waren neben Vertreterinnen aus der Region auch solche von internationalen Organisationen dabei, namentlich von der schwedischen Frauenorganisation ‘Kvinna till Kvinna’, die gleich nach dem Krieg in Kosovo ein Büro eröffnete. Über sie erhielt ich die Information, dass eine serbische Frau in Kosovo eine Frauenorganisation gründen wolle und dazu Unterstützung suche. Sie hatte von ihrer Cousine aus Bosnien den Rat erhalten, mich anzufragen; aber da sie mich nicht kannte, wandte sie sich an «Kvinna till Kvinna». Als ich den Anruf bekam, sagte ich erstaunt: ‘Wirklich? OK, ich treffe diese Frau’. Aber zu diesem Zeitpunkt war es noch nicht möglich, als Albanerin so einfach eine Serbin zu treffen. So fuhr mich jemand von ‘Kvinna till Kvinna’ mit ihrem gekennzeichneten Auto zu Nena nach Kosovo Polje, der mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinde etwa fünf Kilometer von Pristina entfernt. Wir sprachen serbisch zusammen. Bevor wir jedoch über die Arbeit sprachen, sagte ich, ich möchte, dass sie zuerst meine Geschichte über den Krieg höre. Ich erzählte ich ihr, wie ich mit meiner alten Mutter, einem Bruder und einer Schwester von der serbischen Polizei aus unserem Haus in Pristina vertrieben und zum Bahnhof geschickt wurden, wo uns der Zug mit Tausenden von Menschen nach Mazedonien bringen sollte. Dann folgten fünf schrecklichen Tage bei Kälte und Regen unter freiem Himmel in Blace, im Niemandsland zwischen Kosovo und Mazedonien, bis uns Mazedonien ins Land liess. Ich erzählte auch, dass unsere serbische Nachbarin in Pristina der Polizei verraten hatte, dass unsere Familie sich noch im Haus versteckte als die Vertreibungen begannen. Nena hatte Tränen in den Augen, als sie meine Geschichte hörte – auch wenn von meiner Familie glücklicherweise niemand umgebracht wurde. Als ich zu Ende erzählt hatte, fragte sie, ob wir jetzt anfangen könnten. Ich sagte nein, jetzt möchte ich deine Geschichte hören.»

Nena ist Bau-Ingenieurin und arbeitete damals in Kosovo Polje auf der Gemeinde. «Während dem Krieg 1998/99 gingen wir täglich ins Büro, aber wir konnten meist nicht arbeiten, es gab grosse Demonstrationen der Albaner und dann im Frühjahr 1999 die NATO-Bombardierungen.» Erinnert sie sich an den ersten Besuch von Igo im Jahr 2001? «Ja, mein Mann Bora öffnete die Türe und Igo, die in Begleitung einer Mitarbeiterin von ‘Kwinna till Kwinna’ war, frage, ob wir sie reinlassen würden. Mein Mann sagte: ‘Wenn ihr gute Menschen seid, dann tretet ein’. Die Geschichte von Igo anzuhören, war für mich schwierig, es war keine schöne Geschichte. Es ist hart, weggehen zu müssen und nicht zu wissen, was passiert, wohin man geht, das ist herzzerbrechend. Aber es war damals nicht meine Erfahrung. Wie konnten diese Menschen alles verlassen? 2004, als wir selbst flüchten mussten, verstand ich sie besser.» Von dieser Erfahrung wird noch die Rede sein.

Igo, die von da an regelmässig Nena besuchte, bis diese 2001 dem Kosovo Frauen-Netzwerk beitrat, hatte eines Tages das Gefühl, Nevenka sei bedrückt. Was war los? Schliesslich habe sie ihr gesagt, ihr Mann Bora meine, Igo komme nicht aus Freundschaft zu ihr, sondern wegen des Geldes, bzw. weil Organisationen, die multiethnisch arbeiteten, für ihre Projekte Geld von ausländischen Organisationen bekämen. Igo realisierte, dass sie, jetzt, wo das Vertrauen unter ihnen beiden vorhanden war, auch das Vertrauen von Bora gewinnen musste.

