Lajme
Ein Leben lang in der Schweiz gearbeitet und gespart, um in der Heimat zu investieren
Während der ganzen Zeit seines Arbeitslebens in der Schweiz war er mit den Gedanken in der Heimat. In der Schweiz war er zwar im Gartenbau tätig gewesen, doch in Kosova investierte Ibrahim Gashi aus Kamenica sein ganzes Kapital in eine Milchverarbeitungsfabrik.
“Auch wenn ich fünf Millionen gehabt hätte, ich hätte sie alle in mein geliebtes Kamenica investiert. Ich freue mich, dass ich in meiner Firma einige Dutzend Landsleute beschäftigen kann. Ich erwarte nicht, dass jeder Landsmann, der in der Schweiz arbeitet, in Kosova investiert, doch wenn in jeder Gemeinde nur zwanzig Personen ihre Ersparnisse investierten, könnte Kosova die Arbeitslosigkeit deutlich senken, und unsere Jungen würden nicht in den Grenzgefängnissen Ungarns, Österreichs und Italiens etc. misshandelt werden”, sagt Ibrahim Gashi, Besitzer der Molkerei Malësia in Kamenica.
Kaum war der Krieg zu Ende, begann Ibrahim Gashi mit dem Kauf von Maschinen für die Einrichtung einer Milchverarbeitungsfabrik. Auf die Frage, weshalb er eine Molkerei wollte, wo er doch in der Schweiz als unabhängiger Gartenbauunternehmer gearbeitet hatte, argumentierte er mit der geographischen Lage Kamenicas und den Möglichkeiten zur Versorgung mit dem nötigen Rohstoff – der Milch. Von den heute rund 416km2 Fläche der Gemeinde Kamenica eignet sich der überwiegende Teil für Land- und Viehwirtschaft. Diese Tatsache vor Augen, zögerte Ibrahim keinen Moment, als es darum ging, eine Perspektive für sich, seine Familie, aber auch viele weitere Familien zu schaffen, die von diesem Unternehmen profitieren würden. Die Investition beträgt 1,8 Millionen Franken, die anfänglich allein Ibrahim, später dann auch seine Familienangehörigen ersparten, um im Heimatland einen neuen Arbeits- und Erwerbshorizont zu schaffen.
Der älteste Sohn Ibrahims, Naim, der die Milchfabrik leitet, will sich nicht als Geschäftsmann in den Vordergrund stellen. Um sein Unternehmen soll es gehen, aus welchem die Familie, die Gemeinde und Kosovo Gewinn ziehen. In seiner durchsetzungsfähigen Art eines Direktors und Managers zeigt sich ein glühender wirtschaftlicher Nationalismus. Alles, was er in der Schweiz gelernt hat, will er in Kosovo anwenden. Für Naim steht Kosovo über allem.
Die drei Söhne und die Tochter der Eheleute Ibrahim und Imrije Gashi sind in der Schweiz zur Schule gegangen und haben alle einen Beruf gelernt. Sie sind entschlossen, in ihr nun freies Land zurückzukehren und mit seinem Aufbau zu beginnen. Dabei wollen sie auch ein Vorbild für andere Landsleute überall im Westen sein.
“Und es ist möglich”, sagt der grossgewachsene Sohn Naim Gashi in fester Überzeugung. Die Aufnahme des Betriebs seiner Molkerei Malësia hatte er auf das Datum der Unabhängigkeit des albanischen Staates, also auf den 28. November 2013, gelegt. Einen Anschub für sein Werk hatte Naim vom schweizerischen Hilfswerk Helvetas Intercooperation bekommen, welches sieben Mitarbeiter weitergebildet hatte, von welchen er sofort drei anstellte und die andern ebenfalls auf die Warteliste für eine spätere Anstellung setzte. Die Produktion begann damit, dass er in den ersten Tagen jeweils um die 400 Liter Milch einsammelte, um sehr bald mit 1200 Litern pro Tag weiterzufahren. Ab Anfang März sollen von zweiundsiebzig Bauern je 2000 Liter täglich eingesammelt werden. Bezüglich der Milchqualität wird sich der Leiter der Molkerei Malësia in Kamenica an Schweizer Kriterien halten. Er nimmt keine Milch mit einem Fettgehalt unter 3,2% an, und unseriöse Lieferanten, die die Milch mit Wasser vermischen, wird er von der Kundenliste streichen.
“Ich habe ein Interesse daran, dass die Bauern sich weiterbilden, und ich werde mich in Zusammenarbeit mit Helvetas dafür einsetzen”, sagt Naim Gashi. Er denkt dabei an die Aneignung von Kenntnissen in der Milchproduktion, aber auch daran, den Bauern klar zu machen, dass es heutzutage ausgeklügelte Instrumente zur Stichprobenkontrolle von Wasser oder Säuren in der Milch gibt.
Die Molkerei Malësia beschäftigt im Augenblick zehn Arbeiter und den Leiter, der die Administration und das Marketing macht. Doch als Arbeitsplätze muss in diesem Fall auch die Beschäftigung von zweiundsiebzig Familien gerechnet werden, die Gewinn aus dem Verkauf ihrer Milch an die Molkerei Malësia machen.