Einige Zeit später erhielt Igo einen Anruf von Bora, der ihr von einem kleinen serbischen Buben aus der Nachbarschaft erzählte, der nicht sprechen könne, weil er nichts höre. Bora fragte, ob sie ihm helfen könne, in Belgrad könnten sie ihm ein Hörgerät anpassen, das 1700 D-Mark koste, so würde er sprechen lernen. «Hast du es bei UNICEF versucht?», fragte Igo. «Ja», meinte er, «aber sie benötigen ein halbes Jahr, um ein solches Projekt zu bewilligen.» «Ok, sagte ich, wenn du 700 D-Mark von Serben zusammenbringen kannst, werde ich 1000 Mark von Albanern sammeln.» «Von Albanern?» fragte er ungläubig. «Ja!» Igo begann in ihrer Familie und Verwandtschaft zu sammeln, dann ging sie zu ihren zahlreichen ausländischen Freunden und Freundinnen und schliesslich zum Frauennetzwerk. «Oh Gott, ich werde diesen Tag nie vergessen», erzählt sie. «Ich sprach eine Viertelstunde über den kleinen Buben und weshalb ich für ihn Geld sammle, und erst am Schluss sagte ich, ‘es ist ein serbisches Kind’. Einen Moment war völlige Stille im Raum und ich wusste nicht, wie die Frauen reagieren würden, ob sie wütend würden. Aber nein, alle griffen in ihre Taschen und jede gab das, was sie geben konnte. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich die 1000 D-Mark beieinander, und auch Bora hatte die 700 D-Mark gesammelt. Er konnte kaum glauben, dass ich es geschafft hatte, und er erzählte die Geschichte vielen Leuten. Ich bekam darauf Telefonanrufe von Menschen, die keinen Namen nannten und nur das Wort ‘havla’, danke auf Serbisch sagten und aufhängten. – Bora starb vor ein paar Jahren, aber immer, wenn ich an ihn denke, kommt mir diese Geschichte in den Sinn.»

Sich zusammen tun gegen die Angst und für die eigenen Rechte

Nach dem Krieg von 1998/99, als die albanischen Vertriebenen zurückkehrten, zog ein grosser Teil der serbischen Bevölkerung weg aus Kosovo, und die, welche dablieben, wie Nevenka und ihre Familie, lebten in Angst vor albanischen Racheakten. «Es gab Angriffe von albanischen Jugendlichen auf serbische Schulkinder und Frauen wurden auf dem Markt beschimpft. Wir Frauen begannen deshalb, uns zu organisieren und für die Rechte der serbischen Bevölkerung zu kämpfen. Wir arbeiteten mit ‘Kwinna till Kwinna’ zusammen und fuhren mit Ärzten und Krankenschwestern in Dörfer, wo die serbische Bevölkerung nicht zum Arzt gehen konnten. Wir brachten unsere Klagen beim Büro der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) vor und ermutigten die Leute, alle Übergriffe, alles Unrecht zu melden. Später befassten wir uns nicht mehr ausschliesslich mit Menschenrechten, wir kümmerten uns um Themen wie Gesundheitsvorsorge, Gewalt in Familien, die ökonomische Situation, Kultur, Eigentumsrechten usw. Bereits im Jahr 2000 machte ich in der vom UNHCR ins Leben gerufenen «Kosovo Women’s Initiative» mit. Ich konnte jedoch nur an die Treffen gehen, wenn Igo mich abholte, sonst war es gefährlich für mich als Serbin. Das erste Treffen, erinnere ich als unangenehm. Ich war die einzige Serbin im Raum – Igo hatte in einem anderen Raum zu tun – und Albanerinnen kamen auf mich zu und riefen mir Dinge zu wie: ‘Warum bist du hier hin gekommen? Ihr Serben habt meinen Mann getötet, meine Kinder!’. Sie waren voller Hass und ich wusste nicht, was tun. Da hörte ich einen Pfiff und ich sah Igo im Saal, die durch die Finger pfiff, so dass sich alle nach ihr umdrehten. ‘Was ist los, tat euch Nena irgend etwas zu Leide?’ rief sie. Eine der Frauen kam auf mich zu, sie sprach serbisch und brachte mir Wasser. Ich war ihr so dankbar! Danach arbeiteten wir zusammen, sie war von der Organisation ‘Open Door/Offene Türe’.»

Im Jahr 2001 wurde Nena das erste serbische Mitglied des Kosovo Frauen-Netzwerkes. Igo erinnert sich, dass Nena darauf von manchen Serben und Serbinnen angefeindet wurde. «Aber dank ihrer Hartnäckigkeit haben wir heute selbst serbische Frauen im Netzwerk, die Nevenka damals kritisiert hatten. Inzwischen sind etwa zehn serbische Organisationen Mitglied des Netzwerkes, das insgesamt rund 160 Organisationen zählt. Der Kontakt mit serbischen Frauen war nicht immer einfach für mich, uns zu umarmen war nicht selbstverständlich nach dem Krieg. Auch ich wurde angefeindet wegen dieser Kontakte, aber ich bin Feministin und ich wollte und will es immer noch tun, ich will das multiethnische Netzwerk. Ich lernte schon in der Familie, nicht nachtragend zu sein und auch zu vergeben.»

Nena erzählt, dass ihr Vater Lokomotivführer war und sie im Bahnhofgebäude in Kosovo Polje lebten, wo es auch albanische Nachbarn gab. «Als Kind spielte ich mit albanischen Nachbarskindern, die Albaner sprachen Serbisch mit uns, wir dachten nicht einmal daran, dass wir Albanisch lernen sollten», meint sie lachend. Bis heute spricht sie nicht Albanisch, im Gegensatz zu ihrem verstorbenen Mann, der Albanisch beherrschte.

Gewaltausbruch gegen die serbische Bevölkerung

Mitte März 2004 kam es in Kosovo zu gewalttätigen Demonstrationen und Ausschreitungen albanischer Demonstranten gegen die serbische Bevölkerung, welche die Gräben zwischen den zwei Bevölkerungsgruppen wieder tiefer werden liessen. Auslöser war das Ertrinken von zwei albanischen Kindern im Fluss Ibar, der die Stadt Mitrovica-Nord und -Süd trennt, und für das Unglück wurden fälschlicherweise die Serben beschuldigt. Nena erlebte die Unruhen an ihrem Wohnort Kosovo Polje. «Am 17. März 2004 sagte mir mein Chef um 14h, ich solle nach Hause gehen, es gebe Probleme und die KFOR habe wegen Protesten der Albaner die Strasse bei Čaglavica gesperrt. Mein 12jähriger Sohn war bereits Zuhause, mein Mann unterrichtete in Ugljare und war dort wegen der Strassensperre blockiert. Mit meiner Mutter holten wir Zuhause die Schweine und Hühner rein und fütterten sie. Als wir Lärm hörten, ging Mutter hinaus, um die Fensterläden zu schliessen, falls gegen unser Haus Steine geworfen würden. Da kam aber bereits eine grosse Horde von jungen Männern mit albanischen Fahnen in Richtung unseres Hauses. Drei von ihnen griffen meine Mutter mit Stöcken an. Ich ging sofort raus und packte den Jungen, der Mutter schlug, entwand ihm seinen Stock und schleppte die verletzte Mutter ins Haus. Sie hatte Verletzungen an Hals und Arm und ein gebrochenes Schlüsselbein und war völlig durcheinander. Auch für meinen Sohn war dieser Angriff ein Trauma. Nachdem die Randalierenden weitergezogen waren, ging ich zur Polizei, die ganz in der Nähe war, die UNMIK-Polizei (UNO-Mission in Kosovo). Sie holten uns darauf mit einem Polizei-Auto ab und führten uns ins Gemeindehaus, wo ich mein Büro hatte. Der Stress war so gross, dass ich nur gerade meine Handtasche mitgenommen hatte.

Wir verloren alles, das Haus wurde in diesen Unruhe-Tagen abgebrannt, wie viele andere serbische Häuser. Die Polizei holte in dieser Nacht viele weitere serbische Familien ins Gemeindehaus. Weil die Namen der Strassen nach dem Krieg geändert wurden und weil die ausländischen Polizisten die Sprache nicht verstanden, bot ich an, mit ihnen zu den richtigen Adressen zu fahren. Mein Sohn hatte Angst und wollte nicht, dass ich weg ging, aber ich sagte ihm, die Leute bräuchten Hilfe. Bis um 4 Uhr morgens holten wir Leute Zuhause ab. Beim Gesundheitszentrum bat ich um Hilfe für meine verletzte Mutter. Eine Ärztin kam mit, aber als ich realisierte, dass sie einzig Pflaster für die Wundpflege dabei hatte, wurde ich wütend und schickte sie weg.  Schliesslich kam die KFOR (NATO-Kräfte in Kosovo) und holte uns alle mit einem KFOR-Bus ab. Wir wurden gefragt, wer nach Serbien wolle oder wohin sonst. Unsere Familie wollte nicht nach Serbien, ich hatte eine Schwester in Ugljare, ein Dorf nur wenige Kilometer von Kosovo Polje entfernt, und so liessen sie uns dort aussteigen. Ich war empört, weil uns die KFOR nicht geschützt hatte, und nun standen wir da auf einem Feld ohne nichts. Wir gingen zu meiner Schwester, die in etwa einem Kilometer Entfernung wohnte. inzwischen war auch mein Mann Bora dort eingetroffen. Ein Neffe von ihm kam aus Gracanica und nahm uns mit in sein Haus. Dort wurde meine verletzte Mutter endlich ärztlich behandelt. Meine Eltern blieben in der Wohnung von Boras Neffe, während Bora, mein Sohn und ich bei meiner zweiten Schwester in Gračanica unterschlüpfen konnten.»