“Wenn ich höre, dass zweiundsiebzig Bauern bzw. zweiundsiebzig Familien einen garantierten Verkauf für die von ihnen hergestellte Milch haben, fühle ich mich sehr entspannt, denn dank unserer gemeinsamen Arbeit verbannen diese Familien die Armut aus ihren Häusern, und mit dem gewonnenen Geld lassen sie ihre Kinder ausbilden und studieren, zahlen Steuern für den Aufbau unseres Staates, und sie sind stolz, wenn die Zahl der Milchkühe im Stall wächst, und sie sind auch ein Ansporn für andere, denn wer arbeitet, kann auch seinen Wohlstand verbessern”, gibt der kosovarische Investor aus der Schweiz seinem Stolz Ausdruck.
Die Produktionsfläche der Molkerei Malësia umfasst eintausend Quadratmeter. Darauf stehen, blitzblank, verschiedene Maschinen zur Milchverarbeitung, eingekauft auf Märkten in Tschechien, der Schweiz, Makedonien, Kosovo etc., und sie stellen vielfältige Produkte her: Joghurt, Käse, Pastmilch, Quark, Rahm und anderes mehr.
Wenn die Milch von den Sammelstellen eintrifft, beginnt die Arbeit der Laborantinnen, die den Fettgehalt, den Säuregehalt und die Proteine in der Milch bestimmen. Die Milch kommt meistens mit einem Fettgehalt von 4,2% aus den Sammelstellen und wird anschliessend mit den entsprechenden Instrumenten auf 3,2% standardisiert, oder je nach Bedarf.
Zur Zeit beträgt der Sammelpreis pro Liter Milch zwischen 25,6 bis 33,6 Cent und gilt damit als regional üblich. Die Molkerei ist daran interessiert, einen möglichst hohen Preis zu zahlen, jedoch auch eine möglichst gute Milchqualität zu erhalten. “Oft höre ich, dass meine Landsleute sagen, es lohne sich nicht, Land- oder Viehwirtschaft zu betreiben, während ich sage, dass es zum Beispiel einem Produzenten aus Verbicë, mit welchem unsere Molkerei zusammenarbeitet, gelingt, im Monat bis zu 4222 Liter Milch zu produzieren, was vervielfacht mit einem Literpreis von 32,56 Cent einen Ertrag von 1374,68 Euro ergibt. So ein Ertrag ist nicht zu verachten”, äussert sich Molkereileiter Naim Gashi. Obschon noch am Anfang ihrer Karriere, konnte die Molkerei bereits ein Netz für den Verkauf ihrer Endprodukte in den Gemeinden Kamenica, Gjilan, Viti, Ferizaj, Kaçanik, Hani i Elezit und bis nach Hajvali aufbauen, und ein Ausbau nach Prishtina steht nächstens bevor.
Während des Gesprächs mit dem Millioneninvestor Ibrahim Gashi aus der Schweiz fragen wir, ob bei den zum Aufbau seiner Fabrik unumgänglichen Verwaltungsverfahren irgendjemand von ihm Bestechungsgelder verlangt habe. Er antwortet – wobei er die Brauen hochzieht und etwas lächelt: “Die Leute haben oft Vorurteile, möglicherweise ist vom einen oder andern auch schon Bestechungsgeld verlangt worden, doch von mir verlangte weder jemand eine Bestechung noch zahlte ich irgendjemandem auch nur fünf Cent. Ich werde für meinen Staat ein pflichtgemässer Steuerzahler sein, doch dass ich jemandem Bestechungsgeld zahlen würde für eine Investition, die ich aus meinem Schweiss gemacht habe, das werde ich nie zulassen.”
“Ich bin glücklich, dass dank der Investition, die ich hier tätige, auch meine Kinder in mein geliebtes Kamenica zurückkehren. Deshalb hoffe ich, auch bei den Gemeindebehörden auf Verständnis zu stossen, und dass wir uns gegenseitig helfen”, schliesst Ibrahim Gashi.
Der Besitzer der Molkerei hofft angesichts der vielen Bauern und der grossen Anzahl Milchkühe in der Gemeinde Kamenica auf eine nachhaltige Rentabilität. Nach eigenen Angaben subventionierte das Ministerium für Landwirtschaft, Waldwirtschaft und Ländliche Entwicklung 2012 die Bauern in Kosova mit 2 Millionen Euro, beziehungsweise 318 Bauern in Kamenica mit 2637 Milchkühen mit 131’850 Euro (50 Euro pro Kuh).
Xhevdet Kallaba
Të tjera nga Lajme
E-Diaspora
-
Program përkujtimor kushtuar Masakrës së Reçakut Aktiviteti synon ruajtjen e kujtesës kolektive, nderimin e viktimave dhe përcjelljen e së vërtetës historike... -
Abdixhiku: Diaspora nuk i prish balancat demokratike në Kosovë, ajo i pasqyron ato -
PSHDK mohon legjitimitetin e degës së pretenduar në Vjenë -
Abdixhiku i drejtohet mërgatës: “Më 28 dhjetor, ejani dhe shpëtojeni Kosovën” -
“Netzwerk Dua”, inteligjenca që mbron pronën tënde në Zvicër
Jeta në Zvicër
-
Linjat telefonike pediatrike në kantone për të shmangur mbipopullimin e urgjencave Viruse që qarkullojnë gjerësisht dhe zyrat e mjekëve të mbyllura gjatë pushimeve shpesh sjellin pritje të... -
Diskutohet roli i shtëpive të pleqve në asistimin e vdekjes në Lucern -
Orari i ri i SBB-së ka hyrë në fuqi sot me ndryshime të mëdha -
Mediumi zviceran shkruan për vizitën e Kurtit në Zvicër para zgjedhjeve të parakohshme -
Policia e Bernës në kërkim të një personi të rrezikshëm, situata në Reconvilier është qetësuar