Solidarität über ethnische Gräben

Es war eine schöne Überraschung als Igo kurz nach dem 17. März 2004 Nena anrief und sie fragte, wie es ihr gehe, ob sie sie treffen könne. «Sie kam nach Gračanica und ich riet ihr, das Auto mit kosovarischen Autoschildern versteckt hinter dem Haus zu parkieren», erzählt Nena. Damals hatten die meisten Serben in Kosovo noch serbische Nummernschilder. Igo brachte der Familie 250 Dollars mit, die Nena zunächst nicht annehmen wollte, doch Igo insistierte, sie würden dieses Geld jetzt für persönlich Gegenstände, Kleider etc. benötigen. «Wir gaben das Geld dann der Schwester meines Mannes, die nach Serbien umzog und es dringender benötigte. Der Besuch von Igo und diese Geste waren unglaublich wichtig für mich nach den Geschehnissen vom 17. März, sie heilten Wunden und baute mein Vertrauen in albanische Frauen wieder auf. Igo half auch anderen serbischen Nichtregierungsorganisationen mit dem Geld von ausländischen Organisationen, der sogenannten Soforthilfe, aber darüber wurde nicht laut gesprochen.»

Die serbischen Häuser, die 2004 abgebrannt wurden, waren ein Jahr später wieder aufgebaut, aber noch bevor ihre Bewohner dort wieder einziehen konnten, wurden sie erneut niedergebrannt. «Wir hatten alles verloren, auch die kleine Kaffeerösterei, die wir betrieben hatten. Doch mein Mann trauerte einzig der grossen Bibliothek nach, all den Büchern, die er über Jahrzehnte gesammelt hatte», erzählt Nena mit einem traurigen Lächeln. Jahre später konnte die Familie im Dorf Laplje Selo, das zur Gemeinde Gračanica gehört, eine Wohnung beziehen. Doch richtig Zuhause, fühlt sie sich dort nicht, obwohl die Bewohner in ihrer grossen Mehrheit Kosovo-Serben sind. «Die Dorfbewohner akzeptieren uns nicht wirklich, für sie sind wir immer noch Städter aus Kosovo Polje», sagt sie.

Die Entschuldigung

Igo erinnert sich an ein Erlebnis im Jahr 2006, das für sie bis heute von grosser Bedeutung ist. Im Jahr 2006 begannen in Wien unter der Leitung des ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari Verhandlungen zwischen Kosovo und Serbien über den künftigen Status der unter UNO-Verwaltung stehenden serbischen Provinz Kosovo. Die Frauenorganisationen waren nicht in den Delegationen vertreten. So bildeten das «Frauennetzwerk Kosovo» und die «Women in Black» von Belgrad die «Women Peace Coalition». Sie hatten Verbindung zu jemandem im Büro von Ahtisaari und wussten somit, welche Themen in der nächsten Sitzung verhandelt würden. «Wir Frauen trafen uns jeweils vor diesen Sitzungen, diskutierten die Themen und schickten unsere Schlussfolgerungen an die beiden Regierungen und an Martti Ahtisaari, den wir auch ein-, zweimal treffen konnten. Dann beschlossen wir, uns in Struga (Mazedonien – heute Nord-Mazedonien) zu einer Konferenz zu treffen.»

Igo erinnert sich, wie sie mit Staša Zajović von den «Women in Black» auf der Bühne stand, um die Versammlung zu eröffnen. «Da sagte mir Staša, ich solle mich setzen, es gebe noch etwas zu tun. Ich weigerte mich zuerst, denn was würden meine kosovo-albanischen Kolleginnen sagen, wenn eine Serbin allein die Tagung eröffnen würde? Sie insistierte aber, und ich vertraute ihr und setzte mich, obwohl meine Sitznachbarinnen aufbegehrten. Doch dann kamen alle serbischen Frauen zu uns und baten eine um die andere von uns um Vergebung für das, was wir im Krieg erlitten hatten.» Es war ein sehr emotionaler Moment für die Frauen, und da Fernsehjournalisten anwesend waren, verbreitete sich die Szene in den Medien. Auf der Rückreise gratulierten die kosovarischen Zöllner den Kosovo-Albanerinnen, während die Serbinnen bei ihrer Heimreise am serbischen Zoll beschimpft wurden.

«Es ist bis heute so wichtig, dass wir von serbischer Seite eine Entschuldigung für das Erlittene hören. Später tat dies auch ein serbischer Oppositionspolitiker, aber die ‘Women in Black’ von Belgrad waren die ersten. Wenn Präsident Alexander Vucić erklären würde, er sei Teil des Milošević-Regimes gewesen – er war Informationsminister – aber jetzt sei eine andere Situation, er akzeptiere Kosovo als Land und entschuldige sich für die Kriegsverbrechen – das wäre das Paradies! Aber dies wir mit Vučić nicht geschehen. Vielleicht später.»

Unterschiedliche Heimatgefühle

Angesprochen auf das Verhältnis im Kosovo Frauen-Netzwerk zwischen albanischen und serbischen Frauen sowie Frauen anderer Minderheiten meint Nena, es sei wichtig gewesen, über die Ereignisse während des Krieges und während den Unruhen zu sprechen, über Massaker, über erlittene Verluste. «Es ging um Trauer und um Zusammenarbeit. Ich bin stolz auf unseren Schritt zur Zusammenarbeit über ethnische Grenzen hinweg. Die gemeinsamen Aktivitäten geben uns die Kraft, für Gleichberechtigung zu kämpfen und Strategien zu finden, um gegen die Gewalt an Frauen anzugehen und gegen all die Einschränkungen, die Frauen aller Volksgruppen in Kosovo erleiden.»

Bei allem gegenseitigen Verständnis behält Nena ihren serbischen Nationalstolz. «Wir haben alle unseren Patriotismus, vielleicht ist meiner etwas stärker als jener von Igo», meint sie lachend, «im Herzen bin ich Serbin und mein Präsident ist Alexander Vucić – aber ich weiss, dass ich in Kosovo lebe.» Für Igo hingegen ist Kosovo eindeutig ihr Land, auch wenn sie sich zur albanischen Ethnie zugehörig fühlt, die ausser in Albanien auch in Montenegro, in Serbien und in Nord-Mazedonien vertreten ist. Und sie träumt vom Tag, an dem Serbien endlich Kosovo als unabhängigen Staat anerkennen wird, wie dies weit über hundert Staaten längst tun.

Unter dem Milošević-Regime in der 1990er Jahren lebte die kosovo-albanische Bevölkerung als unterdrückte Mehrheit praktisch in einem Apartheitssystem. Ab 1990 wurden rund zwei Drittel der Kosovo-AlbanerInnen durch die serbische Verwaltung entlassen und durch serbische Angestellte ersetzt. 1998/99 brach der Krieg zwischen Kosovo und Serbien aus und führte zur Vertreibung von schätzungsweise 850’000 Kosovo-AlbanerInnen. Nach Kriegsende flüchtete darauf ein grosser Teil der serbischen und der Roma-Bevölkerung Kosovos nach Serbien und die meisten Gebliebenen zogen in Gemeinden mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung. Die Kontakte zwischen der albanischen und der serbischen Bevölkerung, die während den Jahren der Unterdrückung durch das Milošević-Regime immer weniger wurden, reduzierten sich durch den Krieg von 1998/99 zusätzlich. Auch fast 25 Jahre nach dem Krieg haben nur wenige AlbanerInnen mit SerbInnen Kontakt, sie leben in verschiedenen Welten. Kosovo-SerbInnen schauen serbische Fernseh-Stationen und die meisten betrachten Vuciç als ihren Präsidenten und die Regierung in Belgrad als ihre Regierung, nicht jene in Pristina. Die Nachkriegsgeneration der Kosovo-Albaner lernt in der Schule kein Serbisch mehr, die Kosovo-Serben lernten schon vor dem Krieg kaum Albanisch.

Igballe Rogova (Igo), geb. 1961, aufgewachsen in Pristina, gründete 1989 mit ihrer Schwester Safete die Frauenorganisation «Motrat Qiriazi» (Name nach den Schwestern Sevasti und Parasqevi Qiriazi, die in Albanien im 19.Jahrhundert die erste albanischsprachige Schule eröffneten), die sich zu Beginn stark für die Alphabetisierung von Frauen in abgelegenen Regionen einsetzte. Nach dem Krieg, als zahlreiche neue Frauenorganisationen entstanden, wurde die Dachorganisation «Kosovo Women’s Network» gegründet, die Igballe Rogova seither leitet.

Nevenka Rikalo (Nena), geb. 1957 in Pristina und aufgewachsen in Kosovo Polje/Fushë Kosova mit mehrheitlich kosovo-serbischer Bevölkerung. Gründerin der Frauenorganisation «Ruka + Ruci» (Hand + Hände), die sich namentlich für Frauenrechte und für Einkommensförderung einsetzt und kostenlose Rechtsberatung und psychosoziale Hilfe leistet.

Elisabeth Kaestli, Autorin von: «Frauen in Kosova – Lebensgeschichten aus Krieg und Wiederaufbau» 2001, «Gräben und Brücken – Freundschaften vor und nach den Kriegen im Balkan», 2004, «7 Brüder, 7 Schwestern – eine kosovarische Familie in der Welt» 2013 (alle Limmat Verlag Zürich).

 

 

 

 

 

 

 

Alle Zweifel bezüglich Antisemitismus sind ausgeräumt, “Baba News” kann die Durchführung der Kurse fortsetzen

“Baba News” ist eine Medienplattform, die hauptsächlich der Information von “Secondos” gewidmet ist, wie die Mitglieder der zweiten Generation ausländischer Staatsbürger in der Schweiz im Allgemeinen genannt werden. An der Spitze dieses Portals stehen zwei Frauen albanischer Herkunft: Albina Muhtari (Chefredakteurin) und Merita Shabani (stellvertretende Chefredakteurin), berichtet albinfo.ch.

 

Die Redaktion des Online-Portals oder Magazins Baba News wurde kürzlich für ihre Berichterstattung über den Konflikt im Nahen Osten kritisiert. Tatsächlich hatte eine Podcast-Episode von “Baba News” vom 17. Oktober 2023 heftige Kritik ausgelöst. Eine Woche später veröffentlichte dieses Portal auch einen Rap-Song, der nach Expertenmeinung antisemitische Stereotypen verwendet. Diese beiden Entwicklungen hatten auch Bedenken in der lokalen Politik der Gemeinde und des Kantons Bern ausgelöst.

 

“Baba News” bietet auch Kurse gegen Hassrede an, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden, und zwar für Kinder an Schulen in Bern. Diese Kurse sollen die Schüler für Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus sensibilisieren.

 

In diesem Zusammenhang hat der Gemeinderat von Bern am 29. Februar 2024 die Frage behandelt: Kann “Baba News” seine mit öffentlichen Geldern finanzierten Seminare an den Schulen in Bern fortsetzen?

 

Fünf Stadträte von Bern hatten eine Anfrage gestellt, berichtet 20minuten. Sie wollten wissen, an welchen Schulen die Betreiber der Plattform Kurse gegen Hassrede abhalten und was der Gemeinderat von dem Inhalt hält, den “Baba News” verbreitet.

 

Jetzt ist die Frage geklärt: “Baba News” kann die genannten Kurse fortsetzen. “Baba News” bedauerte die Verbreitung des Rap-Videos aufgrund der Wirkung, die es hatte, obwohl eine solche Wirkung nicht beabsichtigt war, berichtet albinfo.ch. Auch “Baba News” betonte, dass sie so etwas heute nicht tun würden”, sagt Sven Baumann, Generalsekretär des Bildungsdirektorats der Stadt Bern.

 

Das Bildungsdirektorat wurde immer für die Kurse der “Baba Academy” gelobt, die lange vor dem Vorfall mit dem Rap-Video begonnen wurden: “Als Medium unterliegt “Baba News” der Pressefreiheit. Bei der Entwicklung und Durchführung der Kurse arbeiten die Schulen eng mit ihren Anbietern (von Baba News) zusammen und stellen sicher, dass diese von hoher Qualität sind”, berichtet albinfo.ch. Das hat bisher immer gut funktioniert”, sagt Baumann.

 

(Bild: Instagram Babanews)

Botschaft des Kosovo in Bern, Empfang zum Unabhängigkeitstag und zum Jubiläum der UÇK-Epopöe

Am Sonntag, dem 10. und Montag, dem 11. März, hat die Botschaft der Republik Kosovo in Bern zwei Empfänge anlässlich des Jahrestages der Ausrufung der Unabhängigkeit des Kosovo und des 26. Jahrestags der UÇK-Epopöe organisiert.

Beim ersten Empfang waren hauptsächlich Mitglieder unserer Gemeinschaft in der Schweiz eingeladen, insbesondere Vertreter kultureller Vereine und anderer Aktivitäten innerhalb dieser Gemeinschaft, während der zweite Empfang für Diplomaten aus aller Welt reserviert war, die in Bern akkreditiert sind, Vertreter schweizerischer Institutionen, einschliesslich der albanischen Politiker in den Institutionen der Schweiz, berichtet albinfo.ch.

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In seiner Ansprache an die anwesenden Gäste hat der Botschafter der Republik Kosovo in der Schweiz, Herr Sami Ukelli, in seiner Rolle als Gastgeber die wichtige Rolle unserer Diaspora in der Schweiz in jeder Phase der Entstehung und des Staatsaufbaus des Kosovo anerkannt. Er betonte auch die besonders freundliche und faire Haltung der Schweiz gegenüber dem Kosovo während all dieser Jahre, vor und nach der Unabhängigkeit unseres Staates. “Kosovo hat einen langen Weg hinter sich, auf den wir alle stolz sein können.

Ihr seid eine erfolgreiche Diaspora auf der ganzen Welt, insbesondere in der Schweiz, die wesentlich dazu beiträgt, das wahre Bild des Kosovo zu präsentieren. Obwohl viele Herausforderungen bleiben, haben wir alle die Verpflichtung gegenüber unseren Vorfahren, eine demokratische, wohlhabende und europäische Kosovo für unsere zukünftigen Generationen aufzubauen”, sagte Botschafter Ukelli unter anderem.

Weiterhin drückte er seine tiefe Dankbarkeit des Volkes und des Staates Kosovo für die besondere Rolle aus, die die Schweiz in allen Entwicklungen im Kosovo gespielt hat und weiterhin spielt. “Die Schweiz war eines der ersten Länder, die durch Frau Micheline Calmy Rey als damalige Aussenministerin bereits 2005 für die Unabhängigkeit des Kosovo plädierte, und unmittelbar nach der Ausrufung der Unabhängigkeit anerkannte sie seine Staatsbürgerschaft, wofür wir immer dankbar sind!

Wenn wir auf unsere Beziehungen in den letzten 16 Jahren zurückblicken, und insbesondere in den letzten 3 Jahren und einem halben, die ich selbst in Bern bin, bin ich sehr glücklich, dass unsere Beziehungen zur Schweiz auf allen Ebenen ausgezeichnet sind. Die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen unseren Ländern ausgezeichnet sind und Kosovo ein gutes Image hat, verdanken wir auch Ihnen, der albanischen Gemeinschaft in der Schweiz, als gemeinsames “Asset”, das sich durch Erfolge in allen Bereichen bewährt hat. Einfach gesagt, Sie sind die besten Botschafter Kosovos, die wir haben”, äusserte sich Botschafter des Kosovo in der Schweiz, Herr Sami Ukelli.

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Më shumë foto: GALERI

 

 

Duffeyz im Rückspiegel: Von der Lehrabbrecherin zur Bachelor-Absolventin für Design

Mit ihrem Lebensmotto “shnosh” (Hauptsache gesund) zeigt uns eine albanischstämmige Seconda, wie man mit Passion und viel Humor auch Rückschläge als ein Privileg im eigenen Lebenslauf interpretieren kann. Zusammen mit albinfo.ch wirft sie einen Blick auf ihre Schulkarriere, angefangen als Sek-B-Schülerin, über Lehrabbruch bis hin zu ihrer neuesten Position als Vorstandsmitglied im Kulturlabor Schaffhausen, wo sie ihre Leidenschaft für Kunst und Kultur lebt.

Albinfo.ch: Du hast einen Bachelor-Abschluss bei ZHdK, Du lässt deine künstlerische Ader auch in deinen Social-Media-Inhalten einfliessen und betonst in der Öffentlichkeit, dass die Diversität unter Schweizer Secondos und Secondas, nicht nur gefeiert, sondern auch in der Politik eingefordert werden sollte. Wie würdest du dich selbst und deine schulische Laufbahn beschreiben?

Duffeyz: Jeder Schritt in meiner schulischen Laufbahn und auch im Privaten hat für mich eine bedeutende Rolle gespielt, aber meine grösste Leidenschaft besteht darin, meine persönliche Entwicklung zu verfolgen und zu sehen, wie ich mich jeden Tag verbessere. Es ist meine Gewohnheit geworden, bis zum letzten Moment durchzuhalten und Rückschläge nicht als Ende, sondern als neuen Anfang zu betrachten. Diese Einstellung wurde mir zur Notwendigkeit, denn nach meinem Abschluss an der Sek B hatte ich nicht einmal eine Lehrstelle und wurde sogar fristlos aus meiner ersten Lehre entlassen, als ich sie schliesslich hatte. Das stellte mich vor grosse Herausforderungen, da ich begann, an meinen Zielen und noch schlimmer, an meinem Potenzial zu zweifeln. Eine bestimmte Eigenschaft half mir besonders dabei: Hartnäckigkeit. Ich wusste nicht, wohin mit mir – eine albanische Seconda in der Schweiz, mit 15 Jahren bereits arbeitslos. Doch etwas in mir, vielleicht war es einfach nur naives Hoffen, lies mich nicht aufgeben, und dafür bin ich meinem 15-jährigen Selbst unendlich dankbar. Heute halte ich stolz mein Bachelorabschluss-Diplom, das natürlich im Zimmer meiner Eltern hängt, und plane bereits meinen Master. Für mich ist das ein unglaubliches Privileg.

albinfo.ch: Duffeyz, ein Rückblick auf deine Berufslaufbahn zeigt eine äusserst vielfältige und steil aufsteigende Entwicklung. Doch welche drei Meilensteine siehst du als besonders wichtig in deinem Werdegang?

Duffeyz: Pragmatisch gesagt: BM-Abschluss, Praktikum in einem kreativen Beruf und Bachelor Diplom, aber das finde ich irgendwie… langweilig? Ich glaube mentale Eigenschaften sind eher die, die deinen Erfolg ausmachen: So musste ich wie erwähnt als Teenager berufliche Rückschläge erleben, um zu realisieren, dass ich mir viel Mühe für meine Zukunft geben muss. Das hat mir meine Zeit in der BM beigebracht, denn ich musste ganz schön viel Lernen. Dies würde ich als ersten Meilenstein bezeichnen. Der zweite Meilenstein kam, als ich verstand, dass ich nur wachsen kann, wenn ich mich aus meiner Komfort Zone fast schon zwinge.

Ich musste mich in Situationen stürzen, wo ich mich als «unterqualifiziert» sah. Ich habe mich bei Stellen beworben, wo ich mir immer sagte «die nehmen mich sowieso nicht», aber irgendwann mal gab mir doch jemand eine Chance. Kleiner Tipp: Die Rückschläge darf man aber dabei bloss nicht zu persönlich nehmen, doch so gut es geht als «konstruktive Kritik» interpretieren. Der dritte Meilenstein war dann im Bachelor. Alles, was ich früher als Schwäche an mir sah, musste ich mir zu Stärke umwandeln: Schlechtes Image der Albanischen Secondos in der Schweiz, meine Aussprache im Deutschen oder meine selbst-erlernten Designkenntnisse. Ich darf mich nicht über Schwächen definieren lassen, sondern ich definiere sie.

albinfo.ch: Du arbeitest heute auch für renommierte Unternehmen wie ZEAM und bist privat sehr aktiv in den sozialen Medien. Machst du überhaupt einen Unterschied zwischen deiner Rolle als Content Creator und privaten Beiträgen auf Social Media?

Duffeyz: Unbedingt! Während ich mich in meiner Rolle als Business-Duffeyz als eine extrovertierte und zielorientierte Künstlerin zeige, die ständig innovative Wege geht, «outside the box» versucht zu denken, möchte ich privat eher Ruhe, meinen gewohnten Spaziergängen im Wald geniessen und über belanglose Witze lachen. Als Content Creator strebe ich ständig nach Höherem, probiere Neues aus und vernetze mich mit verschiedenen Menschen, um meine persönliche Entwicklung voranzutreiben. Doch privat findest du mich in meiner Stamm-Dönerbude mit langjährigen Freunden und der immer gleichen Bestellung: Ohne Zwiebeln, wenig scharf und viel Sauce. Trotz der Unterschiede gibt es zwei Gemeinsamkeiten zwischen meinem Business-Ich und meinem Privat-Ich: Beide sind äusserst dankbar und sagen immer “Shnosh”.